Lexikon
Systemạtik
Biologie
die Lehre vom natürlichen System des Pflanzen- und Tierreichs; Teilgebiet der Botanik und Zoologie, dessen Aufgabe darin besteht, die in der Natur vorkommenden Arten (Species) festzustellen und sie in ein hierarchisches System verschiedener Kategorienstufen einzuordnen. Die sog. obligatorischen Kategorien sind in aufsteigender Folge Art (Species), Gattung (Genus), Familie (Familia), Ordnung (Ordo), Klasse (Classis), Stamm (Phylum). Dazu kommen viele Zwischenkategorien. Bei dem Bestreben, im „natürlichen System“ die Verwandtschaft der Arten auszudrücken, ist die Mehrdeutigkeit des Begriffs Verwandtschaft zu berücksichtigen.
Die Systematik geht von der Voraussetzung aus, dass der Ähnlichkeitsgrad zwischen den Lebewesen dem Verwandtschaftsgrad entspricht. Es können aber nur Ähnlichkeiten berücksichtigt werden, die auf gemeinsamem Ursprung beruhen. Die Möglichkeit, alle Lebewesen in ein natürliches System zu ordnen, ist ein Beweis für die Abstammungslehre, nach der das heutige Organismenreich einen Querschnitt durch den Prozess der Stammesentwicklung darstellt.
Da vor allem die Verschiedenheit der Entwicklungsgeschwindigkeit bedingt, dass die Gestaltähnlichkeit oft nicht der phylogenetischen Verwandtschaft entspricht, führt die Einteilung nach der Formverwandtschaft zu anderen Einteilungen als die nach der phylogenetischen Verwandtschaft. Darauf und auf der verschiedenen Bewertung der Formverwandtschaft in typologischen Systemen beruhen die oft erheblichen Unterschiede zwischen den gegenwärtigen Systemen. Zu den formalen Aufgaben der Systematik (oft als Taxonomie
bezeichnet) gehört auch die richtige Benennung der systematischen Kategorien (Nomenklatur). Sie werden mit lateinischen Namen bezeichnet; die Arten nach der von C. von Linné 1735 eingeführten sog. binären Nomenklatur in der Weise, dass dem Gattungsnamen der (vielfach adjektivische) Artname angefügt wird; z. B. heißt innerhalb der Gattung Apis (Biene) die Honigbiene Apis melifica (die Honig Machende).
Taxonomie: Hundsrose
| Reich | (Regnum) | Pflanzen | |
| Unterreich | (Subregnum) | Gefäßpflanzen | Cormophyta |
| Abteilung | (Divisio) | Samenpflanzen | Spermatophyta |
| Unterabteilung | (Subdivisio) | Bedecktsamer | Angiospermae |
| Klasse | (Classis) | Zweikeimblättrige | Dicotyledonae |
| Ordnung | (Ordo) | Rosenartige | Rosales |
| Familie | (Familia) | Rosengewächse | Rosaceae |
| Gattung | (Genus) | Rose | Rosa |
| Art | (Species) | Hundsrose | Rosa canina |
Taxonomie: Möwe
| Reich | (Regnum) | Tiere | |
| Unterreich | (Subregnum) | Vielzeller | Metazoa |
| Abteilung | (Divisio) | Vielzeller im engeren Sinne | Eumetazoa |
| Stamm | (Phylum) | Chordatiere | Chordata |
| Unterstamm | (Subphylum) | Wirbeltiere | Vertebrata |
| Klasse | (Classis) | Vögel | Aves |
| Ordnung | (Ordo) | Wat- und Möwenvögel | Charadriiformes |
| Unterordnung | (Subordo) | Möwenartige | Lari |
| Familie | (Familia) | Möwenvögel | Laridae |
| Unterfamilie | (Subfamilia) | Larinae | |
| Gattung | (Genus) | Möwen | Larus |
| Art | (Species) | Silbermöwe | Larus argentatus |
Geschichte
Aristoteles nahm eine Großeinteilung von Tier- und Pflanzenreich nach auffälligen Merkmalen vor (z. B. Bluttiere – Blutlose; Bäume – Sträucher – Kräuter). Bei Plinius ist die Organismenwelt nach Größe, Auffälligkeit und ähnlichen Kriterien geordnet. K. Gesner und U. Aldrovandi überlieferten Beschreibungen der zu ihrer Zeit bekannten Tiere, wobei bei Aldrovandi schon Ansätze zu einer Systematisierung zu erkennen sind. Einen großen Wert haben diese Werke durch die ausgezeichnete Bebilderung. In der Botanik schuf A. Cesalpino ein künstliches System, indem er eine Einteilung nach den Früchten vornahm. Aufgrund allgemeiner Ähnlichkeiten suchte K. Bauhin ein natürliches Pflanzensystem zu erstellen. J. Jungius stellte Regeln für die Artdiagnose auf. J. P. de Tournefort gab in seinem System genaue Gattungsdiagnosen; er führte die Begriffe Klasse und Sektion als höhere Kategorien ein. J. Ray fasste den Artbegriff als Fortpflanzungsgemeinschaft.
Aristoteles
Aristoteles
© wissenmedia
Auf diesem Artbegriff fußend, begründete C. von Linné die moderne Systematik. Die wichtigste Neuerung war die konsequente Durchführung der binären Nomenklatur, wodurch jede Art in dem System durch Gattungs- und Artnamen festgelegt wurde. Verwandte Gattungen fasste er in Ordnungen, Ordnungen in Klassen zusammen. Die von ihm aufgestellten Systeme der Organismen waren künstliche Systeme; das der Pflanzen wurde nur nach der Ausbildung der Sexualorgane aufgestellt, berücksichtigte also nur ein Merkmal; das der Tiere unterschied 4 Wirbeltierklassen, fasste aber das Gros der Tierarten in nur 2 Klassen zusammen.
B. de Jussieu schuf das erste natürliche Pflanzensystem, indem er die Pflanzenarten charakterisierte und Familien aufgrund bestimmter Merkmale zu größeren Einheiten zusammenfasste. A. P. de Candolle und S. Endlicher bauten dieses System weiter aus. J.-B. de Lamarck stellte 10 Klassen wirbelloser Tiere auf, die G. de Cuvier zueinander unter vergleichend-morphologischen Gesichtspunkten in 4 Kreisen in Beziehung setzte. Durch die Begründung der Abstammungslehre (Deszendenztheorie) durch C. R. Darwin 1859 wurde die Systematik auf eine neue Grundlage gestellt, indem jetzt ein natürliches System Ausdruck der verwandtschaftlichen Beziehungen sein soll. Zahlreiche Forscher haben Anteil an der Vervollkommnung des natürlichen Pflanzensystems, u. a. A. Braun, A. W. Eichler, A. Engler und R. von Wettstein. In der Zoologie geht die heutige Anordnung der Formen in 28–30 natürliche Gruppen (Tierstämme) u. a. zurück auf E. Haeckel, B. Hatschek und K. Heider.
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