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Dialyse: Hilfe bei Nierenversagen

Was ist eine Dialyse?

Eine Reinigung des Bluts, d. h. das Entfernen von schädlichen Stoffwechselprodukten aus dem Blut. Diese »Blutwäsche« wird in einem externen Gerät, dem sog. Dialysator, vorgenommen, sofern die natürliche Nierenfunktion stark gestört ist.

Dabei wird das Blut des Patienten aus der Arterie eines Arms entnommen, am Dialysator vorbeigeleitet und in eine Vene des Arms zurückgeführt. Im Dialysator findet die eigentliche Reinigung des Blutes statt. Bei der Dialyse wird das gesamte Blut des Patienten – durchschnittlich fünf Liter bei einem Erwachsenen – etwa sechsmal durch die künstliche Niere gepumpt. Eine Dialysesitzung dauert mehrere Stunden und muss drei- bis viermal wöchentlich durchgeführt werden. Wegen der Häufigkeit der erforderlichen Behandlungen bekommt der Patient einen künstlichen Gefäßzugang.

Wie funktioniert die Dialyse?

Die im Blut vorhandenen Schadstoffe treten in eine Salzlösung über (das Dialysat), können aber nicht ins Blut zurückkehren. Im Dialysator fließen Dialysat und Blut in entgegengesetzter Richtung aneinander vorbei, bleiben aber durch eine semipermeable (halbdurchlässige) Membran getrennt. Halbdurchlässig bedeutet, dass kleine Moleküle und Ionen hindurchtreten können, große nicht. Da die Konzentration an Schadstoffen und Ionen im Blut größer ist als im Dialysat, treten diese Stoffe ins Dialysat über, in dem Bestreben, einen Konzentrationsausgleich herzustellen. Größere Moleküle wie Proteine im Blut durchdringen die Membran nicht.

In den häufig verwendeten Kapillardialysatoren fließt das Dialysat in einem Rohr. Durch dieses Rohr führen etwa 10 000 Hohlfasern von etwa 0,2 Millimetern Dicke. In diesen Kapillaren strömt das Blut, außen an den Kapillaren fließt das Dialysat vorbei. Die Wände der Kapillaren sind die Membranen, an denen der Stoffaustausch stattfindet. Sensoren überprüfen u. a., ob Blut in das Dialysat gelangt ist oder ob Luftblasen im Blut sind. Überprüft werden zudem Temperatur, Druck sowie die Flüssigkeitsmenge, die dem Blut entzogen wurde.

Kann Dialyse die Nieren vollständig ersetzen?

Nein, auf Dauer ist niemand ohne zumindest eine funktionsfähige Niere lebensfähig. Die künstliche Niere kann dem Patienten bei Nierenversagen das Leben retten, besonders, wenn nicht sofort eine Spenderniere zur Transplantation zur Verfügung steht. Trotzdem ist die Dialyse keine Dauerlösung.

Da die künstliche Niere die echte nicht vollständig ersetzen kann, sammeln sich Schadstoffe allmählich im Blut an. Bei lang andauernder Behandlung sind daher schwere Nebenwirkungen wie Gelenkschmerzen und hoher Blutdruck zu befürchten. Durch Letzteres steigt auch die Gefahr eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls. Zu bedenken sind zudem die Einschränkung der Bewegungsfreiheit durch die mehrstündige Dialyse mehrmals in der Woche und die sich daraus ergebenden psychischen Folgen.

Welche Funktionen haben die Nieren?

Ohne Zweifel gehört die Bildung des Harns, mit welchem der Körper das Blut reinigt, unnütze und schädliche Stoffe aus dem Blut entfernt und an die Außenwelt abgibt, zu den wichtigsten Funktionen der Nieren.

Ebenso wichtig und mit der Reinigungsfunktion eng verwandt ist das Konstanthalten der Zusammensetzung des Blutes. Die Nieren entfernen Abfallstoffe wie Harnstoff aus dem Blut, aber auch überschüssige Ionen wie Kochsalz oder Phosphate, die in bestimmten Mengen zwar notwendig sind, aber nicht im Übermaß auftreten dürfen. Durch diese Regulierung der Ionenkonzentration halten die Nieren auch den pH-Wert (den Säuregehalt) des Bluts konstant. Blut ist mit einem pH-Wert von etwa 7,4 leicht basisch. Selbst ein geringes Absinken auf den pH-Wert 7,0 – oder entsprechend ein zu hohes Anwachsen – kann tödlich sein, da viele Enzyme des menschlichen Körpers ihre Arbeit dann nicht mehr erledigen können.

Eine weitere Aufgabe der Nieren ist das Überwachen der Zusammensetzung des Blutzuckers. Durch die Abgabe von Hormonen tragen sie zudem zur Regulation des Blutzuckerspiegels bei.

Übrigens: Einige der Aufgaben, die beim Menschen die Nieren innehaben, werden bei anderen Wirbeltieren wie Fischen oder Vögeln von anderen Organen übernommen.

Wussten Sie, dass …

jede der beiden Nieren etwa sechs mal vier mal zwölf Zentimeter misst und ein Gewicht von rund 120 bis 200 Gramm hat?

das gesamte Blut des menschlichen Körpers in etwa fünf Minuten einmal durch die Nieren geflossen ist und gereinigt wurde?

die Nieren pro Minute 125 Milliliter Primärharn bilden? Daraus entstehen täglich etwa 1,5 Liter Endharn, der ausgeschieden wird.

Was ist Osmose?

Als Osmose wird der Durchtritt von Stoffen durch eine poröse Wand, eine sog. Membran, bezeichnet. Sie ist ein wesentlicher Prozess für die Reinigung des Bluts von Abfallstoffen, etwa in einer Niere.

Trennt eine Membran zwei Flüssigkeiten unterschiedlicher Zusammensetzung (z. B. reines Wasser auf der einen und eine Salzlösung auf der anderen Seite), so beginnen die Salzmoleküle, durch die Membran hindurchzutreten. Auch Wasser tritt durch die Membran, aber von beiden Seiten in etwa derselben Menge. Das Salz beginnt sich im ehemals reinen Wasser anzureichern, bis auf beiden Seiten dieselbe Salzkonzentration erreicht ist. Danach gibt es immer noch einen Stoffaustausch durch die Membran, aber dieser ist so gering, dass sich das Konzentrationsgleichgewicht nicht ändert, es sei denn, es wird von außen gestört. Dann beginnt der Ausgleichsvorgang von neuem.

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