wissen.de Artikel

Bodenerosion

Rillenerosion auf einer Bergwiese
Alexander Stahr
Wesentlicher Prozess des → Massenschurfs und → Massentransportes durch fließendes Wasser. Dieser Begriff stimmt nicht mit der geologischen oder geomorphologischen Definition von Erosion überein, da diese durch lineare Abtragungsprozesse bestimmt wird (z. B. durch Flüsse oder Gletscher). Die Abtragung des Bodens kann im Gegensatz zu dieser "normalen Erosion" flächenhaft und linear erfolgen. Im Englischen unterscheidet man daher "erosion" und "soil erosion". Der Begriff soil erosion wurde mit "Bodenerosion" ins Deutsche übertragen und meint nur Prozesse der Bodenabtragung, die von Menschen verursacht werden. Bei der Bodenerosion werden Flächen- oder Schichterosion, Rillenerosion, Rinnenerosion, Furchenerosion und Graben- oder Gullyerosion unterschieden.

Bodenerosion auf einem Weizenfeld
Alexander Stahr
Besonders anfällig gegenüber der Erosion oder Abspülung durch Wasser sind Böden mit hohem Schluffanteil (Korngrößen von 0,002-0,063 mm Durchmesser). Böden mit hohem Anteil an Ton (Korngrößen kleiner als 0,002 mm) weisen eine höhere Kohäsion auf, die einzelnen Bodenteilchen “kleben“ regelrecht aneinander. Böden mit hohem Gehalt an Sand (Korngrößen von 0,063-2,0 mm) haben ein höheres Korngewicht und eine günstigere Versickerungsrate, so dass im Fall von Ton- und Sandböden die Erosion durch Wasser gegenüber schluffigen Böden erschwert ist. Am wenigsten anfällig gegenüber Bodenerosion durch Wasser sind Böden aus Lehm, die eine ausgeglichene Verteilung aller Korngrößengruppen besitzen.

Schichterosion bewirkt einen allmählichen, flächenhaften Abtrag durch das Zusammenwirken von Regentropfenaufprall (Spritzerosion) und Oberflächenabfluss. Rillenerosion erfolgt durch fließendes Wasser in Mikrovertiefungen, die sich bei fortwährender Abspülung zu größeren Rinnen und Furchen ausweiten. Im Extremfall entstehen regelrechte Erosionsschluchten, die Gullys. Während sandige Böden das Niederschlagswasser gut versickern lassen und somit gegenüber der Wassererosion vergleichsweise unempfindlich sind, können sie sich dem Angriff des Windes wesentlich schlechter widersetzen. Feinere Korngrößen wie Ton und Schluff haften besser aneinander und werden somit weniger stark vom Wind ergriffen. Vor allem in Norddeutschland mit seinen sandigen Böden spielt die Winderosion eine bedeutende Rolle.

Bodenerosion auf Wanderwegen
Alexander Stahr
Wie bei der Begriffsdefinition bereits angedeutet, ist die Bodenerosion ein von Menschen verursachter Prozess. Hauptursache für die Bodenerosion ist die Zerstörung der natürlichen Vegetation. Ackerflächen sind über längere Zeit schutzlos Regen und Wind ausgeliefert. Hinzu kommt die Bodenerosion durch den Einsatz von landwirtschaftlichen Maschinen. Durch sie wird Bodenmaterial zum Ackerrand transportiert und angehäuft. Ihr Gewicht verdichtet zudem den Boden und führt zu vermehrtem Oberflächenabfluss. Ähnliches passiert beispielsweise auf stark von Planier- und Pistenraupen verdichteten Böden von Skipisten oder auf trittverdichteten Wanderwegen und Weideflächen.

Regenfälle führen zur Bodenerosion, wenn das Wasser bei starken Niederschlägen nicht mehr im Boden versickern kann, sondern oberflächlich abfließt. Ein Nieselregen oder ein Landregen mit vergleichsweise kleinen Tropfen richtet am Boden keinen Schaden an. Das Wasser befeuchtet den Boden langsam, um dann vollständig zu versickern. Bei einem Platzregen hingegen zerschlagen die großen Wassertropfen die Bodenstruktur an der Oberfläche; die Bodenpartikel, die zuvor noch Aggregate bildeten, werden hochgeschleudert und vom Wasser verspült. Diese Vorgänge bewirken die Verschlämmung des Bodens, was zur Folge hat, dass das Wasser noch schlechter versickern kann. Die Bodenerosion setzt schon bei einem Prozent Hangneigung ein. Je steiler ein Hang, desto größer wird die Abtragung. Am anfälligsten für Erosion sind unsere fruchtbarsten Böden, die Lößböden, da sie überwiegend aus Schluff bestehen. Nach und nach verschwindet durch Bodenerosion die Ernährungsgrundlage der Menschen. Und um neuen, nährstoffreichen Boden zu bilden, bedarf es je nach Umweltbedingungen und dem Gestein, aus dem er entsteht, bis zu mehreren tausend Jahren.

Mehr Artikel zu diesem Thema

Weitere Lexikon Artikel

Weitere Artikel aus der Wissensbibliothek

Weitere Artikel aus dem Wahrig Synonymwörterbuch

Weitere Artikel aus dem Wahrig Fremdwörterlexikon

Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch

Weitere Artikel aus dem Vornamenlexikon