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Wie sich Stress an Weihnachten vermeiden lässt

Obwohl die Weihnachtstage als besinnliches, harmonisches Familienfest gelten, ist Stress häufig vorprogrammiert. Doch der lässt sich vermeiden, sagt der deutsche Gesellschaftsforscher Marcel Schütz. Seine Tipps: Es muss nicht alles perfekt sein, das Programm sollte nicht komplett durchgetaktet werden, sondern jedem Familienmitglied genug Zeit zum Durchatmen lassen und (Streit-) Gespräche müssen nicht immer direkt vor allen ausgefochten werden.
AMA, 23.12.2022
Familiäre Weihnachtsfeier
Liegt es am vielen Essen, an der penetranten Weihnachtsmusik, der kitschigen Dekoration oder dem vom Kalender diktierten Harmoniezwang? Über die Feiertage ist ungetrübter Frohsinn für alle Beteiligten eher die Ausnahme.

© CasarsaGuru, GettyImages

Alle Jahre wieder… hängt der Haussegen schief. An den Weihnachtstagen, wenn Familien zusammenkommen, die in dieser Konstellation nur selten aufeinandertreffen, sind Stress und Ärger häufig an der Tagesordnung. Laut Gesellschaftsforscher Marcel Schütz von der Northern Business School in Hamburg muss das aber nicht sein. Er arbeitet derzeit an einem soziologischen Buch zum Weihnachtsfest und beschäftigt sich vor allem mit Beziehungen und Interaktionen rund um die Festtage. Das sind seine Tipps für ein stressärmeres Weihnachtsfest.

Erster Tipp: Nobody’s perfect

„Zu Weihnachten gibt es eine Art Erwartungsstau. Die kurze Zeit des Festes soll möglichst perfekt verbracht werden. Dass das mitunter anstrengend wird, liegt auf der Hand“, sagt Schütz. Perfektion ist alleine schon deshalb unmöglich, weil der Gastgeber es niemals jedem einzelnen Gast gleich recht machen kann.

„Man kann ein derart traditionsgetränktes Fest nicht für jeden Lebensstil und Geschmack genau passend aufziehen. Der eine hängt an der Weihnachtsmusik, der andere an der edlen Nordmanntanne. Die Kinder wollen Geschenke. Dem nächsten bedeutet all das nicht ganz so viel, dafür die freien Tage, die Gespräche und das Essen.“ Es jedem gleichermaßen recht zu machen, sollte also gar nicht erst das erklärte Ziel sein.

Zweiter Tipp: Nicht alles durchtakten

Im Perfektionswahn setzen viele Familien außerdem auf ein ambitioniertes Besuchsprogramm, das laut Schütz eher Stress als Besinnlichkeit verbreitet. Er rät stattdessen, sich zwanglos auf eine gute Mischung weihnachtlicher Beschäftigungen zu verständigen. Neben „Basis-Ritualen“ wie Gottesdienstbesuch, Weihnachtsessen oder Spaziergang sollten die Gäste auch Raum für Beschäftigungen erhalten, auf die sie gerade Lust haben. „Der eine Teil verzieht sich zum Plausch, der andere Teil schaut einen Film. Wieder andere wollen mal joggen, um den Kopf von all dem Kerzenduft und der Weihnachts-CD freizukriegen.“

Dritter Tipp: Gesittete Gespräche

Gerade weil sich Familien häufig nur zu bestimmten Anlässen wie Weihnachten komplett zusammenfinden, haben manche Gäste dann besonders viel Gesprächsbedarf. Aber die Themen sollten nicht gedankenlos platziert werden: „Man muss schauen, ob der Moment passt. Bei grundsätzlichen und politischen Themen können naturgemäß die alters- und lebensspezifisch unterschiedlichen Standpunkte hervortreten“, erklärt der Experte.

Schütz empfiehlt, während des Gesprächs vermehrt auf die Reaktion der anderen zu achten: Löse ich mit einem Thema Irritation oder Ärger aus, sollte ich es lieber umgehen oder konstruktiv abmoderieren. Sollte es doch zum Streit kommen, rät der Soziologe, diesen nicht vor den Augen aller auszutragen. Oft könne es helfen, sich den Streitpartner kurz zur Seite zu nehmen und Probleme persönlich miteinander zu klären.

Vierter Tipp: Das Wesentliche nicht aus den Augen verlieren

Und am wichtigsten: Wir sollten nicht vergessen, worum es an Weihnachten wirklich geht. „Ich denke, es kommt darauf an, dass man sich nach all dem Rennen und Rasen das ganze Jahr doch ein paar schöne, entspannte Momente gönnt, an die man sich noch lange erinnert. Man kann mit lauter Geschenken nicht so glücklich machen wie mit der Zeit, die man miteinander verbringt. Denn das wird man nicht immer haben“, sagt Schütz.

Wir sollten also vor lauter Stress und Perfektionismus nicht das Wesentliche – nämlich die gemeinsame Zeit – aus den Augen verlieren und versuchen, diese bestmöglich, aber trotzdem stressfrei zu nutzen.

Quelle: Northern Business School

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