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Wie das Homeoffice unsere Kreativität beeinflusst

Video-Konferenzen statt Reisen, virtuelles Teamwork statt Arbeitstreffen vor Ort: Inzwischen haben sich Homeoffice und digitales Arbeiten in vielen Bereichen etabliert. Doch gerade, wenn es um kreative Ideen und innovative Konzepte geht, könnte das virtuelle Zusammenarbeiten echte Nachteile bringen. Was dahinter steckt und wann die Kreativität leidet, haben Wissenschaftler kürzlich herausgefunden.
NPO, 06.05.2022
Symbolbild virtuelle Teamarbeit

nd3000, GettyImages

Die Kreativität ist eine hervorstechende Eigenschaft des Menschen – und eine Triebkraft unserer Entwicklung. Denn erst die Fähigkeit unserer Vorfahren, neue Ideen und Techniken zu entwickeln, hat die Menschheit kulturell und technologisch vorangebracht und uns letztlich zu gemacht, was wir heute sind. Es gibt einige Indizien dafür, dass das kreative Denken uns von den Tieren unterscheidet und uns sogar in den Genen liegt.

Aber was ist eigentlich Kreativität? Unser kreatives Denken umfasst einerseits die Fähigkeit, Zusammenhänge zwischen verschiedenen schon bekannten Dingen zu erkennen. Das ermöglicht es uns, neue Lösungen für Probleme zu finden. Kreativität bedeutet aber auch, Ideen jenseits des Bekannten zu entwickeln, indem wir beispielsweise Dinge auf neue Weise nutzen oder kombinieren.  Für beide Spielarten der Kreativität gilt jedoch: Besonders kreativ und innovativ sind wir Menschen immer dann, wenn wir uns mit anderen austauschen, beispielsweise beim Brainstorming – dem kreativen Gedankenaustausch zwischen mehreren Menschen.

Symbolbild Brainstorming
Besonders kreativ und innovativ sind wir Menschen immer dann, wenn wir uns mit anderen austauschen.

Rawpixel, GettyImages

Kreatives Teamwork im Test

Was aber passiert, wenn diese kreative Zusammenarbeit nicht mehr analog an einem Tisch oder in einem Raum stattfindet, sondern rein digital?  Mit dem Beginn der Corona-Pandemie ist dies in vielen Firmen und Berufen fast schon Standard geworden: Video-Konferenzen und digitale Austauschformen haben persönliche Treffen abgelöst. Selbst nach Ende der Pandemie könnte dieser Trend nach Schätzungen von Experten anhalten. Was aber macht dies mit unserer Kreativität?

Genau diese Frage haben zwei US-Wissenschaftler kürzlich in einem großangelegten Experiment untersucht. Sie wollten wissen, wie viele kreative Ideen Testpersonen bei der digitalen oder aber persönlichen Zusammenarbeit entwickeln. Dafür sollten gut 600 Studierende sowie knapp 1.500 Angestellte eines multinationalen Telekommunikations-Konzerns jeweils zu zweit zusammenarbeiten, um gemeinsam kreative Lösungen für eine Aufgabe zu finden.

Analog schlägt digital

Das überraschende Ergebnis: Die Teams, die analog kooperierten, entwickelten deutlich mehr kreative Ideen als die nur virtuell kommunizierenden Zweierteams. Das digitale Teamwork konnte demnach nicht mit dem persönlichen Austausch vor Ort mithalten. „Unsere Resultate liefern Belege dafür, dass die virtuelle Interaktion die Ideenfindung eher hemmt“, berichten Melanie Brucks von der Columbia University in New York und Jonathan Levav von der Stanford University in Kalifornien.

Mit anderen Worten: So praktisch und bequem Videokonferenzen und digitales Teamwork auch sind – wenn es um kreatives Arbeiten geht, hat das altmodisch analoge Brainstorming die Nase vorn. Oder wie es die Wissenschaftler ausdrücken: Offenbar hat die Mensch-zu-Mensch-Kollaboration einen einzigartigen kognitiven Vorteil, wenn es um die Kreativität geht.

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