Wissensbibliothek

Dünndarm: Faltenreicher Schlauch

Ist der Dünndarm wirklich dünn?

Ja, denn der Durchmesser dieses Verdauungsorgans beträgt nur etwa 2,5 Zentimeter. Der Dünndarm ist das längste und wichtigste Verdauungsorgan des menschlichen Körpers. Im Dünndarm läuft mit dem Abschluss der chemischen Verdauung der wichtigste Teil des Verdauungsvorgangs ab. Hier erfolgt die Aufspaltung der Nährstoffe durch die Verdauungsenzyme sowie ihre Resorption ins Blut über die fingerartigen Dünndarmzotten.

Die Dünndarmwand ist speziell dafür ausgestattet, möglichst effektiv zu verdauen und eine optimale Resorption der aufgeschlüsselten Nahrungsbestandteile zu erreichen. Insgesamt verweilt der Speisebrei etwa drei bis zehn Stunden im Dünndarm.

Wie lang ist der Dünndarm?

In entspanntem Zustand hat der Dünndarm (Intestinum tenue) eine Länge von sechs bis sieben Metern. Er liegt in zahlreichen übereinanderliegenden Schlingen in der Bauchhöhle zwischen Magen und Dickdarm und besteht aus drei Teilen. Der erste Teil ist der etwa 25 Zentimeter lange, wie ein C geformte Zwölffingerdarm (Duodenum), in den der Speisebrei durch den Schließmuskel des Magenpförtners aus dem Magen übertritt. Auch Ausführungsgänge aus Gallenblase und Bauchspeicheldrüse münden in den Zwölffingerdarm. Der Leerdarm (Jejunum), der etwa 2,50 Meter lang ist, verbindet den Zwölffingerdarm mit dem Krummdarm (Ileum), der eine Länge von etwa 3,60 Metern hat. Im Krummdarm wird die Aufnahme der abgebauten Nahrungsbestandteile in das Blut abgeschlossen.

Welche Schichten hat die Dünn-darmwand?

Genau wie andere Abschnitte des Verdauungskanals besteht auch die Dünndarmwand aus einer Muskelschicht, die sich aus ringförmigen und längs verlaufenden Lagen zusammensetzt. Die äußere Oberfläche des Dünndarms wird vom Bauchfell (Peritoneum) bedeckt, eine zweilagige Membran, die die Bauchhöhle innen auskleidet und die Bauchorgane umhüllt. Der zwischen den beiden Bauchfellschichten liegende Bauchfellraum enthält eine Flüssigkeit, die die äußerst beweglichen Bauchorgane Magen und Darm geschmeidig hält, damit sie bei ihrer Verdauungstätigkeit schmerzlos übereinander hinweggleiten können.

Über welche besondere Ausstattung verfügt der Dünndarm?

Die Dünndarmschleimhaut ist so aufgebaut, dass drei verschiedene Ebenen entstehen, auf denen die Prozesse Verdauung und Resorption mit größtmöglicher Effektivität ablaufen können. Diese Ebenen bestehen aus Ringfalten, Zotten und Mikrovilli und vergrößern die Darmoberfläche auf ungefähr 200 Quadratmeter, was etwa der Fläche eines Tennisplatzes entspricht.

Die Ringfalten: Der gesamte innere Umfang des Dünndarms ist durchzogen von ringförmig verlaufenden Falten (Kerckring-Falten). Sie erhöhen die Oberfläche für die chemische Verdauung und Resorption und zwingen den Speisebrei auf einen spiralig verlaufenden Weg, wodurch dessen Dünndarmpassage verlangsamt wird.

Die Zotten: In die Dünndarmlichtung ragen winzige, etwa einen Millimeter lange fingerartige Ausstülpungen, die Dünndarmzotten (Villi), hinein. Dadurch entsteht eine Oberfläche, die einem Frotteehandtuch ähnelt. Jede Zotte verfügt über ein eigenes Blutkapillarnetz und ein Lymphgefäß. Die Zotten tragen nochmals zur Vergrößerung der Resorptionsoberfläche bei. Außerdem befinden sich die Blutgefäße zum Abtransport der Nährstoffe in ihnen. Die Verbindung zum Lymphsystem findet auch über die Zotten statt.

Die Saumzellen: Die Zellen der Dünndarmschleimhaut einschließlich der Zotten tragen noch einmal winzige, haarähnliche Strukturen, die Saumzellen (Mikrovilli). Die Mikrovilli erhöhen nochmals die Resorptionsfläche. Auf ihnen befinden sich Verdauungsenzyme, die den Verdauungsprozess zum Abschluss bringen, so dass die Verdauungsprodukte von dort gleich resorbiert werden können.

Woher kommt der Verdauungssaft?

Ebenfalls in der Dünndarmschleimhaut liegen die Dünndarmdrüsen oder Krypten, die täglich ein bis zwei Liter wässerigen Dünndarmsaft produzieren. Der Dünndarmsaft stellt das Medium dar, worin die im Speisebrei vorhandenen Nährstoffe von den Enzymen auf den Saumzellen aufgeschlossen werden können.

Was nennt der Internist …

Ulcus duodeni? Das »Geschwür im Zwölffingerdarm« entwickelt sich aufgrund eines Ungleichgewichts zwischen vorhandener Säuremenge und den entsprechenden Schutzfaktoren der Darmschleimhaut meist bei gleichzeitiger Helicobacter-pylori-Infektion. Es geht mit ausgeprägten Oberbauchschmerzen einher, die sich nach Nahrungsaufnahme etwas bessern.

Morbus Crohn? Diese auch als Enteritis regionalis bezeichnete »chronisch-entzündliche Erkrankung des Dünn- und Dickdarms« verläuft schubförmig und geht mit teilweise heftigen Bauchschmerzen, schweren, manchmal blutigen Durchfällen, Gewichtsverlust, Fieber und Abszessen in der Analgegend einher.

Dünndarm-Invagination? Hier handelt es sich um die »Einstülpung eines Darmabschnitts in einen anderen«. Dieses akute Geschehen tritt meist bei Säuglingen und Kleinkindern auf und äußert sich in krampfartigen Bauchschmerzen, Erbrechen und Blutabgang. Es wird in der Regel operativ behoben.

Zöliakie? Diese auch Sprue genannte und durch das Getreideeiweiß Gluten hervorgerufene schwere Schädigung der Dünndarmschleimhaut führt zu einer massiven Aufnahmestörung aller Nährstoffe einschließlich der Vitamine und Mineralien. Es kommt zu ausgeprägten Mangelerscheinungen mit Anämie, Abmagerung und Muskelschwund. Therapeutisch steht eine glutenfreie Ernährung im Vordergrund.

Quantenmechanik
Wissenschaft

Pioniere im Quantenkosmos

Der Physiknobelpreis 2022 zeichnete drei Wissenschaftler aus, die mit ausgeklügelten Experimenten das Fundament zur Entwicklung von Quantentechnologien wie dem Quanteninternet gelegt haben

Der Beitrag Pioniere im Quantenkosmos erschien zuerst...

Schildkröte, Meer, schwimmend
Wissenschaft

Hilfe für das Plastik-Meer

In den Weltmeeren häuft sich immer mehr Plastikmüll an. Welche Schäden er anrichten kann, lässt sich noch gar nicht absehen. Forscher und Ingenieure sind alarmiert und suchen nach Wegen, um die Kunststoffreste wieder aus dem Wasser zu entfernen. von HARMUT NETZ Endlose Sandstrände, kristallklares Wasser, leuchtend bunte...

Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch