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Minze, Melisse, Salbei: Alte Hausmittel

Welchem Stoff verdankt die Pfefferminze ihre Heilkraft?

Dem Menthol. Die Pfefferminze (Mentha × piperita) gilt als eines der bedeutendsten Mittel der Naturheilkunde, das neben Menthol noch eine ganze Reihe von medizinisch wirksamen Substanzen enthält, darunter Gerbstoffe und Flavonoide. Diese Inhaltsstoffe, insbesondere aber das Menthol, haben eine spezielle Wirkung auf die Nerven, indem sie bei äußerer Anwendung ein Kältegefühl auf der Haut auslösen, welches nach einiger Zeit einem leichten Brennen weicht. Innerlich verabreicht, führen die Inhaltsstoffe zu einer Art Taubheitsgefühl, das krampflösend wirkt. Pfefferminzöl äußerlich aufgetragen, hilft z. B. bei Insektenstichen, Entzündungen oder Kopfschmerzen. Als Tee werden Pfefferminzblätter erfolgreich bei Magen- und Darmbeschwerden eingesetzt, darüber hinaus lindern sie die Beschwerden bei Erkältungskrankheiten.

Neben der medizinischen Verwendung findet man Pfefferminze aber auch als Zusatz in zahllosen Speisen, von Bonbons über Kaugummi bis hin zur berühmten Minzsauce, sowie in Hygieneartikeln wie Zahnpasta oder Mundwasser. Übrigens: Der bekannte Tigerbalsam und das japanische Minzöl werden aus der Japanischen Minze (Mentha arvensis var. piperascens) hergestellt, die noch mentholhaltiger, aber ähnlich heilkräftig wie die Pfefferminze ist.

Enthalten alle Minzen Menthol?

Nein. Viele der mehr oder weniger flaumig behaarten Arten enthalten nur sehr wenig oder gar kein Menthol, dafür aber einen Cocktail anderer Aromen. Zu ihnen gehören z. B. Apfelminze (Mentha × rotundifolia), Edel- oder Ingwerminze (Mentha × gracilis) oder Rundblättrige bzw. Ananasminze (Mentha suaveolens), von denen es zahlreiche Sorten mit sehr unterschiedlichen Düften gibt.

Übrigens: Minzen lassen sich leicht im Garten kultivieren. Wo sie den von ihnen bevorzugten humosen, mäßig kalkigen, aber nährstoffreichen Boden mit guter Wasserversorgung vorfinden, breiten sie sich sogleich aus. Ihre tief ins Erdreich dringenden Wurzeln und ihre rasant wachsenden Ausläufer kennen keine Zurückhaltung, weshalb man ein Auge auf sie haben sollte.

Wie kommt die Katzenminze zu ihrem Namen?

Die Pflanzen, die botanisch zur Gattung Nepeta gehören, ziehen mit ihrem etwas eigenartigen Geruch tatsächlich Katzen magisch an. Ursache hierfür ist die Wirkung des in der Pflanze enthaltenen Stoffs Nepetalacton, der in Reinform als farbloses Öl vorliegt. Auf Stechmücken hat Katzenminze hingegen die gegenteilige Wirkung: Es hält die sommerlichen Plagegeister fern.

An warmen, geschützten Standorten Mitteleuropas trifft man bisweilen auf die eingebürgerte Echte Katzenminze (Nepeta cataria), eine dicht graufilzig behaarte Staude mit schmutzig-weißen bis blasslilafarbenen Blüten. Viel bekannter, wenn auch nur in Gartenkultur, ist die Blaue Katzenminze (Nepeta × faassenii), wegen ihrer hübschen Blütenähren auch Blauminze genannt.

Stimmt es, dass Salbei das Gehirn stärkt?

Ja. Englische Wissenschaftler fanden heraus, dass das ätherische Öl des Salbeis den Abbau eines Botenstoffs (Acetylcholin) im Gehirn verzögert – und bestätigten damit einen alten Volksglauben. Darüber hinaus ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Salbei desinfiziert, schleimlösend wirkt und übermäßige Schweißbildung reguliert. Allerdings enthält das ätherische Öl als Hauptbestandteil Thujon, das in höherer Dosis als Nervengift wirkt; man sollte Salbei deshalb nicht in größeren Mengen verzehren.

Übrigens: Salbei stand bereits bei den Römern und Griechen als Heilpflanze in hohem Ansehen. Auf seine wohltuende Wirkung weist schon die botanische Bezeichnung Salvia hin, die sich von dem lateinischen Wort »salvere« herleitet, was so viel wie »retten« oder »heilen« bedeutet. Im Volksmund heißt es: »Warum soll ein Mensch sterben, in dessen Garten Salbei wächst.«

Wie wirkt Salbeitee?

Adstringierend (zusammenziehend) und antiseptisch. Tees – und auch Tinkturen – werden entweder aus frischen oder aus getrockneten Salbeiblättern hergestellt und können vielfältig eingesetzt werden. So hilft eine Salbeilösung gegen Entzündungen der Mundhöhle, des Zahnfleisches, der Mandeln und des Rachens, ein Tee empfiehlt sich bei Halsschmerzen und Husten. Ferner lindert Salbeitee Menstruationsstörungen, Blähungen und Durchfall, ist stark schweißhemmend und kann auch Kindern bei Zahnungsbeschwerden gegeben werden. Stillende Mütter sollten ihn allerdings mit Vorsicht genießen, da Salbei die Milchbildung hemmt.

Früher verwendete man Salbeiblätter zum Verfeinern von Bier, Met und Wein, heute werden sie überwiegend als verdauungsförderndes Gewürz fetten Speisen oder Gemüsegerichten zugegeben. Größere Mengen Salbei (mehr als etwa 15 Gramm) sollte man vermeiden, da solche Mengen u. a. zu Schwindelgefühl oder Herzrasen führen können. Auch in der Kosmetikindustrie sind Salbeiblätter ein gesuchter Zusatzstoff, etwa für Haarfärbemittel und Badeessenzen. Selbst als umweltschonenden Luftverbesserer kann man sie einsetzen: Unliebsame Gerüche in Bad oder Küche lassen sich durch Verbrennen von Salbei auf Kohle schnell beseitigen.

Wie viele Salbeiarten gibt es?

Rund 900 Arten sind bislang bekannt. Die meisten Arten findet man in den Tropen und Subtropen. Die Halbsträucher, Sträucher oder Kräuter sind ein- bis mehrjährig, sollten aber im Garten spätestens nach sieben Jahren ersetzt werden. Bei uns verbreitet ist vor allem der Echte oder Gartensalbei (Salvia officinalis), dessen Blätter stark aromatisch und gleichzeitig etwas bitter und trotzdem süßlich riechen und schmecken. Er wird etwa 30 bis 75 Zentimeter hoch und breit, seine hellen graugrünen Blätter haben eine samtige Oberfläche. Die bläulich violetten Blüten erscheinen im Sommer.

Unter den außereuropäischen Salbeiarten gibt es Vertreter in Mittel- und Südamerika, die häufig durch einen milden, fruchtigen Duft auffallen, wie zum Beispiel der Ananassalbei (Salvia rutilans), der Pfirsichsalbei (Salvia greggii) oder der Fruchtsalbei (Salvia dorisiana). Einige von ihnen kommen in Europa als Teepflanzen gerade in Mode, andere werden ihrer Blüten wegen gern als Zierpflanzen kultiviert. Dazu gehört beispielsweise der aus Brasilien stammende Prachtsalbei (Salvia splendens) mit seinen scharlachroten Blüten.

Was ist Russischer Salbei?

So werden im Deutschen die sommergrünen Halbsträucher der Gattung Perovskia bezeichnet, die intensiv nach Salbei duften. Es gibt insgesamt sieben Arten, die aus Westasien und dem Himalaya stammen. Meist handelt es sich um ausladende Büsche mit grauweißen Stängeln und aromatischen, anfangs graufilzigen, tief gelappten Blättern. Im Lauf der Zeit verlieren sie ihre filzigen Haare und zeigen sich dann graugrün. Die kleinen, zahlreichen Einzelblüten leuchten im Spätsommer blauviolett und hängen an langen Blütenrispen. Bienen suchen die Blüten gern auf. In Gärten werden Perowskien als Ziersträucher gepflanzt, nicht nur ihrer schönen Blüten wegen, sondern auch aufgrund des Dufts und des attraktiven Laubs.

Welche Melisse wächst in Europa?

Die Melisse oder auch Zitronenmelisse (Melissa officinalis). In den Blattachseln der 45 bis 90 Zentimeter hohen mehrjährigen Staude erscheinen im Sommer kleine, weiße, unscheinbare Blüten. In der Umgangssprache wird die Melisse mit vielen Namen belegt, die auf ihre außerordentlich große Heilwirkung hindeuten: Herzkraut, Mutterkraut, Frauenwohl, Nervenkräutl und Zahnwehkraut. Da sie mit ihrem reichen Nektarangebot Bienen anzieht, war sie im Mittelalter, als Zucker teuer und Honig eine wichtige Alternative war, eine geschätzte Gartenpflanze; mit den Melisseblättern wurden auch die Bienenstöcke ausgerieben.

Benediktiner brachten die ursprünglich aus dem östlichen Mittelmeergebiet stammende Pflanze in die mitteleuropäischen Klostergärten. Auch heute noch ist die stark wuchernde, frostharte Gartenpflanze in vielen Gärten zu finden. Sie kann mehrmals im Jahr geerntet werden, da sie sehr schnell wieder nachwächst. Außer in Deutschland wird sie auch in anderen europäischen Ländern sowie in gemäßigten Regionen Asiens und Nordamerikas kultiviert.

Welche Beschwerden lindert Melisse?

Melisse lindert u. a. Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Darm- und Unterleibskrämpfe, Nervosität, Stress, Asthma und Insektenstiche. Genutzt werden dabei die Blätter, aus denen Tees, Tinkturen, Öle und Badezusätze hergestellt werden. Die Heilwirkung beruht auf Wirkstoffen wie Mineralsalzen, Bitter- und Gerbstoffen sowie ätherischen Ölen, die generell beruhigend wirken.

Bereits im Mittelalter wurde aus den Blättern Tee zubereitet und gegen unruhige Träume, Melancholie und Hysterie verabreicht. Bekannt wurde vor allem der 1775 von der Nonne Maria Clementine Martin entwickelte »Melissengeist«, doch galt schon um 1600 der »Karmelitergeist« als eine Art Universalmittel. Paracelsus verkaufte angeblich sogar eine Melissenzubereitung als Lebenselixier an europäische Königshöfe.

Gilt Ysop heute noch als Heilkraut?

Ja, allerdings nur noch in der Volksheilkunde, wo die Pflanze gegen Magen- und Darmstörungen empfohlen wird; verwendet wird dazu das blühende Kraut, besonders die oberen, zarten Teile. In seiner Heimat, dem Mittelmeergebiet, nutzten die Menschen bereits im Altertum den Ysop (Hyssopus officinalis) als Heilmittel gegen Krankheiten der Atemwege. Dort wächst er wild auf trockenen und felsigen Hängen. Seit dem frühen Mittelalter wurde der aromatische Halbstrauch mit den kurzen, verholzten Trieben auch als Heil- und Gewürzpflanze in den Klostergärten nördlich der Alpen kultiviert. Die Blätter der Pflanze duften aromatisch und sind beiderseits dicht mit Öldrüsen besetzt. Die blauvioletten Blüten bieten reichlich Nektar, weshalb Ysop als gute Bienenfutterpflanze geschätzt wird.

Wussten Sie, dass …

Salbei kurz vor der Blüte besonders heilkräftig ist? Dann weisen die immergrünen Blätter den höchsten Gehalt an ätherischem Öl auf.

Bergminze auch eine Gewürzpflanze ist? In Italien beispielsweise verwendet man sie in der Küche ähnlich wie Petersilie.

die Minze ihre Entstehung angeblich einem Eifersuchtsdrama verdankt? In der griechischen Mythologie heißt es, Persephone habe aus Eifersucht die von Pluto geliebte Nymphe Minthe in die Minze verwandelt.

Welcher Salbei verursacht Halluzinationen?

Der aus Mittelamerika stammende Heilige Salbei oder Aztekensalbei (Salvia divinorum), auch »Salbei der Seher« genannt. Er wurde von den Indianern in Südmexiko bereits vor der Ankunft der Spanier bei religiösen Zeremonien verwendet, um übersinnliche Wahrnehmungen hervorzurufen und so in Kontakt mit den Göttern zu treten. Als psychoaktive Inhaltsstoffe wurden artspezifische Lactone (Salvinorin A, Divinorin C) identifiziert. Salvia divinorum ist die einzige halluzinogene Art in der ganzen Lippenblütler-Familie und wurde erst 1962 wissenschaftlich beschrieben.

Wussten Sie, dass …

Melisse wörtlich übersetzt »Biene« bedeutet? Der Name ist ein Hinweis darauf, dass die Pflanzen viel Nektar produzieren und gerne von Bienen besucht werden.

Hildegard von Bingen Melisse als Mittel gegen Melancholie empfahl? Sie war der Meinung, dass Melisse das Herz fröhlich macht.

man Melisse auch äußerlich anwenden kann? Tee hilft, auf die Haut aufgebracht, gegen Hautunreinheiten und ein Dampfbad gegen fettige Haut.

Ysop früher als Betäubungsmittel verwendet wurde? Man gab das in Essig gekochte Kraut, um Schmerzen zu lindern.

Wo werden Minzen baumhoch?

In der Karibik und in Brasilien. Mit einer Höhe von 15 Metern gehört Hyptis membranacea aus Brasilien zu den »Riesen« in der Familie. Die Art Hyptis arborea aus Guyana bringt es immerhin noch auf zehn Meter und Hyptis altissima aus Brasilien schafft fünf Meter. Das sind aber Ausnahmen. Die meisten Arten wollen nicht so hoch hinaus: Es sind überwiegend Sträucher und Halbsträucher mit sehr verschiedenartigem Aussehen. Oft werden sie wegen ihres typischen Dufts wie die Vertreter der Gattung Mentha als Minzen bezeichnet. Sangura oder Bushmint (Hyptis suaveolens) zogen schon die Mayas als Heilpflanze und zur Vertreibung von Moskitos, heute wird die Pflanze aus denselben Gründen rund um den Globus in warmen Gebieten kultiviert. Nur in Europa ist sie noch relativ unbekannt.

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