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Landwirtschaft: Auf Feld und Flur

Wie groß ist die Landwirtschaftsfläche?

Die landwirtschaftlich genutzte Fläche der Erde nimmt weltweit ein Drittel des gesamten Festlandes ein. Davon wird ein Drittel als Ackerland und für Dauerkulturen genutzt, zwei Drittel sind extensiv genutztes Weideland.

Für Ackerbau und Viehzucht gibt es natürliche Grenzen, die abhängig von Temperatur, Feuchtigkeit und Bodenbeschaffenheit sind. Hoher Bevölkerungsdruck, Klimaschwankungen und Naturkatastrophen haben die Menschen gezwungen, die Anbaugrenzen immer weiter auszuweiten, auch wenn das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag sich immer weiter verschlechterte. Bodenerosion und -versalzung sowie Desertifikation (Ausweitung der Wüsten) sind oft die Folge von Übernutzung und Überweidung.

Wie viele Kulturpflanzen dienen als Lebensmittel?

Von mehr als 30 000 essbaren Pflanzenarten wurden im Lauf der Zeit etwa 7000 als Nahrungsmittel genutzt. In größerem Rahmen werden aber nur rd. 120 Arten angebaut. Und die Ernährung von mehr als drei Vierteln der Weltbevölkerung wird mit lediglich neun Kulturpflanzen gesichert.

Diese wertvollsten Pflanzenarten sind die Getreidearten Weizen, Mais, Reis und Sorghum (eine Hirseart), die Stärke- bzw. Kohlehydratlieferanten Kartoffel, Süßkartoffel, Maniok und Zuckerrohr sowie die eiweißhaltige Sojabohne. Die Früchte der Sorghumhirse werden in den Tropen und Subtropen wie Reis gegessen oder gemahlen zu Brei und Fladen verarbeitet. Süßkartoffel und Maniok ersetzen in den Tropen die Kartoffel. Aus den Samen der Sojabohne gewinnt man Öl, die proteinhaltigen Rückstände, aus denen man z. B. Tofu macht, sind als Ersatz für Fleisch und andere Eiweißprodukte wichtig für die Ernährung vieler Menschen.

Wie wichtig ist die Landwirtschaft?

Weltweit beschäftigt die Landwirtschaft mehr Menschen als alle anderen Produktionsbereiche zusammen. In den meisten Ländern Afrikas und Asiens ist sie die Haupterwerbsquelle. Dabei steht vor allem in den Entwicklungsländern eine kleine Zahl rentabler Vollerwerbsbetriebe, die ihren Besitzern ein ausreichendes Einkommen sichern, einer wachsenden Zahl von Kleinbauern und Landlosen gegenüber.

Auch in den Industriestaaten bestehen agrarsoziale Unterschiede. Infolge des Trends zur Spezialisierung und Konzentration wurden aus bäuerlichen Familienbetrieben leistungsstarke Industrieunternehmen. Kleinere Betriebe wurden verdrängt, parallel dazu konnte der Ertrag jedoch um ein Vielfaches gesteigert werden. Ernährte vor 100 Jahren ein Bauer vier Personen, so erzeugt heute ein Landwirt Nahrungsmittel für 119 Verbraucher.

Hat die »Grüne Revolution« den Hunger eingedämmt?

Durchaus. Durch die Mechanisierung der Landwirtschaft, die Ausweitung der künstlich bewässerten Flächen und den Einsatz von ertragreicheren und widerstandsfähigen Getreidearten sowie von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln wurden zwar seit den 1960er Jahren in den Entwicklungsländern die Ernteerträge spürbar erhöht. Global gesehen ist dadurch das Ernährungsproblem der stark wachsenden Weltbevölkerung aber nicht gelöst worden.

Während auf den Weltmärkten ein Überangebot an Nahrungsmitteln herrscht, die Preise fallen und subventionierte Überschussprodukte aus den westlichen Industriestaaten die Eigenprodukte in den Entwicklungsländern zurückdrängen, hungern weltweit immer noch 800 Mio. Menschen.

Voraussetzung für den Erfolg der sog. Grünen Revolution sind gute Böden, günstige klimatische Bedingungen und die Verfügbarkeit ausreichender Wasserreserven. Die Schattenseiten sind u. a. Überdüngung, Bodenbelastung, Grundwassergefährdung sowie die zunehmende Verschuldung von Kleinbauern durch den Kauf speziellen Saatguts, Dünger und Pestiziden.

Was versteht man unter »cash crops«?

Vorwiegend in Entwicklungsländern werden landwirtschaftliche Produkte angebaut, die nicht der Eigenversorgung der dort lebenden Menschen dienen, sondern ausschließlich exportiert werden, um Devisen zu erwirtschaften. Man nennt sie cash crops nach den englischen Worten cash für »Bargeld« und crop für »Frucht«.

Typische cash crops sind Kautschuk, Baumwolle, Jute oder Sisal, Kaffee, Kakao, Tee oder Tabak, Nelken oder Vanille. Sie werden in der Regel in Monokulturen angebaut und erfordern daher einen hohen Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. Durch den über mehrere Jahre betriebenen Anbau ist der Boden schnell ausgelaugt. Die staatlich festgelegten Abnehmerpreise für cash crops sind in der Regel höher als die für Nahrungsmittel. Folglich geben die Bauern ihre traditionellen – am Eigenbedarf orientierten – Anbaumethoden auf und bauen stattdessen die Exportprodukte an.

Was sind nachwachsende Rohstoffe?

Nicht zur Nahrungserzeugung verwendete Pflanzen; sie werden im sog. Non-Food-Bereich eingesetzt. Zu ihnen gehören außer Holz etwa Raps, Zuckerrohr und Mais zur Herstellung von Biokraftstoffen. In Brasilien werden bereits etwa 14 Mio. Fahrzeuge mit Bioethanol aus Zuckerrohr oder Mais betrieben. Als besonders vielfältig einsetzbarer Rohstoff gilt Hanf, dessen Fasern für Textilien, Seile, Papier und Dämmstoffe verwendet werden können. Der Anbau ist jedoch umstritten, da aus der Cannabispflanze auch Haschisch und Marihuana gewonnen werden können.

Wo weiden die meisten Rinder?

In Brasilien. Das größte südamerikanische Land ist die Heimat von über 170 Mio. Rindern und außerdem der größte Reisproduzent außerhalb Asiens.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind die USA führend im Maisanbau, dem weltweit bedeutendsten Getreide, das jedoch größtenteils als Viehfutter verwendet wird. China führt vor Indien die Reis erntenden Staaten an und besitzt ein Drittel des weltweiten Bestands an Schweinen, dazu noch 2 Mrd. Hühner. Das dünn besiedelte Australien nimmt einen vorderen Platz bei Schafen ein.

Ist Massentierhaltung zu rechtfertigen?

Die Antwort darauf hängt davon ab, was man für notwendig und vertretbar hält. Auf der Erde leben etwa dreimal so viele Nutztiere wie Menschen. Die Tierproduktion und der steigende Fleischverbrauch stellen einen immer größeren Wirtschaftsfaktor dar. Um preiswert zu produzieren, werden die Tierrassen hochgezüchtet.

Die Haltung von Schlacht- und Milchvieh erfolgt zunehmend in computergesteuerten Hochleistungsbetrieben, die meist mit den Prinzipien des Tierschutzes und der Ökologie unvereinbar sind. Der alte landwirtschaftliche Kreislauf aus ausgewogener Tierhaltung, Weidewirtschaft und Bodennutzung besteht oft nicht mehr. Den Tieren werden Medikamente und Hormone verabreicht, die über die Endprodukte auch den Menschen erreichen.

Was kennzeichnet den ökologischen Landbau?

Ein Betrieb des ökologischen Landbaus verzichtet auf den Einsatz von chemischen Pestiziden und Herbiziden und verwendet nur natürliche Düngemittel. Die Erhaltung und Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und eine artgerechte Tierhaltung bei gleichzeitigem Schutz von Boden, Wasser und Luft sind die höchsten Ziele des Ökolandbaus. Der Wunsch nach einer umweltverträglichen Landwirtschaft und das beim Erdgipfel von Rio 1992 eingeführte Leitbild der nachhaltigen Entwicklung hat viele Landwirte dazu gebracht, ökologischen Landbau zu betreiben. Auch der Verbraucher hat angesichts von »Gammelfleisch«, »Wassertomate« und Tierkrankheiten wie BSE diese Agrarform immer mehr als Alternative zu herkömmlichen Produktionsformen entdeckt.

Wie wird Wald genutzt?

Wälder spielen zwar in erster Linie für das globale Ökosystem als Sauerstoffproduzent und Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren eine bedeutende Rolle. Daneben sind sie aber auch wichtige Rohstofflieferanten. Holz wird für die Herstellung von Möbeln, Papier oder Bauholz genutzt. Brennholz und Holzkohle dienen der Energieversorgung. Die USA, Kanada und Russland sind die größten Nutzholzlieferanten, in Europa nehmen Schweden und Finnland die bedeutendste Stellung ein.

Während der Waldbestand in den Industriestaaten auf oft niedrigem Niveau weitgehend stabil bleibt, ist in den meisten Entwicklungsländern eine fortschreitende Entwaldung zu beobachten. Jährlich werden rd. 15 Mio. ha Tropenwald in Südamerika, Asien und Afrika vernichtet. In vielen rohstoffarmen Ländern spielt Brennholz noch immer die wichtigste Rolle beim Kochen und Heizen.

Übrigens: Großflächige Waldrodungen hat es schon in vergangenen Epochen gegeben. So haben in der Antike die Phönizier und Griechen im Mittelmeerraum weite Landstriche kahl geschlagen, um Baumaterial für ihre Kriegs- und Handelsflotten zu gewinnen.

Wussten Sie, dass …

vor 11 000 Jahren im »Fruchtbaren Halbmond« die Menschen mit dem Anbau von Pflanzen und dem Halten von Haustieren begannen? Zu den ersten Kulturpflanzen gehörte das Einkorn, eine primitive Form des Weizens; die ersten Haustiere waren Schafe und Ziegen.

im 8. Jahrhundert n. Chr. in Mitteleuropa die Dreifelderwirtschaft entstand? Dabei wird die Flur in dreijährigem Wechsel mit Wintergetreide, Sommergetreide und schließlich als Brache bewirtschaftet.

mit Einführung der Gentomate 1993 der Einzug der Gentechnik in die Landwirtschaft begann?

Was ist eigentlich ...

eine Fruchtfolge? Der nach bestimmten Grundsätzen ablaufende, aufeinanderfolgende Anbau verschiedener Kulturfrüchte.

eine Monokultur? Die Bewirtschaftung mit nur einer Pflanzensorte. Die in übersichtlichen Reihen gesetzten Pflanzen lassen sich so mit wenig Personal und computergesteuerten Maschinen bearbeiten.

eine Ranch? Ein auf die Viehzucht spezialisierter landwirtschaftlicher Großbetrieb in den USA oder Kanada. Entsprechende Großbetriebe heißen in den spanischsprachigen Ländern Lateinamerikas Estancia oder Hazienda, in Brasilien Fazenda.

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