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Das korrekte Erscheinungsbild
Die Spatzen pfeifen es von den Dächern der Business-Türme: Kleider machen nicht den Menschen, aber sie machen Leute.
Kleidung als Signal
Selbst der Mann auf der Straße weiß, dass der Kredit am (Turn-)Schuh scheitern kann und der Job an der Jeans: Kleidung hat Signalcharakter, sie gibt uns Entscheidungshilfe zur Einschätzung eines fremden Gegenübers in Sachen Status, Stimmung, Tätigkeit und Einstellung. So hat es sich eingebürgert, dass auf den Etagen der Entscheider der Anzug zu Hause ist und, seit sich dort Frauen tummeln, auch das Kostüm. Ob Hemd oder Bluse, Hose oder Rock, Krawatte oder Halstuch - Geschlechterunterschiede sind da, more or less, Jacke wie Hose.
Seit sich das Wissen um den bewussten Einsatz von Zeichen der Seriosität verbreitet hat und auch Azubis in Kostüm und Anzug hinter den Bankschalter treten, sind diese als Unterscheidungsmerkmale nicht mehr ausreichend. Der sichtbare (auch Preis-)Unterschied zwischen Maßanzug und Stangenware ist nur ein Aspekt. Junge (und nicht nur IT-)Leute zeigen oftmals einen Gestaltungswillen, den das ungeschulte Auge nicht einmal als solchen erkennt. So sind Gürtel zu mancher Zeit in der jungen Mode völlig tabu, dann können sie nicht groß und auffallend genug sein. Krawatten können manchmal gar nicht kurz genug gebunden werden und Hosen gar nicht weit und tief genug auf dem Boden landen. Was für die jungen Leute todchic ist, gilt für "unwissende" Betrachter einfach als "daneben" - und umgekehrt.
Schließlich ist die Kleidung eine Form des Ausdrucks. Der französische Strukturalist Roland Barthes nennt sie gar eine Sprache Recht hat er. Da gibt es die Wörter, die in eine Sprache und auf eine Sprachebene passen oder eben nicht, genau wie die Kleidungsstücke. Da gibt es die Grammatik, die Behandlung der Kleidungsstücke. Und da ist die Syntax, die Art, wie Sie die Kleidungsstücke korrekt oder fehlerhaft kombinieren. In welchem "Dialekt" Sie sich auch ausdrücken wollen: Ihr Aussehen sollte gepflegt sein.