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Wie groß ist der politische Einfluss von Elon Musk?
Als reichster Mann der Welt übt Elon Musk immense Macht aus. Mit der Übernahme des Kurznachrichtendienstes X (ehemals Twitter) im Jahr 2022 wuchsen seine Möglichkeiten noch weiter, mit wenigen Worten Einfluss auf das Weltgeschehen zu nehmen. Auch unterstützte er den Wahlkampf von US-Präsident Donald Trump mit über 250 Millionen Dollar. Trump bot Musk daraufhin sogar eine Führungsposition für eine zukünftige Präsidialkommission namens „Department of Government Efficiency“ (Abteilung für Regierungseffizienz) an. Doch auch in Deutschland nimmt Musk in letzter Zeit Einfluss auf die Politik.
„Klingt das für Sie nach Hitler?“
Der deutsche Einfluss des Milliardärs begann mit einem Post auf X, in welchem er auf ein Video der rechtsextremen deutschen Aktivistin Naomi Seibt reagierte. „Only the AfD can save Germany“ („Nur die AfD kann Deutschland retten“) liest der am 20. Dezember 2024 veröffentlichte Post von Musk. Nach dem Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Magdeburg forderte Musk außerdem Bundeskanzler Olaf Scholz auf, zurückzutreten, und bezeichnete ihn als „inkompetenten Narr“.
Am 28. Dezember folgte dann ein Gastbeitrag Musks in der Welt am Sonntag. In ihm versuchte er zu begründen, warum die AfD „der letzte Funke Hoffnung“ sei. Dazu schrieb Musk über Wirtschaft, Zuwanderung, Energiewirtschaft, politischen Realismus und Innovation. Auch führte Musk einen Grund an, warum die AfD seiner Meinung nach nicht rechtsextrem sein kann: „Die Darstellung der AfD als rechtsextrem ist eindeutig falsch, wenn man bedenkt, dass Alice Weidel, die Vorsitzende der Partei, eine gleichgeschlechtliche Partnerin aus Sri Lanka hat! Klingt das für Sie nach Hitler? Ich bitte Sie!“
Musk diese Bühne zu geben, war dabei keine leichte Entscheidung für die Welt-Redaktion. Ein Artikel des Spiegels dazu zeigt, wie sie darum rang, ob Musks Artikel veröffentlicht werden sollte oder nicht. Ulf Poschardt, der damalige Chefredakteur, widersetzte sich jedoch letzten Endes den kritischen Stimmen aus der Redaktion und druckte Musks Worte dennoch.
Auf Kuschelkurs mit der AfD
Damit jedoch nicht genug: Am 9. Januar lud Elon Musk die AfD-Parteivorsitzende Alice Weidel zu einem Live-Gespräch auf X ein, dem etwa 200.000 Zuschauer beiwohnten. Der Tech-Milliardär und Weidel redeten in knapp über einer Stunde unter anderem über die deutsche Politik, Kriege und den Mars – und lachten dabei immer wieder wie zwei Freunde. Auch in diesem Gespräch betonte Musk, dass nur die AfD Deutschland retten könne.
Am Samstag nach dem Gespräch teilte Musk dann noch einen Livestream des AfD-Parteitages. Die Übertragung erreichte bis Sonntag 7,2 Millionen Nutzer. Auf dem AfD-eigenen X-Account waren es hingegen nur 53.000 Nutzer. Sowohl mit dem Gespräch als auch mit dem Teilen des Livestreams verhalf Musk so Weidel und der AfD zu großer Reichweite. Aber ist das überhaupt rechtens?
„Grundsätzlich gilt ja Meinungsfreiheit, auch bei X“, erklärt die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann dazu in einer Regierungspressekonferenz. „In der Tat ist es so, dass Elon Musk versucht, durch seine Einlassung Einfluss auf die Bundestagswahl zu nehmen. Seine Meinung zu äußern, steht ihm, wie gesagt, frei. Diese Meinung muss man jetzt nicht teilen.“ Aber wie bedeutsam ist Musks Meinung?

Wie weit reicht Musks Einfluss?
Grundsätzlich kann Musk aufgrund seines Reichtums und durch seine Macht über den Kurznachrichtendienst X einen erheblichen Einfluss ausüben. Ein Beispiel: Nachdem Trump angekündigt hatte, dass Musk die Kommission „Department of Government Efficiency“ – kurz DOGE – leiten soll und Musk Memes über die Abkürzung DOGE teilte, stieg der Aktienpreis für eine oft mit Musk in Verbindung gebrachte Kryptowährung namens Dogecoin stark an.
Doch reicht diese Macht auch, um Einfluss auf die deutsche Politik und die Bundestagswahl zu nehmen? „Musk könnte Einfluss haben, weil es in Deutschland eine allgemeine Unzufriedenheit mit der mangelnden Digitalisierung, Bürokratie und der Wirtschaftskrise gibt“, erklärt Philipp David Darius vom Centre for Digital Governance gegenüber Euronews. „Er könnte vor allem die Legitimation der AfD bei liberaleren Wählern beeinflussen, die in ihm vielleicht ein unternehmerisches Charisma sehen.“
„Die AfD-Wähler brauchen Musk wahrscheinlich nicht, um die Gültigkeit ihrer Meinungen zu bestätigen, aber es schadet sicherlich nicht, wenn er sie unterstützt“, ergänzt Matthias Kettemann vom Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft. „Ich denke, Musks Handlungen tragen zur Polarisierung des politischen Diskurses bei.“
Warum das Ganze?
Aber warum macht Musk das überhaupt? Experten vermuten vor allem wirtschaftliche Absichten des Unternehmers. Seit dem Wahlsieg von Trump ist zum Beispiel der Wert der Tesla-Aktie – an der Musk etwas über 13 Prozent Anteile hat – um etwa 200 Milliarden US-Dollar gestiegen. Außerdem: „Als Tesla-Chef würde Musk etwa von den Zöllen auf chinesische Autos profitieren, die der künftige US-Präsident Trump bereits angekündigt hat. Trump, der E-Autos zunächst kritisch gegenüberstand, befürwortet diese nun – vermutlich aufgrund des Einflusses von Musk“, schreibt der Deutschlandfunk. Zusätzlich könnte Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX von staatlichen Aufträgen profitieren.
Wie viel Einfluss Musk tatsächlich auf die Politik sowohl in den USA als auch in Deutschland hat, lässt sich zwar noch nicht in konkreten Zahlen beantworten. Doch eins ist klar: „Elon Musks Reichtum und Einfluss scheinen nach Trumps Sieg bei den US-Präsidentschaftswahlen 2024 weiter zu wachsen“, sagt Jan Koch vom ARD-Studio New York.