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Wie feiert man in China Weihnachten?

Während hierzulande der erste Schnee fällt und man sich in diesem Jahr coronabedingt auf ein eher ruhiges und besinnliches Fest im engsten Familienkreis einstellt, sieht Weihnachten im Fernen Osten ganz anders aus. In der Millionenstadt Hongkong beispielsweise ist Weihnachten kein religiös-kulturelles Familienfest, sondern vor allem ein Unterhaltungsevent und ein Anlass für ausgiebiges Shopping.
NPO, 22.12.2021

Hongkong in weihnachtlichem Glanz.

GettyImages, LeeYiuTung

Für die meisten Chinesen spielen christliche Feiertage keine große Rolle – für sie relevanter sind die Feste des chinesischen Kalenders. Allerdings macht sich der westliche Einfluss inzwischen zumindest in Bezug auf bestimmte Gebräuche auch im Land der Mitte und vor allem in den Millionenmetropolen Chinas bemerkbar. In der ehemaligen britischen Kronkolonie Hongkong und der ehemaligen portugiesischen Kolonie Macao sind der 25. und 26. Dezember sogar gesetzliche Feiertage.

Allerdings: Warum Weihnachten gefeiert wird und welche christlichen Traditionen damit zusammenhängen, dürften nur die wenigsten Chinesen wissen. Denn der Anteil der Christen liegt bei rund fünf Prozent der Bevölkerung, auch wenn dies immerhin rund 80 Millionen Menschen ausmacht. Für einen Großteil der Chinesen ist das größte Fest des Jahres daher nicht Weihnachten, sondern das chinesische Neujahrsfest.

Weihnachtsbetrieb in einer chinesischen Einkaufspassage.

GettyImages, baona

Maskenumzug und Weihnachtsschmuck

Für Chinesen ist daher Weihnachten eher ein Anlass zum Ausgehen oder Shopping, weniger ein besinnliches Fest. In einigen Städten finden zu dieser Zeit besonders viele Partys statt und man geht ausgiebig essen. In der Provinzhauptstadt Xi’an gibt es an Heiligabend eine Art Karnevalsumzug: Menschen verkleiden sich und setzen Masken auf und ziehen durch die Innenstadt.

Trotzdem findet man auch in den chinesischen Metropolen geschmückte Weihnachtsbäume, Kränze, bunte Lichter und Banner mit der "Merry Christmas" -Aufschrift. "Es gibt sogar eine Art Wettbewerb, welches Einkaufszentrum die schönste Weihnachtsdekoration hat", erzählt die seit 16 Jahren in Hongkong lebende Hamburgerin Anne Thiesen. Auch westliche Weihnachtsmusik dudelt in den Einkaufspassagen und Läden. Der mit der Vorweihnachtzeit verbundene Konsum erfreut sich auch in China wachsender Beliebtheit.

Winterfest und Tannenbaum

Dem westlichen Vorbild der Weihnachtsmärkte folgt auch das alljährliche Hongkonger Winterfest, das in diesem Jahr im neuen Kulturdistrikt West Kowloon stattfindet. Direkt vor dem neu-eröffneten Kunstmuseum M+, lockt ein Weihnachtsmarkt im Stil der europäischen Christkindlmärkte die asiatischen Besucher, für die die funkelnden Weihnachtshütten und -buden westliche Exotik ausstrahlen.

Highlight ist dabei ein 20 Meter hoher Weihnachtsbaum, der vor der Kulisse des berühmten Victoria Harbor und der Skyline von Hongkong in den Himmel ragt. Er ist sowohl für Einheimische als auch Touristen ein beliebtes Fotomotiv. Wer allerdings selbst einen echten Weihnachtsbaum erstehen will, der muss tief in die Tasche greifen: "Den teuersten Weihnachtsbaum, den ich bislang auf einem Straßenmarkt entdeckt habe, kostete umgerechnet 530 Euro", berichtet Thiesen.

Beliebtes Fotomotiv: Der 20 Meter hohe Weihnachtsbaum des Hongkonger Weihnachtsmarktes.

Gettyimages, LeeYiuTung

Was ein Apfel mit Weihnachten zu tun hat

Beim Weihnachts-Shopping beglücken sich die Menschen aber nicht nur selbst, auch das gegenseitige Beschenken zu Weihnachten wird zumindest von der jüngeren Generation praktiziert.

Eine typisch chinesische Weihnachtsgabe ist dabei der Weihnachtsapfel. Schon in der Vorweihnachtszeit findet man bei den Obsthändlern und in den Supermärkten massenhaft schön in Zellophan-Folie oder verzierte Schachteln eingepackte Äpfel. Auch mit Glückwünschen bedruckte Äpfel kann man dort erstehen – zu oft absurd teuren Preisen.

Der Brauch solcher Weihnachtsäpfel basiert auf der Tatsache, dass das chinesische Wort für Apfel "Pingguo" ähnlich klingt wie das Wort für Heiligabend – Pinganye.  Daraus wurde dann kurzerhand Ping’anguo – der Weihnachtsapfel. Typischerweise wird er als Weihnachtsgruß verschenkt.

Das chinesische Weihnachtsgeschenk sind mit Glückszeichen verzierte, teilweise horrend teure Äpfel.

Caitriana Nicholson via flickr, CC BY-SA 2.0

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Besinnliche Wintersonnenwende

Etwas Besinnlichkeit gibt es zur Weihnachtszeit aber auch in Hongkong. Denn wichtiger als das christliche Weihnachten ist für die chinesische Bevölkerung Hongkongs der 21. Dezember - die Wintersonnenwende. Weil sie den kürzesten Tag im Jahr markiert und ab dann die Tage wieder länger werden, gilt sie auch als Wendepunkt in der traditionellen chinesischen Philosophie. Demnach wird mit der wiederkehrenden Sonne das nach außen gerichtete Yang gegenüber dem Yin wieder stärker.

"Da kommen die Familien zusammen und feiern ein Fest, das im Grunde genommen an Thanksgiving erinnert", erzählt Thiesen. In Hongkong und dem Süden Chinas isst man dabei traditionellerweise Hammeleintopf und eine Suppe mit süßen Reisbällchen. Im Norden Chinas gehören Knödel zum typischen Wintersonnenwende-Essen.

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