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Linden: Imposante Baumveteranen

Woran kann man Sommer- und Winterlinde unterscheiden?

An verschiedenen Merkmalen. Während die Sommerlinde (Tilia platyphyllos) größere, auf beiden Seiten grüne Blätter trägt, sind die Unterseiten der Blätter von Winterlinden (Tilia cordata) eher blaugrün gefärbt. Bei ihnen sitzt in den Winkeln der Blattadern eine rostbraune Behaarung, die bei der Sommerlinde weiß ist; außerdem ist ihr Blatt insgesamt stärker behaart. Die Blütenstände der Winterlinde erscheinen Anfang bis Mitte Juni. Sie setzen sich aus fünf bis zehn Blüten zusammen, die runde Früchte entwickeln. Die Sommerlinde blüht bereits zwei Wochen vorher; sie hat nur drei bis fünf Blüten pro Blütenstand, aus denen kantige Früchte hervorgehen. Beide Arten bilden stattliche Bäume mit dichten Kronen: Die Sommerlinde wird bis zu 40, die Winterlinde 30 Meter hoch.

Gemeinsam hingegen sind Sommer- und Winterlinden die herzförmigen, an der Basis leicht unsymmetrischen Blätter. Eine Besonderheit sind ihre Blütenstände, deren Tragstiel bis zur Hälfte mit einem dünnen, glattrandigen Hochblatt verwachsen ist. Der gesamte Fruchtstand fällt als Einheit ab. Ihm dient das Hochblatt als Flugorgan, während bei den meisten anderen Pflanzen mit flugfähigen Samen die Flügelbildung unmittelbar an der Frucht erfolgt.

Weshalb sind Linden ökologisch wertvoll?

Sie gehören zu den bodenfördernden Baumarten. Ihr Laub wird sehr schnell zersetzt, so dass sich rasch eine dicke Humusschicht unter den Bäumen aufbaut, die nährstoffarme Böden nachhaltig verbessert. Linden werden auch gern an Steilhängen und auf Steinschutthalden gepflanzt, da sie mit ihren tiefgehenden Wurzeln den Untergrund festigen. Winterlinden allerdings bevorzugen feuchte, gut durchlüftete, mäßig nährstoffreiche Böden in voller Sonne oder im Halbschatten.

Alle diese nützlichen Eigenschaften haben jedoch nicht verhindert, dass Winterlinden im Laufe der vergangenen Jahrhunderte in unseren Wäldern den Buchen, deren Holz als wertvoller angesehen wurde, weichen mussten. Den noch vorhandenen Linden setzen Samen fressende Mäuse, Blattläuse, Honigtaupilze und Luftschadstoffe stark zu. Daher gelten die heimischen Lindenarten als in ihrer Existenz bedroht.

Sind Linden für Hummeln gefährlich?

Im Allgemeinen sind sie das nicht, eine Ausnahme bildet indes die aus Südosteuropa stammende Silberlinde (Tilia tomentosa). Unter den breiten Kronen dieses beliebten Park- und Straßenbaums finden sich oft massenweise Hummeln, die im Begriff stehen zu sterben oder bereits tot sind. Zunächst glaubte man, dass der Baum Nektar produziere, der die Zuckerart Mannose enthält, die für Hummeln giftig ist. Doch Untersuchungen ergaben, dass die meisten Hummeln nur an Entkräftung leiden, und das aus folgendem Grund: Die Hummeln finden im Juli, zur Blütezeit der Silberlinde, vor allem in städtischen Bereichen kaum Nektarquellen. Eine blühende Silberlinde lockt deshalb die Insekten mit ihrem intensiven Blütenduft in Scharen an. Um jedoch zum Futter zu gelangen, verbrauchen die dicken Brummer reichlich Energie – oft mehr, als sie dort in den Blüten wieder aufnehmen können. Zudem konkurrieren die Hummeln mit unzähligen Artgenossen und anderen Insekten um den süßen Saft, weswegen es häufig nicht genug für alle gibt. Und so taumeln immer wieder Hummeln zu Boden, wo sie an Schwäche zugrunde gehen.

Werden Linden medizinisch genutzt?

Ja, und zwar vorrangig die getrockneten Lindenblüten als Tee. Der günstigste Zeitpunkt für die Ernte der angenehm duftenden Blüten ist kurz nach ihrem Aufblühen gekommen, da sie dann den höchsten Wirkstoffgehalt aufweisen. Lindenblüten enthalten vor allem leicht antibiotisch wirkende Flavonoide sowie ätherische Öle, hauptsächlich Farnesol. Gleich nach der Ernte müssen sie an einem luftigen und schattigen Ort getrocknet werden. Danach bewahrt man sie in luftdichten und lichtundurchlässigen Behältern auf. Lindenblütentee aktiviert vorderhand die Schweißdrüsen und das Immunsystem. Außerdem wirkt er beruhigend, weswegen man ihn auch als leichten Einschlaftee trinkt. Darüber hinaus gewinnt man aus Lindenblüten ein ätherisches Öl, das gegen Verdauungsbeschwerden, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit und Migräne eingesetzt, aber auch manchen Parfüms zugesetzt wird.

Übrigens: Im Altertum wurden nur Rinde und Holzkohle medizinisch genutzt, denen man eine heilkräftige Wirkung nachsagte.

Wo steht die Linde der wiedergewonnenen deutschen Einheit?

In der thüringischen Kleinstadt Niederdorla, dem geographischen Mittelpunkt Deutschlands. Dort pflanzte man 1991 eine Kaiserlinde (Tilia pallida) und knüpfte damit an die Verehrung an, die der Linde seit Jahrtausenden entgegengebracht wird. Einst verehrte man sie als heiligen Baum und glaubte, unter ihr könne die reine Wahrheit ans Licht gebracht werden. Dies ist wohl der Grund, warum unter Linden Gericht gehalten wurde. Noch bis Ende des 18. Jahrhunderts findet sich unter Gerichtsurteilen die Schlussformel »Gegeben unter der Linde«.

Zugleich gab es »Freiheitslinden«, die weithin sichtbar auf Anhöhen standen. Wer ihr schützendes Dach erreichte, durfte nicht mehr angegriffen oder gerichtet werden.

Wussten Sie, dass …

Linden einst Statussymbole waren? Als Prunkbaum der Reichen und Mächtigen kamen sie wohl im 17. Jahrhundert in Mode; noch heute säumen Linden die Zufahrten vieler Schlösser und großer Landsitze.

über 1000 Orte im deutschsprachigen Raum die Linde in ihrem Namen tragen? In vielen Siedlungen wuchs früher eine Linde, meist in der Nähe des Dorfbrunnens, unter der man sich zu Spiel und Tanz traf.

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