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Künstliche Intelligenz am Arbeitsplatz: Risiko oder Chance?

ChatGPT und andere KI-basierte Technologien sind aktuell auf dem Vormarsch und werden wahrscheinlich auch die Arbeitswelt nachhaltig beeinflussen. Doch was bedeutet das für Angestellte? Wird Künstliche Intelligenz ihnen lediglich lästige Aufgaben abnehmen? Oder wird sie eher dafür sorgen, dass der eigene Job komplett wegfällt? Falls ja, welche Berufe könnten in der Zukunft besonders durch KI bedroht sein?
AMA, 30.06.2023
Android und menschlicher Kollege an aenem Bildschirmarbeitsplatz

© AndreyPopov, GettyImages

Wenn Programme wie ChatGPT und Co. jetzt schon ganze Hausarbeiten und Gedichte schreiben können, was wird dann in Zukunft alles möglich sein? Der ein oder andere fürchtet an dieser Stelle womöglich bereits um den eigenen Arbeitsplatz. Während es bislang vor allem körperliche und handwerkliche Tätigkeiten waren, die von Maschinen und Robotern übernommen wurden, könnte es nun auch den Bürojobs und künstlerischen Tätigkeiten an den Kragen gehen. Doch birgt Künstliche Intelligenz tatsächlich mehr Bedrohungen als Chancen?

Millionen Arbeitsplätze auf der Kippe

So wie jede neue Technologie zuvor – der Computer genauso wie die Dampfmaschine – wird wahrscheinlich auch Künstliche Intelligenz dafür sorgen, dass in einigen Bereichen weniger menschliches Zutun erforderlich ist als zuvor. Die Schätzungen, wie viele Arbeitsplätze genau wegfallen werden, gehen allerdings weit auseinander. So erwartet zum Beispiel das Weltwirtschaftsforum, dass in den nächsten fünf Jahren weltweit rund 80 Millionen Jobs der Künstlichen Intelligenz weichen müssen. Analysten der Bank Goldman Sachs gehen sogar von 300 Millionen Jobs aus.

Doch Experten erwarten nicht nur, dass Künstliche Intelligenz Jobs nimmt, sondern auch dass sie neue schafft. Sie schätzen, dass die Anzahl der neu entstandenen Stellen die der gestrichenen sogar übertreffen könnte. Deshalb wird das Fortschreiten von KI die Welt wahrscheinlich nicht in eine Massenarbeitslosigkeit stürzen. Der Siegeszug der KI-Systeme könnte aber durchaus eine massive Umstrukturierung des Arbeitsmarkts zur Folge haben.

Deutsche Arbeitende in Sorge um ihren Job

Innovationen wie ChatGPT und Co. gehen schon jetzt nicht spurlos an Arbeitnehmern vorbei. Laut einer Umfrage der IU Internationalen Hochschule in Bad Honnef fürchtet rund jeder fünfte deutsche Berufstätige langfristig um seine Stelle. Menschen unter 30 sehen das Voranschreiten Künstlicher Intelligenz besonders kritisch. In dieser Altersklasse nimmt etwa jeder Dritte KI als Gefahr für den eigenen Arbeitsplatz wahr. „Es ist nur verständlich, wenn sich viele Sorgen über die berufliche Zukunft machen. Dies ist bei den Jüngeren umso mehr der Fall, denn sie werden am stärksten von den Auswirkungen durch KI betroffen sein“, sagt Markus Schmitz von der Bundesagentur für Arbeit.

„Ansätze wie Human Friendly Automation bekommen dadurch eine immer wichtigere Bedeutung, ebenso unsere Berufsberatung für Jugendliche und Berufsanfänger“, so der Experte.  Mit Human Friendly Automation ist gemeint, dass Mitarbeiter nicht einfach wegrationalisiert, sondern in die Etablierung von Künstlicher Intelligenz miteinbezogen werden. So können sie sich zum Beispiel frühzeitig weiterbilden und in einen anderen Zweig des Unternehmens wechseln, in dem ihre Expertise dann mehr gebraucht wird.

Welche Vorteile bietet KI am Arbeitsplatz?

Doch wie lässt sich Künstliche Intelligenz überhaupt am Arbeitsplatz nutzen? Viele stellen sich unter KI wahrscheinlich ein Roboterhirn vor, das von heute auf morgen einen kompletten Job mit allem drum und dran übernimmt. Doch aktuell dient Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt in erster Linie dem Zweck, verschiedene Prozesse schneller abzuwickeln und menschliche Angestellte dabei zu entlasten. Simple Beispiele dafür sind die Erledigung von Routineaufgaben wie etwa das Anlegen von Excel-Tabellen oder die Erstellung von Abrechnungsbescheiden.

„KI kann sich wiederholende Aufgaben übernehmen, Daten analysieren und Erkenntnisse liefern, komplexe Probleme lösen und sogar in einigen Fällen menschenähnliche Interaktionen ermöglichen“, erklärt Schmitz. Thomas Fink von der IU Internationalen Hochschule ergänzt: „Ich nutze KI wie ChatGPT täglich und erlebe bereits eine deutliche Produktivitätssteigerung.“

Auch die deutschlandweit befragten Berufstätigen sehen das ähnlich. Demnach gehen 35,4 Prozent davon aus, dass KI-Technologien wie ChatGPT ihnen in Zukunft ihre Routineaufgaben abnehmen und dadurch ihren Arbeitsalltag erleichtern werden. 33,4 Prozent der Befragten glauben außerdem, dass KI-Bots sie bei ihren beruflichen Kompetenzen und Fähigkeiten unterstützen können.

Welche Berufe sind durch KI bedroht?

Die Arten von Aufgaben, die KI aktuell übernehmen kann, zeigen allerdings auch auf, welche Arten von Jobs langfristig komplett übernommen werden könnten. Dazu gehören zum Beispiel klar strukturierte Bürojobs in der Verwaltung oder Buchhaltung, in denen gehäuft täglich wiederkehrende Aufgaben vorkommen.

Je mehr menschliches Abwägen allerdings in einem Beruf erforderlich ist, desto eher wird dieser auch in Menschenhand bleiben – so zumindest die bisherigen Erwartungen. Sicher dürfen sich einer Schweizer Studie zufolge daher zum Beispiel Physiker, Ingenieure, Chirurgen, Ärzte und Piloten fühlen. Hinzu kommen Berufe, in denen es um wichtige Entscheidungen sowie Innovationen geht. Dazu gehören etwa die Software- und Produktentwicklung. Der Mensch wird also hoffentlich auch in Zukunft immer noch die Richtung vorgeben, in der KI dann für ihn arbeitet. 

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