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Fünf kuriose Karnevals-Traditionen aus aller Welt

Mit der heutigen Weiberfastnacht beginnt in vielen Regionen die heiße Phase des Karnevals, die in den Umzügen zum Rosenmontag und Faschingsdienstag gipfelt. In Deutschland ist es an „Altweiber“ vielerorts üblich, dass Frauen den Männern die Krawatte abschneiden und ihnen Küsschen verpassen. Noch kurioser geht es aber beim Karneval in anderen Ländern zu. Von Orangenschlachten bis hin zur Bestattung eines Fisches ist alles an skurrilen Karnevals-Traditionen mit dabei. Wir stellen fünf ungewöhnliche Bräuche aus aller Welt vor.
AMA, 16.03.2023
Orangenschlacht in Ivrea
Orangenschlacht in Ivrea

© HarryBin, GettyImages

An Karneval wird noch einmal ausgelassen gefeiert, bevor mit Aschermittwoch die 40-tägige Fastenzeit beginnt. Doch was genau „ausgelassen feiern“ bedeutet, definiert jedes Land für sich selbst. Es verwundert also nicht, dass sich mit der Zeit allerhand verrückte Karnevals-Bräuche entwickelt haben, die so gar nichts mit den hierzulande vertrauten Kappensitzungen, Kostümen und dem Straßenkarneval zu tun haben.

Schlittenfahren in Finnland

Umzüge, Kostüme und Co. sind in Finnland kein großes Thema. Stattdessen wird dort jedes Jahr an Faschingsdienstag gerodelt. Richtig gelesen: Schlittenfahren ist die große Attraktion beim finnischen Karneval. Besonders Studenten gehen auf die Piste und warten mit aufwändigen, selbst gebauten Schlitten auf.

Die Tradition geht auf einen alten Aberglauben zurück, laut dem sich ausgiebiges Schlittenfahren positiv auf die kommenden Ernten auswirken soll. „Je weiter man mit seinem Schlitten kam, umso höher würde der Flachs wachsen und umso dicker die Steckrüben und die Weißrüben werden“, erklärt ein finnisches Tourismusmagazin. Und selbst wenn am Ende keine gigantischen Steckrüben dabei rauskommen, hatten die Leute immerhin Spaß beim Rodeln.

Orangenschlacht in Italien

Auch in Italien kommen die Menschen an Karneval zusammen, allerdings nicht zum Schlittenfahren, sondern mancherorts zum „Kämpfen“. In der Stadt Ivrea nahe Turin findet alljährlich an Rosenmontag eine große Orangenschlacht statt. Mehrere tausend Menschen, unterteilt in verschiedene Teams, bewerfen sich dabei gegenseitig mit Orangen. Damit der Nachschub nicht ausgeht, werden vorher tonnenweise Apfelsinen extra aus anderen Teilen Italiens herbeigebracht.

Im Zentrum der „Schlacht“ stehen prächtig geschmückte Wagen, auf denen sich einheitlich kostümierte Wagenlenker gegen das „Fußvolk“ verteidigen. Sie sollen die Soldaten eines im 12. Jahrhundert über die Stadt herrschenden Tyrannen darstellen. Die Orangen werfenden Angreifer repräsentieren das aufständische Volk, das jenen Herrscher einst aus der Stadt vertrieben hat.

Die Überlieferung besagt, dass eine Frau damals dem Tyrannen den Kopf abgeschnitten hat, weil er sich an ihr vergehen wollte. Als sie den Kopf dem Volk zeigte, vertrieb es die Adeligen aus der Stadt und bewarf sie dabei mit essbaren Wurfgeschossen. Zum Gedenken an diesen Sieg werden auch heute noch die vorbeiziehenden Wagen mit Orangen beworfen. Übrigens: Ganz so ungefährlich ist die nachgestellte Schlacht nicht. Trotz Helmen und Schutznetzen gibt es jedes Jahr einige Verletzte.

Karnevalsumzug auf Trinidad
Der Karneval des Inselstaates Trinidad und Tobago wirbt mit dem Slogan "Greatest Show on Earth"

Schoko-Bemalung in Trinidad

Auch fernab von Europa wird der Karneval gefeiert. Man denke nur an die riesigen Straßenumzüge von Rio de Janeiro. Doch auch die Bewohner des karibischen Inselstaates Trinidad und Tobago lassen es bei ausufernden Partys mit Tanz und ordentlich Rum gehörig krachen. Die wohl verrückteste Tradition findet dort aber an Rosenmontag statt. Dann bemalen sich die Inselbewohner gegenseitig mit allem Möglichen, Hauptsache es klebt gut: Rohölschlamm, Farbe, Lehm und sogar Schokoladensauce. Das Geschmiere soll für einen Tag die Kluft zwischen Arm und Reich überbrücken.

Hug beim Shrovetidefußball
Typische Szene beim Shrovetidefußball.

16 Stunden Fußball-Gerangel in England

Da in die Karnevals-Feierlichkeiten auch immer die Kultur des jeweiligen Landes miteinfließt, verwundert es nicht, dass im englischen Ashbourne auch Fußball dazugehört. An Faschingsdienstag und Aschermittwoch ist die gesamte Stadt im Fußballfieber. An beiden Tagen spielen die Bewohner jeweils acht Stunden lang gegeneinander. Doch von „normalem“ Fußball kann nicht die Rede sein. Beim dortigen „Shrovetide Football“ ist fast alles erlaubt, auch Schubsen, Drängeln und Fluchen.

Wer in welchem Team spielt, hängt davon ab, wer diesseits oder jenseits des Henmore Rivers lebt, der die Stadt teilt. Die Tore stehen unmittelbar am Ufer des Flusses, doch das Spielfeld erstreckt sich fast über die komplette Stadt. Der Ball ist stolze vier Kilogramm schwer und mit Kork und Sägespänen statt mit Luft gefüllt. Kein Wunder, dass im hitzigen Gefecht so einiges zu Bruch geht und viele Ladeninhaber vorsorglich ihre Schaufenster mit Brettern schützen.

Beerdigung der Sardine in Spanien

Etwas ruhiger geht es – zumindest am Aschermittwoch – in Spanien zu. Dort ist eine skurrile Tradition weit verbreitet, bei der eine überdimensionale Sardine aus Pappmaché bestattet wird. Die Sardine soll die Karnevalszeit symbolisieren, die dort zu Grabe getragen wird. In Schwarz gekleidet, begleiten die Trauergäste den Fisch bis hin zu einem zentralen Platz, wo er schließlich verbrannt wird. Woher genau der Brauch kommt, ist nicht ganz klar. Eine Theorie besagt, dass eine Gruppe Studenten den Brauch einst als Schabernack ins Leben gerufen hat.

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