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Wind und Sand: Skulpturen und Massentransport

Wie kommt Wüstensand in den Regenwald?

Bewegte Luft wirbelt Sand oder Staub mit Leichtigkeit auf und trägt sie davon. Legt sich der Wind oder stößt er auf ein Hindernis, werden Sand und Staub wieder auf der Erde oder über dem Meer abgelagert. Manchmal geschieht dies erst nach Tagen und nach tausenden von Kilometern. Aufgewirbelte Sande aus der afrikanischen Sahara können durch Passatwinde über den Atlantik bis in die tropischen Regenwälder des Amazonasgebiets verfrachtet werden oder aber mit dem im Mittelmeerraum auftretenden Wind Schirokko nach Deutschland gelangen, wo sie sich nach Regenfällen als feine gelbliche oder rötliche Staubschicht vor allem auf Autos bemerkbar machen.

Was passiert bei einem Sandsturm?

Sandstürme können regelrechte Kunstwerke schaffen. Wenn sie aus verschiedenen Richtungen blasen, modellieren sie Windkanter, faust- bis kopfgroße Steine, die facettenartig zugeschliffen wurden, und Pilzfelsen. Weht der Wind mit hoher Geschwindigkeit ständig aus einer Richtung, bilden sich je nach Sediment sehr unterschiedlich aussehende Yardangs: Pyramiden, lang gezogene Rippen mit gesägter Kammlinie, Kegel oder Walrücken.

Durch Korrasion, also Abschleifung durch Sand führenden Wind, entstehen oft bizarre Kleinformen. Das geschieht vor allem in Bodennähe, denn der Wind kann die Sandkörner nur bis in eine gewisse Höhe aufwirbeln. Gröbere Sandkörner wirken wie ein Sandstrahlgebläse auf im Weg stehende Felsen ein.

Windreliefs findet man überwiegend in vegetationsarmen Trockengebieten: Wüsten, Halbwüsten, trockenen Steppen und Savannen, aber auch an den Sandbänken von Flüssen und Sandstränden sowie in vulkanischen Lockermassen wie dem Tuff. Durch Ausblasen entstehen flache, abflusslose Wannen. Gröberes Material bleibt zurück und wird an der Oberfläche angereichert. In extremen Trockengebieten bilden sich dort Felswüsten und Geröllwüsten.

Wie entstehen Dünen?

Dünen entstehen vor geschlossenen Hindernissen oder im Windschatten von größeren Pflanzenbüscheln.

Je nach Art des Hindernisses und der Windrichtung bilden sich Wall- oder Querdünen, Strich- oder Längsdünen. Sicheldünen, auch Baranche genannt, entstehen als Einzeldünen, deren flache Ausläufer schneller wandern als der höhere Mittelteil. Sie wölben sich dem Wind entgegen. Parabeldünen scheinen dagegen vor dem Wind zu fliehen; sie formen sich an Schwachstellen von Walldünen. Aus anderen Dünen können sich Sterndünen entwickeln, wenn der Wind aus unterschiedlichen Richtungen weht.

Übrigens: Nicht nur Sand wird verlagert. Feiner, ockergelber Löss, in Mitteleuropa ein Sedimentrelikt aus der Eiszeit, bildet keine Dünen, sondern lagert sich in oft mächtigen Schichten ab. Im chinesischen Lössplateau findet dieser Prozess heute noch statt. Der feine Staub stammt aus den hoch gelegenen asiatischen Trockengebieten und gelangt mit starken Winden immer häufiger bis in die Hauptstadt Peking.

Müssen Lawinen immer aus Schnee sein?

Nein. Sand, Geröll oder ganze Felsmassen können sich ohne die direkte Einwirkung von Wind oder Wasser in Bewegung setzen. Man spricht bei diesem Prozess von Massenbewegungen. Sie reichen von fast unmerklichen Bodenverschiebungen auf einem sanften Hang bis zu gewaltigen Bergstürzen, bei denen Tonnen von Erde und Gesteinsmaterial abbrechen.

Steinschläge oder Steinlawinen rutschen wie Schneelawinen mit hoher Geschwindigkeit in die Tiefe. Schlammströme oder Muren, die in vegetationsarmen Gebirgsregionen oft verheerende Auswirkungen haben, bestehen aus miteinander vermischtem Schlamm, Boden, Gesteinstrümmern und Wasser. Sie können Geschwindigkeiten von mehreren Kilometern pro Stunde erreichen und treten oft nach heftigen Regenfällen auf. An vulkanischen Aschekegeln werden verheerende, Lahare genannte Schuttlawinen ausgelöst.

Wussten Sie, dass …

Dünen wandern können? Besonders spektakuläre Exemplare finden sich auf der Kurischen Nehrung in Litauen und Russland. Angetrieben vom Ostseewind haben die bis zu 70 m hohen Wanderdünen schon ganze Fischerdörfer unter sich begraben.

die bizarre Formenwelt des Bryce Canyon in den USA durch Wasser und Wind entstanden ist? Nach der Eintiefung durch Regenwasser war das Gestein dem Wind ausgesetzt und wurde zu spitz aufragenden Felsnadeln, den Hoodoos, geschliffen. Regen, Frost, Hitze und Wind verändern ihre Gestalt auch heute noch.

der Wind Köpfe formt? Bei größeren Felsen in der Wüste entstehen durch Windschliff zunächst Hohlkehlen und schließlich die charakteristischen Pilzfelsen, deren herauspräparierter »Stiel« einen weniger stark angegriffenen »Pilzkopf« trägt.

Was sind Tomalandschaften?

Gebiete, in denen sich großflächig die Trümmer eines Bergsturzes abgelagert haben. Das größte Bergrutschgebiet in den Ostalpen liegt am Dobratsch im österreichischen Bundesland Kärnten. Am 25. 1. 1348 stürzten hier, ausgelöst durch ein schweres Erdbeben im italienischen Friaul, 30 Mio. m³ Schutt aus Dolomitgestein von der Roten Wand in die Tiefe und bedeckten ein 7 km² großes Gebiet. 17 Dörfer wurden verschüttet, rd. 2000 Menschen starben. Die meterhohen Schuttmassen stauten die im Tal fließende Gail zu einem See auf. Als das Wasser nach zwei Monaten durch den Schuttdamm brach, verloren noch einmal 5000 Menschen ihr Leben. Das Schütt genannte Gebiet steht heute unter Naturschutz.

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