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Baumwolle und Co.: Die Modemacher

Was hat der Maulbeerbaum mit der Gewinnung von Seide zu tun?

Der Weiße Maulbeerbaum (Morus alba var. alba) ist die Futterpflanze des Seidenspinners (Bombyx mori), dessen Raupen es auf die teils ganzrandig eiförmigen, teils drei- bis fünflappigen Blätter abgesehen haben. Die Kokons des Schmetterlings wiederum stellen die Basis für die Produktion kostbarer Seide dar.

Der Weiße Maulbeerbaum stammt ursprünglich aus China, wo er seit Jahrtausenden für die Seidenraupenzucht genutzt wird. Die etwa 15 Meter hoch werdenden Bäume bilden meist eine hohe, recht schmale Krone aus. Im Alter wechselt die zunächst graugrüne bis rötlich braune Rinde zu Orangebraun. Aus den unscheinbaren Blüten, die in den Blattachseln der jungen Triebe erscheinen, bilden sich weiße, später gelbliche oder hellrosafarbene Früchte, die einer Brombeere ähneln. Sie sind zwar essbar, schmecken jedoch eher fade. Deshalb trocknet man sie und nutzt sie wie Rosinen.

Stammt die Baumwolle tatsächlich von einem Baum?

Nein, von einer Staude. Zwei der heute angebauten Arten bzw. Varietäten kommen ursprünglich aus Asien und Afrika: die einjährige Gewöhnliche Baumwolle (Gossypium herbaceum var. herbaceum) sowie die Baumförmige Baumwolle (Gossypium arboreum). In Amerika beheimatet sind die Amerikanische Baumwolle (Gossypium hirsutum var. hirsutum) und die Westindische Baumwolle (Gossypium barbadense var. barbadense). Bei beiden handelt es sich um einjährig kultivierte Stauden.

Sie alle produzieren Samen, deren Samenschale bis zu vier Zentimeter lange Samenhaare entspringen; diese treten beim Öffnen der reifen Kapselfrüchte wie große, dichte Wattebäusche hervor. Diese einzelligen Samenhaare zeigen sich beim genauen Hinsehen als abgeflachte Bänder, die spiralig in sich verdreht sind. Letzteres trägt zur Stabilität der hauptsächlich aus Cellulose bestehenden Haare bei, die als Lintfasern bezeichnet und zu Baumwolle versponnen werden.

Übrigens: Längst nicht alle der knapp 40 Baumwollarten bilden Samenhaare aus, aus denen sich Baumwolle gewinnen lässt. Welche sich für die Herstellung von Textilien eignen, das fanden die Menschen schon vor Jahrtausenden heraus. Wie archäologische Funde zeigen, wurde Baumwolle im Industal bereits 3000 v. Chr. verarbeitet, in Peru spätestens ab 2500 v. Chr.

Wie wird Baumwolle gewonnen?

Etwa vier Wochen nach der Bestäubung ist die Kapsel herangereift und springt von der Spitze her auf. In sog. Billiglohnländern laufen die Erntehelfer mehrmals durch die Plantagen, um die Wattebäusche der ungleichmäßig reifenden Früchte per Hand zu pflücken. In Ländern, in denen die Arbeitskraft vergleichsweise teuer ist, z. B. in den USA, kommen dagegen Erntemaschinen zum Einsatz.

Die Lintfasern, die als Textilrohstoff dienen, werden je nach Art und Sorte zwei bis vier Zentimeter lang. Sie müssen zunächst gereinigt werden, indem man maschinell die Samen abtrennt. In einem weiteren Schritt werden die nur wenige Millimeter langen Grundfasern des Samens, die »Linters«, in Spezialmaschinen abgeschieden und z. B. als Polstermaterial oder in der Celluloseindustrie verwendet.

Welche alte Kulturpflanze wurde von der Baumwolle verdrängt?

Der Saatlein (Linum usitatissimum), aus dem Leinen hergestellt wird. Die begehrten Fasern werden aus den Stängeln des Saatleins gewonnen. Um sie zu isolieren, bedarf es vieler Arbeitsgänge: Zunächst wird der Saatlein gerauft, d. h., samt Wurzeln aus dem Boden gezogen. Dann werden die Stängel geriffelt, also mit einem Kamm von Blättern und Samenkapseln befreit. Beim Rösten oder Rotten löst man die Fasern heraus. Entweder setzt man die Leinstängel dazu wochenlang direkt auf dem Feld Tau und Regen aus oder man schichtet sie in große Bottiche mit warmem Wasser. Dadurch quellen die Stängel auf, es lösen sich verschiedene Stoffe, Mikroorganismen wachsen und bauen die Kittsubstanzen ab, welche die Fasern mit den Holzteilen im Stängel verkleben. Es folgt das Brechen, bei dem die Stängel mehrfach geknickt werden, um die Holzbestandteile zu zerkleinern. Beim anschließenden Schwingen werden sie vollständig entfernt. Im letzten Schritt, dem Hecheln, entwirrt und glättet man die Fasern mithilfe von Nadelkämmen. Der feine, reine Flachs ist jetzt bereit zum Verspinnen.

Wachsen Maulbeeren auch hierzulande?

Ja, alte Weiße Maulbeerbäume (Morus alba) sind in Deutschland noch vereinzelt zu finden. Sie sind die Überbleibsel des Versuchs, die lukrative Seidenraupenzucht auch hierzulande zu etablieren. Besonders im 18. Jahrhundert wurden unter Friedrich dem Großen (1712 bis 1786) gezielt Maulbeerbäume angepflanzt, u. a. in Alleen, auf Marktplätzen und Schulhöfen. Den Anstrengungen war jedoch wenig Erfolg beschieden: Um 1850 wurde die Seidenproduktion eingestellt, nachdem Krankheiten die Seidenraupen dahingerafft hatten.

Häufiger ist der Schwarze Maulbeerbaum (Morus nigra), der wegen seiner saftigen, süßen Früchte geschätzt wird. Sie können zu Dessert, Marmelade oder Sirup und sogar zu Wein verarbeitet werden.

Wussten Sie, dass …

der Maulbeerbaum medizinisch genutzt wird? Drogen aus Blättern und Früchten des Baums werden als leichtes Abführmittel und bei Atemwegskatarrhen eingesetzt.

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