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Produktion: Vom Ackerbau zur Informationsgesellschaft

Wer hat die Landwirtschaft erfunden?

Nach der vorherrschenden Theorie wurde in den östlichen Regionen des Mittelmeeres, der Levante, die Entwicklung der Landwirtschaft zuerst vorangetrieben.

Aufgrund der rd. 1000 Jahre andauernden Klimaveränderung nach der letzten Eiszeit (um 10 000 v. Chr.), vor allem infolge der Trockenheit, waren die Menschen gezwungen, Vorratshaltung zu betreiben, Getreide anzubauen und zu bewässern. Erste Pflanzen waren Erbsen und Linsen, erste landwirtschaftliche Geräte Pflanz- und Grabstöcke aus Holz. Nach Europa gelangte der Ackerbau 6000–5000 v. Chr. Mit dem Pflug hielt die Nutzung der tierischen Kraft Einzug.

Für wen produzierten die Bauern?

Die mit geringem maschinellen Einsatz hergestellten landwirtschaftlichen Erzeugnisse dienten vor allem der Selbstversorgung der Bauern. Handel wurde nur wenig betrieben, so dass der überwiegende Teil der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig war.

Vor Beginn der industriellen Revolution Mitte des 18. Jahrhunderts in Großbritannien waren alle europäischen Gellschaften Agrargesellschaften. Im Zuge der Industrialisierung wurden auch in der Landwirtschaft Maschinen und chemische Düngemittel eingesetzt. Mit ihrer Hilfe konnte ein Mehrfaches an Produkten erzeugt werden, als die in den Betrieben arbeitenden Menschen eigentlich benötigten. Die Folge: Unter der häufigen Begleiterscheinung von großem Elend wurden Arbeitskräfte in der Landwirtschaft freigesetzt.

Was machte Großbritannien zum Motor der industriellen Revolution?

Großbritannien hatte Zugriff auf die wichtigen Rohstoffe Kohle und Eisenerz und erfüllte als einziges europäisches Land die Hauptvoraussetzungen für den Aufschwung der industriellen Produktionsweise.

Zum einen nahm Großbritannien bei der Zahl der Erfindungen von Maschinen (1765/69: Dampfmaschine, 1766: Hochofen, 1786: mechanischer Webstuhl) im 18. Jahrhundert unschlagbar die Spitzenposition ein, auch dank einer liberalen Eigentumsgesetzgebung und eines effektiven Patentrechts. Zum anderen brachte der ausgedehnte Kolonialhandel des britischen Empires großes Kapitalvermögen ein. So wurden wagemutige Unternehmer zum eigentlichen Motor der Industrialisierung. Verfügten sie selbst nicht über genug Kapital, stand ihnen die Bank of England für Kredite zur Verfügung. Hinzu kam schon in frühen Zeiten ein einheitlicher Binnenmarkt ohne Zollgrenzen und eine günstige Infrastruktur für den Warentransport im Inland. Drittens schließlich machte die der industriellen Revolution vorangegangene Agrarrevolution zahlreiche ehemalige Landarbeiter als neue Arbeitskräfte für die industrielle Produktion verfügbar.

Übrigens: Eine gehaltvollere Ernährung und eine verbesserte medizinische Versorgung (Hygiene) sorgten für einen rapiden Bevölkerungsanstieg (von 10,9 Mio. im Jahr 1800 auf 21 Mio. 1851) und damit für einen fortwährend steigenden Bedarf an industriell gefertigten Gütern.

Welche Branchen leisteten Pionierarbeit?

Zu den Industriepionieren gehörte in Großbritannien vor allem die Textilbranche, in Deutschland dagegen übernahmen die Schwerindustrie, der Eisenbahnbau (erste Strecke zwischen Nürnberg und Fürth, 1835) und der Maschinenbau diese Vorreiterrolle. Wichtige Stahlfabrikanten wurden Friedrich Krupp (1787–1826) und sein Sohn Alfred (1812–87) in Essen sowie August Thyssen (1842–1926) in Mülheim an der Ruhr. Ende des 19. Jahrhunderts übernahmen Elektrotechnik und Chemie Führungsrollen in der Industrie.

Wer war Vorreiter der Industrialisierung in Deutschland?

Eindeutig Preußen. Der Staat förderte in großem Maße die Industrialisierung, preußische Unternehmer eigneten sich durch Import englischer Maschinen oder durch Übernahme englischer Innovationen die Technik an, Ingenieurnachwuchs wurde an staatlichen technischen Schulen herangebildet. Weitere soziale und politische Voraussetzungen wurden in den Jahren 1807–14 durch eine Agrarreform nach englischem Vorbild und die Einführung der Gewerbefreiheit geschaffen. Der einheitliche deutsche Binnenmarkt als Voraussetzung für den Absatz der Industrieprodukte ließ jedoch noch bis 1834 durch die Gründung des Deutschen Zollvereins auf sich warten.

Wie veränderte die industrielle Revolution die Gesellschaft?

Mit der ersten Phase der industriellen Revolution ab Mitte des 18. Jahrhunderts vollzog sich der Wandel von der Agrarzur Industriegesellschaft – ein Umwälzungsprozess, der nahezu alle Bereiche des menschlichen Lebens erfasste. Technische Neuerungen ermöglichten z. B. erstmals die Massenproduktion von Gütern, die sich nun auch ärmere Bevölkerungsschichten leisten konnten. Die Notwendigkeit, bisher unbekannte Mengen an Rohstoffen und Waren zu transportieren, trug zu Innovationen im Bereich des Verkehrswesens bei.

Ab Ende des 19. Jahrhunderts wurde die industrielle Produktion zunehmend von Maschinen dominiert, deren Arbeitsweise und -rhythmus sich die Menschen anzupassen hatten. Diese Entwicklung gipfelte Mitte des 20. Jahrhunderts in der Automatisierung (sog. zweite industrielle Revolution) kompletter Produktionsprozesse.

An der Schwelle zum 21. Jahrhundert führte der Fortschritt im Bereich der Computer- und Kommunikationstechnik erneut zu einem tief greifenden Wandel; im Zuge dieser sog. dritten industriellen Revolution vollzieht sich derzeit der Übergang zur Informationsgesellschaft.

Welche Technologie wird unsere Zukunft prägen?

Die High- bzw. Hochtechnologie. Neben der Computer- und Kommunikationstechnik gehören dazu die Robotertechnik, die Biotechnologie und Gentechnik sowie Techniken zur Erforschung und Nutzung des Weltraums (Weltraum- und Satellitentechnik). Der Computertechnik bzw. Mikroelektronik kommt dabei besondere Bedeutung zu: Jeder Fortschritt in diesem Bereich verbessert die Leistungsfähigkeit der anderen Hochtechnologien.

Die Veränderungen der Arbeits- und Lebenswelt, die mit diesen Technologien einhergehen, entsprechen nicht unbedingt dem Bild, das wir aus Sciencefiction-Romanen kennen. Hightech ist bereits heute allgegenwärtig – zu Hause, am Arbeitsplatz, sogar beim Einkaufen in den Supermärkten. Allerdings werden uns die Vielzahl technischer Möglichkeiten und die Komplexität und Unabsehbarkeit der Technikfolgen in Zukunft mehr denn je mit der Frage konfrontieren, wie wir die Möglichkeiten der Technik sinnvoll nutzen wollen.

Übrigens: Die Zukunft der Robotertechnik hängt vor allem davon ab, ob es gelingt, lernfähige Systeme zu entwickeln, die auf äußere Gegebenheiten flexibel reagieren und dabei gemachte Erfahrungen speichern und in andere Situationen wieder umsetzen können. Der Einsatz solcher lernfähiger Roboter ist beispielsweise für die unbemannte Raumfahrt unabdingbar. Bislang beschränken sich die Fähigkeiten dieser »intelligenten« Maschinen allerdings auf die Ausführung relativ simpler Aufgaben, wie z. B. die Fortbewegung auf einem unebenen Gelände.

Welchen Dienstleistungen kommt besondere Bedeutung zu?

Vom Bedeutungszuwachs des Dienstleistungssektors haben nur bestimmte Bereiche profitiert. So ist der Anteil der Erwerbstätigen bei Banken und Versicherungen in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen, während sie in den Bereichen Handel und Verkehr etwa konstant blieb. Als Wachstumsbranchen der Zukunft gelten die Bereiche Tourismus, Freizeit und Gesundheit sowie Unternehmenszweige, die sich auf die Verarbeitung, Aufbereitung und Weitergabe von Informationen spezialisiert haben (z. B. Onlinedienste, Beratung, Träger von Bildungsangeboten).

Was war die Neolithische Revolution?

Die erste Umbruchphase in der Arbeits- und Lebenswelt der Menschen; sie begann im 9. Jahrtausend v. Chr. im Vorderen Orient und erreichte im 4. Jahrtausend v. Chr. schließlich Nordeuropa. Die Neolithische Revolution markiert den Übergang von der Kultur der Jäger und Sammler zu den sesshaften Kulturen der Jungsteinzeit (Neolithikum). Die neuen Kulturen betrieben Land- und Viehwirtschaft, was erstmals eine langfristige Arbeitsplanung erforderte und die Erfindung entsprechender Techniken nach sich zog. Die sesshafte Lebensweise führte zur Entstehung größerer Gemeinwesen, in denen sich neue Sozialstrukturen entwickelten.

Wie viel Kinderarbeit war erlaubt?

Das englische Fabrikgesetz von 1833 legte die Arbeitszeit von 10 bis 13 Jahre alten Kindern auf acht, für Jugendliche auf zwölf Stunden fest, Nachtarbeit wurde für beide Gruppen verboten. 1850 wurde der Zehnstundentag verfügt. Preußen verbot 1839 Kinderarbeit vor dem neunten Lebensjahr, verpflichtete Minderjährige zu einem dreijährigen Schulbesuch vor dem Eintritt in eine Fabrik, beschränkte die Arbeitszeit für Jugendliche auf zehn Stunden am Tag mit zweistündiger Mittagspause und verbot Minderjährigen Sonntags- und Feiertags- sowie Nachtarbeit. Das Mindestalter für Fabrikarbeit wurde 1853 auf zwölf Jahre hinaufgesetzt.

Was waren die Vorläufer der Fabriken?

Die Manufakturen, die in der frühen Neuzeit von Privatunternehmern und dem Staat betrieben wurden: 1. Verschiedene Handwerke werden in einem Arbeitshaus zusammengefasst; so arbeiteten z. B. Drechsler, Schlosser u. a. in einer Kutschenmanufaktur zusammen; 2. Ein Handwerk wurde in viele Einzeloperationen zerlegt. Die Manufaktur entwickelte in beiden Fällen eine Arbeitsteilung mit höherer Produktivität, ohne die handwerkliche Basis der Produktion zu verlassen.

Kehrt die Technik zur Natur zurück?

In gewisser Weise ja, denn die Bionik – eine Wissenschaft, die sich mit biologischen Systemen und ihrer Nachahmung befasst – macht sich den Erfindungsreichtum der Natur bei technischen Neuerungen zunutze. Ein Beispiel ist die Lumineszenz eines Fahrradrückstrahlers, die auf demselben Prinzip wie das Leuchten des Glühwürmchens beruht. Auch die Skelettbauweise von Hochhäusern haben wir uns von der Natur abgeschaut. Eines der ehrgeizigsten Ziele der Bionik ist der Bau des »künstlichen Blattes«, das in der Lage sein soll, Photosynthese zu betreiben.

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