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Tropischer Wirbelsturm

Der Geburtsort der tropischen Wirbelstürme, auch → Zyklone genannt, sind die warmen Meere der Tropen zwischen dem 10. und 20. Breitengrad. In den Gebieten, in denen tropische Wirbelstürme auftreten, führen sie die unterschiedlichsten Namen: → Hurrikans nennt man die vom nördlichen Atlantik kommenden Wirbelstürme in Nord- und Mittelamerika und in der Karibik. Ihre Kinderstube liegt vor der afrikanischen Küste, in der Nähe der Kapverdischen Inseln. Auf der pazifischen Seite Mexikos heißen die Hurrikane → Cordonazos. Aus dem nördlichen Pazifik, den Gewässern um China und Japan, sind die → Taifune bekannt. Im tropischen Norden Australiens tragen sie die Bezeichnung → Willy-Willies. Wirbelstürme im Bereich der Philippinen heißen → Baguios und im Golf von Bengalen nennt man sie Zyklone oder Bengalen-Zyklone. Im südlichen Indischen Ozean erreichen sie häufig Madagaskar und haben dort die Bezeichnung → Mauritiusorkane.

Tropische Wirbelstürme sind gigantische Gebilde aus rotierenden Luftsäulen. Ihre Wolken können bis zu zweieinhalb Billionen Tonnen Wasser pro Tag transportieren. Das Auffälligste an ihnen ist das wolkenlose “Auge“ im Zentrum der Wolkenspirale. Auch in den gemäßigten Breiten gibt es Wirbelstürme, die auch als → Orkane oder Winterstürme bezeichnet werden. Ihre Entstehung unterscheidet sich aber deutlich von derjenigen der tropischen Wirbelstürme. Tropische Wirbelstürme sind Tiefdruckgebiete der Tropen mit sehr niedrigem Kerndruck und einem Durchmesser von mehreren hundert Kilometern. Sie erreichen jedoch nicht den Umfang von Tiefdruckgebieten der gemäßigten Breiten. Aufgrund des deutlich stärkeren Druckgefälles zum Zentrum werden sie aber von höheren Windgeschwindigkeiten begleitet als diese. In tropischen Wirbelstürmen weht der → Wind oft mit 200 km/h pro Stunde und mehr. Dabei umschließt das Sturmfeld das 8-40 km breite Zentrum des Wirbels ringförmig. Es ist das Auge der tropischen Wirbelstürme oder Zyklone. Im wolkenarmen Auge herrscht nahezu Windstille.

Die Entstehungsorte der meisten Hurrikane, Taifune oder Zyklone sind die ruhigen, warmen Meere der Tropen im Bereich der innertropischen Konvergenz zwischen dem 10. und 15. Breitengrad. Sie speichern die großen Wärme- und Wasserdampfmengen, die zur Wirbelsturmbildung nötig sind. Dafür müssen die Wassertemperaturen mindestens 27 °C betragen. Das ist im Spätsommer und im Frühherbst der Fall. Über dem Meer lagert dann feuchtwarme Luft. Die aufsteigende Warmluft gelangt schnell in die Höhe, wobei der enthaltene Wasserdampf kondensiert und große Mengen an Energie freisetzt. Man nennt diese Energie “latente Wärme“. Durch sie wird die Warmluft noch weiter aufgeheizt und zum fortgesetzten Aufstieg gezwungen. Es bilden sich hochaufgetürmte Gebirge aus Cumulonimbuswolken. Darunter entsteht ein Tiefdruckgebiet, in das immer mehr Luftmassen von allen Seiten her hineinströmen. Durch die → Corioliskraft werden die herbeiströmenden Winde in Rotation versetzt - auf der Nordhalbkugel gegen und auf der Südhalbkugel mit dem Uhrzeigersinn. Das Tief wird durch den rapiden Luftdruckabfall intensiviert, der Wirbel bis zum voll ausgebildeten Hurrikan angetrieben.

Das Auge ist von einer tiefhängenden Wolkenwand umschlossen, in der die höchsten Windgeschwindigkeiten herrschen. Aus ihr gehen sintflutartige Regenfälle nieder. Sobald sich ein Wirbelsturm entwickelt hat, zieht er mit der vorherrschenden Luftströmung nach Westen, um später in eine nordwärts gerichtete Bahn einzuschwenken. Wenn sich ein Hurrikan oder Taifun über dem Festland verirrt, verliert er durch die Reibungseinflüsse der Erdoberfläche und die fehlende Warmwasserheizung des Meeres zunehmend an Energie. Diese reicht jedoch vorerst noch immer aus, um starke Schäden zu verursachen. Auch kühlere Meeresgebiete und gegenläufige Winde in unterschiedlichen Höhen führen zum Energieverlust bis hin zum Zusammenbruch des Wirbels.

Zerstörerische Elemente:

Es werden drei zerstörerische Elemente eines tropischen Wirbelsturms unterschieden: die Flutwellen, die Starkregen und die enormen Windgeschwindigkeiten.

Je stärker der Wirbelsturm, umso mächtiger ist die Brandung. Von dem gewaltigen Unterdruck im Wirbelzentrum von mitunter weniger als 900 Hektopascal (hPa) wird das Meerwasser angehoben und durch die hohe Windgeschwindigkeit vor dem Wirbel hergeblasen. Man muss sich dabei vorstellen, dass der Luftdruck in Meereshöhe bei 1013,2 hPa liegt und eine Druckdifferenz von 40 hPa zwischen dem Innern eines Tornados und der umgebenden Luft ein Haus explodieren lässt. Die Hebung des Wassers zu einem “Wasserdom“ kann im Umkreis von 80 Kilometern erfolgen. Eine dadurch erzeugte Flutwelle ist in der Lage, gewaltige Schäden anzurichten. Neben Zerstörungen an Gebäuden oder Verkehrswegen nehmen Ackerflächen Schaden durch das Salzwasser. Flutwellen sind ohne Zweifel das gefährlichste Element des Wirbelsturms, da sie die Mehrzahl der Sachschäden verursachen und die meisten Todesopfer fordern.

Das zweite zerstörerische Element eines Wirbelsturms sind die starken Regenfälle. Aus den Wolkenmassen können innerhalb von 24 Stunden Regenmengen fallen, die den mittleren Jahresniederschlagsmengen von Deutschland entsprechen. Und dies, obwohl ein tropischer Wirbelsturm beim Übergang vom Meer auf das Land durch den stärkeren Reibungseinfluss und der fehlenden “Warmwasserheizung“ schnell an Energie verliert. Die ungeheuren Niederschlagsmengen führen im Binnenland zu weiten Überschwemmungen und umfangreichen Sachschäden.

Letztendlich können auch die Winde selbst stärkste Schäden verursachen. Sie bewegen sich mit Durchschnittsgeschwindigkeiten von 120 km/h über Meer und Land. In Wirbelstürmen wurden jedoch schon mittlere Windgeschwindigkeiten von mehr als 60 m/s gemessen. Das entspricht dem Doppelten von → Windstärke 12, und da der Winddruck mit dem Quadrat der Geschwindigkeit zunimmt, entspricht dies der vierfachen Zerstörungskraft. Viele Gebäude halten dieser ungeheuren Kraft nicht stand. Autos wirbeln umher wie Spielzeug, und Menschen, die sich im Freien aufhalten, werden durch umherfliegende Trümmer verletzt oder erschlagen.

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