Digitalisierung greift in allen Branchen um sich. Nicht nur der Einzelhandel steht vor großen Herausforderungen, sondern auch im Handwerk spielen Technologie und moderne Entwicklung längst eine tragende Rolle. Betroffen hiervon sind viele Unternehmensbereiche: Interne Administration, Vertrieb und Kundenservice lassen sich mit digitaler Unterstützung auf zukunftsfähige Beine stellen. So wundert es wenig, dass auch das Handwerk den digitalen Wandel bereitwillig für sich entdeckt.
Auch das Handwerk kann Digitalisierung für sich nutzen
Um zu verstehen, was Digitalisierung wirklich bedeutet, bedarf es einer kurzen Begriffsdefinition. So beschreibt das Wort Digitalisierung im Allgemeinen die Anpassung und Veränderung von Abläufen und auch Gegenständen, bei der technologische Hilfsmittel zum Einsatz kommen. Im Handwerk sind die Einsatzmöglichkeiten dieser Prozesse und Veränderungen recht breit gefächert und betreffen daher nicht nur einzelne Bereiche oder Phasen des unternehmerischen Alltags.
Dass es für Digitalisierung durchaus auch Investitionen bedarf, haben Handwerksbetriebe indes verinnerlicht. So investierten Betriebe laut Statistik bereits in 2016 durchschnittlich 1.460 Euro in den Kauf digitaler Hilfsmittel und Arbeitsgeräte. Schon die Prognose für das Jahr 2017 lag deutlich über diesem Wert, was die steigende Tendenz der Investitionsbereitschaft unterstreicht. Handwerksbetriebe wissen: Wer zukunftsfähig wirtschaften und für Kundschaft attraktiv bleiben möchte, muss den digitalen Wandel nicht nur akzeptieren, sondern auch in die eigenen betrieblichen Abläufe integrieren.
Dabei hat die Digitalisierung einige nennenswerte Vorteile für Unternehmen. Insbesondere der Gewinn von Zeit steht hier im Fokus, denn wer digitale Hilfsmittel nutzt, arbeitet meist effizienter und zielgerichteter. Gerade die Kombination moderner Arbeitsgeräte mit passenden Anwendungen macht das Arbeiten am eigenen Unternehmen nicht nur in den Betriebsräumen, sondern auch außerhalb möglich. So lassen sich viele Abläufe beschleunigen und zeitnah erledigen. Nicht unbeträchtlich ist dabei auch die Option der Automatisierung von Prozessen. Anwendungen, die Handwerkern bislang aufwendige Schritte abnehmen, schaffen Zeit für den wesentlichen Kern des unternehmerischen Fokus. In Bezug auf die Chancen und Risiken der Digitalisierung für Unternehmen scheinen also auch im Handwerk die Chancen zu überwiegen.
Dass Digitalisierung auch für Handwerksbetriebe interessant ist, beweist zudem eine Umfrage des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks: „Das Interesse des deutschen Handwerks an digitalen Technologien ist groß. So sagen vier von fünf Handwerksbetrieben (81 Prozent), dass sie generell aufgeschlossen gegenüber dem Thema Digitalisierung sind. Gut zwei Drittel der Betriebe (69 Prozent) nehmen die Digitalisierung als Chance wahr.“ (Quelle: https://www.zdh.de/fachbereiche/wirtschaft-energie-umwelt/digitalisierung-im-handwerk/pressemitteilungen/neue-studie-von-bitkom-und-zdh-zur-digitalisierung-des-handwerks/)
Interne Digitalisierung im Handwerksbetrieb
Handwerker der meisten Ausrichtungen sind während ihres Arbeitstages viel außerhalb der Unternehmensräume unterwegs. Ob es Assistenten und interne Mitarbeiter gibt, wird für gewöhnlich von der Unternehmensgröße und dem administrativen Aufwand bestimmt. Grundsätzlich jedoch stehen zusätzlich zu den handwerklichen Aufgaben auch solche an, die sich mit der Verwaltung des Betriebes befassen. Solche sind unter anderem:
- Rechnungsstellung
- Buchhaltung
- Kundenakquise
- Marketing
- Materialeinkauf
- oder auch Lagerhaltung.
In modernen Zeiten hat das manuell geführte Büro mit zahllosen, dicken Ordnern und Bergen von Unterlagen längst ausgedient. Auch das Thema Nachhaltigkeit spielt hier eine Rolle und veranlasst Unternehmen dazu, sich immer weiter hin zum papierlosen Büro zu bewegen.
Wer ein weitestgehend papierfreies Umfeld bedienen will, bewegt jedoch tagtäglich große Datenmengen. Diese lediglich auf einem Rechner zu sichern, ohne „Netz und doppelten Boden“, kann sich langfristig betrachtet jedoch zum Problem entwickeln. Um nicht in eigene Server investieren zu müssen, nutzen daher auch Handwerksbetriebe immer häufiger die Cloud. Sie bietet die externe Sicherung von Daten auf den Servern eines Anbieters. Die Daten sind dann über eine sichere Verbindung abrufbar und unabhängig von der technischen Infrastruktur des Unternehmens gesichert.
Das hat zahlreiche Vorteile: So bleiben sensible und wichtige Daten auch bei der Beschädigung von Festplatten oder Computern sicher und erhalten zusätzlichen Schutz vor Angriffen durch Hacker oder andere Kriminelle. Darüber hinaus sind Daten aus der Cloud häufig auch mobil abrufbar. Handwerker, die beim Kunden vor Ort Einsicht in wichtige Dokumente wie die letzten Rechnungen oder bestimmte Servicezeitpunkte nehmen möchten, können das bequem per Smartphone, Tablet oder Notebook erledigen. Das entlastet die Mitarbeiter im Büro und ermöglicht eine schnellere und professionellere Erfüllung von Kundenbedürfnissen.
Auch im Vertrieb siegt digital
Die Schnittstelle zwischen Handwerksbetrieb und (potenzieller) Kundschaft ist schon seit geraumer Zeit das Internet. Wenngleich Inserate in Zeitungen oder Einträge in Telefonbüchern weiterhin nützlich sein können, ermöglicht das World Wide Web die Erschließung riesiger Zielgruppen ohne großen finanziellen Aufwand.
Möglichkeiten, Kunden zu erreichen, bieten dann nicht nur eigene Unternehmenswebseiten, sondern auch die Präsenz in sozialen Netzwerken und digitalen Branchenbüchern sowie auf Plattformen. Wie der Zentralverband des Deutschen Handwerks berichtet, verfügen heute rund 95 Prozent aller Handwerksbetriebe über eine Webseite, während 89 Prozent bereits in Online-Verzeichnissen eingetragen sind. Großes Entwicklungspotenzial bieten indes soziale Netzwerke, denn hier sind laut Verband bislang nur rund 26 Prozent aller Betriebe vertreten.
Wer die Präsenz des eigenen Handwerksbetriebes im Internet optimiert, vergrößert damit in aller Regel auch den Kundenkreis. Da Endkunden heute das Internet mit Smartphone oder Computer vermehrt nutzen, um Dienstleister und Produkte zu finden, würde der Verzicht auf diesen Kommunikations-Kanal die unternehmerischen Chancen deutlich eingrenzen.
Technologische Helfer beim Vor-Ort-Einsatz
Wie bereits erwähnt, sind viele Handwerker einen Großteil des Tages mit Kundenbesuchen und der Durchführung von Installations- und Reparaturaufträgen beim Kunden direkt beschäftigt. Der Einsatz von internetbasierten Tools bietet bereits gute Möglichkeiten, als Unternehmer professionell und modern aufzutreten.
Dass sich im Bereich der Vor-Ort-Services jedoch noch mehr tut, beweisen digitale Anwendungen und Hilfsmittel, die auch die konkreten Handgriffe der Mitarbeiter beeinflussen. Ein konkretes Beispiel für diese Entwicklung sind Apps aus dem Heizungs- und Sanitärbereich, mit denen Heizungsanlagen per Service Tool in Betrieb genommen werden können. Statt an dem Systemregler der Anlagen selbst zu arbeiten, können Handwerker so Hilfsmittel nutzen, die die Arbeit nicht nur bequemer, sondern auch übersichtlicher gestalten. Ein konkretes Beispiel hierfür ist die App „Bosch Easy Service“, die in Kombination mit dem Bosch Smart Service Key verwendet werden kann. Laut Bosch-Homecom.com haben interne Messungen gezeigt, dass sich bei Verwendung der Anwendung bis zu 16 Prozent des Zeitaufwands für die Inbetriebnahme einsparen lassen können. Der Smart Service Key kann auch bei Buderus Anlagen zum Einsatz kommen, wobei die passende App hier nicht Easy Service, sondern Pro Work heißt.
In jedem Fall aber können digitale Helfer auch im Vor-Ort-Einsatz als sinnvolle Ergänzung und effektivitätssteigerndes Instrument genutzt werden.