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Infektionskrankheiten: Vorsicht, Ansteckungsgefahr!

Warum werden wir krank?

Die Körpermaschinerie arbeitet nicht immer perfekt. Ab und zu schleichen sich Fehler ein und es kommt zu Ausfällen. Diese Abweichung vom Normalzustand wird als Krankheit bezeichnet. Der menschliche Organismus wird von zwei Hauptgruppen von Erkrankungen betroffen, den Infektionskrankheiten und den nicht übertragbaren Krankheiten, die lokal, also nur in einem bestimmten Körperbereich, oder im ganzen Körper auftreten können.

Infektionskrankheiten werden von parasitären Organismen verursacht, die die natürlichen körpereigenen Verteidigungsmechanismen überwinden und in den Organismus eindringen, wo sie wachsen und sich vermehren. Sie werden auch als Pathogene oder Erreger bezeichnet. Die meisten Infektionskrankheiten sind von Mensch zu Mensch übertragbar.

Welche Krankheitserreger gibt es?

Die häufigsten Krankheitserreger sind Mikroorganismen, also Viren und Bakterien, aber ebenso Einzeller und Pilze. Auch wenn die meisten Erreger zu den Mikroorganismen gehören, ist es jedoch keinesfalls so, dass alle Mikroorganismen beim Menschen Krankheiten hervorrufen. Typischerweise beeinträchtigen Mikroorganismen die Zellfunktion oder sondern zellschädigende Giftstoffe (Toxine) ab. Diese Aktivitäten der Mikroorganismen und die entsprechenden Reaktionen des Immunsystems führen dann zur Herausbildung der typischen Zeichen und Symptome einer Erkrankung. Andere Pathogene sind etwas größere tierische Organismen (z. B. Egel, Bandwürmer oder Läuse), die auf der Haut, in Darm, Leber, Blut und anderen Körperbereichen leben.

Auf die Phase des Eindringens eines Krankheitserregers erfolgt die Inkubationszeit, die je nach Erreger einen Zeitraum von Stunden bis zu Jahren umfassen kann, bevor die Erkrankung schließlich zum Ausbruch kommt.

Wie breitet sich eine Erkrankung aus?

Die meisten Infektionskrankheiten sind übertragbar, d. h., sie können, hauptsächlich während der Inkubationszeit, von einer zur anderen Person weitergegeben werden. Dies geschieht entweder durch direkten Kontakt mit einem Infizierten, z. B. durch Geschlechtsverkehr, oder durch indirekten Kontakt, z. B. durch Verzehr einer Speise, die mit einer infizierten Person in Berührung gekommen ist. Andere Übertragungsmöglichkeiten sind die Tröpfcheninfektion durch Anhusten oder Anniesen, infizierte Bluttransfusionen oder die Verwendung von nicht sterilen Injektionsnadeln. Einige übertragbare Krankheiten, z. B. der Schnupfen, sind hochansteckend. Sie werden sehr leicht von einer Person zur andern übertragen; d. h. sie besitzen eine hohe Kontagiosität. Die meisten Menschen, die Infektionskrankheiten weitergeben, weisen auch selbst die Symptome und Zeichen der Krankheit auf. Es kann jedoch auch vorkommen, dass sich bei einzelnen Infizierten die Krankheit zwar (noch) nicht zeigt, dass die Erreger aber dennoch weitergegeben werden können. Diese Menschen werden Keimträger genannt. HIV-Infektionen und Hepatitis B und C werden häufig durch solche Keimträger weitergegeben.

Können nur Menschen Krankheiten übertragen?

Nein. Bei einer kleinen Anzahl von Krankheiten, so z. B. Malaria, erfolgt die Übertragung auch durch Tiere, die als Überträger bezeichnet und ihrerseits nicht von der Krankheit betroffen werden. Tetanus – bekannt als Wundstarrkrampf – wird von den Sporen des Tetanusbazillus verursacht, die sich in verunreinigter Erde befinden und meist über kleine Hautverletzungen in den Organismus eindringen können.

Was bedeutet Virulenz?

Der medizinische Begriff bezeichnet die Infektionskraft eines Erregers. Die Virulenz dient als Maßstab für seine Aggressivität und richtet sich nach der Anzahl der Erkrankten (Morbidität) oder der Todesfälle (Mortalität) bei einer bestimmten Erkrankung. Einige Erkrankungen oder Bakterienstämme, die zu Erkrankungen führen, sind besonders virulent. Je nach Schwere erfolgt die Überwindung einer Infektionskrankheit durch die Aktivität des körpereigenen Immunsystems oder durch zusätzliche Unterstützung von außen in Form von Medikamenten, insbesondere Antibiotika.

Was ist ein Symptom?

Jede Erkrankung betrifft den Körper auf die ihr eigene Weise und bildet charakteristische Symptome und Zeichen aus. Als Symptome werden die Ausdrucksformen einer Krankheit bezeichnet, die vom Betroffenen subjektiv bemerkt und einem Mediziner oder Therapeuten mitgeteilt werden. Krankheitszeichen werden hauptsächlich von einem Arzt oder Therapeuten registriert. Die Symptome und Zeichen führen dann zusammen mit der medizinischen Vorgeschichte des Patienten, der so genannten Anamnese, zur Benennung des Krankheitsbilds (Diagnose), so dass nun eine geeignete Behandlung (Therapie) eingeleitet werden kann.

Wo leben die Bakterien?

Bakterien, die kleinsten lebenden Organismen, halten sich zu Abermilliarden nicht nur in Boden, Luft und Wasser, sondern auch auf und im menschlichen Körper auf, wo sie ihn bei vielen Aufgaben unterstützen. Krankheits erregende Bakterien werden Keime genannt und schaden dem Körper durch die Ausschüttung von Giftstoffen. Diese Gifte beeinträchtigen die Zelltätigkeit oder zerstören die Zellen sogar. Zu den durch Bakterien ausgelösten Infektionen gehören u. a. Blasenentzündung, Lebensmittelvergiftung, Diphtherie, Scharlach, Tetanus, Tuberkulose und Keuchhusten. Sie werden meist mit Antibiotika bekämpft.

Was ist das Besondere an Viren?

Viren werden zwar zu den Mikroorganismen gerechnet, sind aber eher chemische Gebilde als Lebewesen. Denn die Fähigkeit zur Vermehrung ist das einzige Kennzeichen, das sie mit lebenden Organismen gemein haben. Dies schaffen Viren zudem nur, wenn sie in ein Lebewesen eindringen und seine Zellen dafür nutzen können. In den Zellen setzen Viren ihre Erbinformation frei; die Wirtszelle wird danach zerstört oder in ihrer Aufgabe stark behindert – das macht sich als Krankheitssymptom bemerkbar.

Viren sind etwa einhundertmal kleiner als Bakterien und werden, soweit möglich, durch Impfungen bekämpft. Typische virale Erkrankungen sind Schnupfen, Grippe, Windpocken, Masern, Mumps, Herpes und AIDS. Auf die meisten Viren reagiert das Immunsystem recht prompt mit einer Erkrankung und bewirkt dauerhaften Schutz. Manche, wie die Herpesviren, können sich jedoch dauerhaft im Körper verstecken und schlagen erst zu, wenn das Abwehrsystem geschwächt ist.

Was genau sind Pilze?

Als Pilze wird eine Gruppe niederer Pflanzen bezeichnet, die meist aus verzweigten oder unverzweigten Fäden bestehen. Sie vermehren sich über winzige kugelförmige Sporen, aus denen neue Pilze wachsen. Sie ernähren sich von organischen Materialien und wachsen bevorzugt in feucht-warmem Milieu. Pilze bilden einen Teil der natürlichen Flora von Haut, Mundhöhle, Scheide und Dickdarm. Dort leben sie mit Bakterien im Gleichgewicht, ohne Schaden anzurichten, und ernähren sich von toten Zellen oder Ausscheidungen.

Rund 100 Arten von Pilzen rufen bei Mensch und Tier Erkrankungen hervor, dazu zählen vor allem Fußpilz und Scheidenpilz, aber auch Allergien oder gefährliche Infektionen.

Wo befinden sich Würmer und Einzeller?

Würmer sind mehrzellige Organismen, die im Darm, im Blut, in Gallengängen, in der Leber oder in anderen Organen als Parasiten leben. Sie ernähren sich vom menschlichen Organismus und bilden zahlreiche Eier oder Larven, die den Körper meist mit dem Stuhl oder Urin verlassen. Sie werden oft über verseuchtes Wasser oder Nahrungsmittel übertragen und können schwere Infektionen wie Bilharziose oder Elephantiasis hervorrufen – Krankheiten, die in den Entwicklungsländern aufgrund mangelnder Hygiene weit verbreitet sind. Wurminfektionen sind mit Wurmmitteln (Anthelmintika) behandelbar.

Einzeller bestehen, wie der Name schon sagt, nur aus einer Zelle. Diese Organismen sind größer als Bakterien und leben vor allem in Wasser und Boden. Etwa 30 Arten können beim Menschen schwere, mitunter tödlich verlaufende Erkrankungen hervorrufen wie Amöbenruhr oder Malaria.

Wodurch fallen Hautparasiten auf?

Sie beißen. Hautparasiten wie Milben, Läuse, Wanzen, Zecken und Flöhe sind wirbellose Tiere, die ein hartes Außenskelett, Gliedmaßen und Gelenke besitzen und deshalb Gliederfüßer genannt werden. Sie verursachen beim Menschen durch ihre Bisse Hautrötungen und Juckreiz und können dabei – vor allem in den Tropen – Infektionskrankheiten übertragen.

Wie können Sie Ansteckung vermeiden?

Viele Infektionen können durch einfache Maßnahmen an ihrer Ausbreitung gehindert werden.

  • Verwenden Sie bei der Essenszubereitung frische Lebensmittel.
  • Vor den Mahlzeiten und nach dem Toilettengang sollten Sie die Hände gründlich waschen.
  • Verwenden Sie bei einer neuen sexuellen Beziehung einen geeigneten Schutz, z. B. ein Kondom.
  • Meiden Sie die Nähe zu Menschen mit akuten Atemwegserkrankungen. Halten auch Sie beim Husten und Niesen die Hand vor Mund und Nase.
  • Schützen Sie mit entsprechender Kleidung Ihre Haut vor Insektenstichen.
  • Stärken Sie Ihre Abwehrkräfte durch eine möglichst gesunde Lebensführung.
  • Erhalten Sie die Wirksamkeit von Antibiotika, indem Sie bei leichten Erkrankungen, beispielsweise Erkältungen, kein Antibiotikum einnehmen.

Wussten Sie, dass …

Bakterien so klein sind, dass 1000 von ihnen in eine Nadelspitze passen würden?

Erkältungsviren auf einem Taschentuch bis zu zwölf Stunden übertragungsfähig bleiben?

auf einem Quadratmeter Bettlaken mehrere zehntausend Milben leben können? Daher gilt: Bettwäsche regelmäßig wechseln, Schlafzimmer nicht überwärmen und täglich gut lüften.

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