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Der Frühjahrsputz wissenschaftlich betrachtet

Konfettientsorgung

unsplash.com, The Creative Exchange

Das Thema Putzen scheint in unserer Gesellschaft mit einem großen Tabu belegt zu sein. Auf Blogs und auf Instagram sind zwar viele bekennende Hausbäcker, Einrichter und Näher zu sehen, doch kaum jemand würde offen dazu stehen, dass er am Putzen eine besondere Freude hat oder diese Arbeit mit ausgesprochener Sorgfalt erledigt. Natürlich erwartet man von einer Hausfrau, dass sie den Haushalt unter Kontrolle hat, und es kann durchaus sein, dass die Schwiegermutter oder eine Nachbarin den Staubfinger prüfend über den Rand des Schrankes gleiten lässt. Doch diese Dinge geschehen im Verborgenen, sie werden nicht, wie viele andere Themen des Haushalts, in die Öffentlichkeit getragen.

Dabei darf die wohltuende psychologische Wirkung des gründlichen Putzens (und Ausmistens) nicht unterschätzt werden! Nicht umsonst fällt der Frühjahrsputz in die Fastenzeit und findet zu einem Zeitpunkt statt, wenn auch die Natur von Neuem erstrahlt. Sehen die frischen, hellgrünen Blätter nicht ebenfalls so aus, als wären sie gerade einer Tiefenreinigung unterzogen worden? Putzen ist gut für die Psyche – es sei denn natürlich, man übertreibt es. Wenn Sauberkeit und Hygiene zu einem Zwang werden, weisen sie auf starke, seelische Probleme hin. Doch zurück zum ganz normalen Putzalltag, der erstaunlich wenig Anerkennung erfährt.

Die richtigen Geräte machen das Leben leichter

Vielleicht müssen wir Deutschen unsere Einstellung zum Putzen ändern? Immerhin verbringen wird mehrere Stunden pro Woche damit, da könnte etwas mehr Freude nicht schaden! Doch Statistiken zeigen höchstens, von welchen der Tätigkeiten wir am meisten genervt sind. Dabei haben wir eine Armada an nützlichen Geräten an der Seite, die uns die lästigen Aufgaben wesentlich erleichtern. Geräte mit heißem Dampf und speziellen Tüchern machen den Fensterputz quasi zu einem Kinderspiel, die neusten Staubsauger, wie hier im großen Staubsauger Vergleich bei STERN.de, sind so saugstark, dass Schmutz keine Chance hat. Sogar empfindliche Allergikernasen werden so entlastet. Moderne Putzmittel machen nicht nur dem Schmutz, sondern auch gleich allen Bakterien den Garaus, und beim Staubwischen hat man die Wahl aus mindestens zwei Handvoll Geräten, Fasern und Techniken. Was ist also das Problem?

Der psychologische Faktor

Es ist das Aschenputtel, das im Schmutz sitzt und die schier endlose Aufgabe des Sortierens aufgetragen bekommen hat – nur, um sie zu ärgern und sie von schöneren, wichtigeren Dingen abzuhalten! Endlos erscheint auch der Haushalt, dessen Arbeit man immer nur dann bemerkt, wenn sie eben nicht gemacht wird. Wer putzt – vielleicht sogar für andere – hat in der Regel eine niedrige, soziale Stellung. Niemand fährt in einer Kutsche zum Ball, das gibt es nur im Märchen.

In der Realität sieht es so aus, dass Frauen immer noch eine Stunde mehr pro Woche den Feudel im Haushalt schwingen als Männer. So manche Freundin oder Ehefrau fühlt sich dadurch ungerecht behandelt, vor allem, weil sie ebenfalls zur Arbeit geht und ihren Teil zum Haushaltseinkommen beiträgt. Dadurch entsteht eine gewisse Blockade im Kopf, die verhindert, dass man das Saubermachen mit positiven Attributen verbinden kann.

Es gibt zu diesem Randthema kaum Studien und wenig Literatur – vielleicht, weil man davon ausgeht, dass man das Putzen „wie von selbst“ lernt oder es selbstverständlich scheint, dass man es einfach kann. Dabei ist Hauswirtschafterin ein richtiger Lehrberuf, in dem alles vermittelt wird, was eine Hausfrau und vor allem Mutter wissen und können muss. Die sogenannte Care-Arbeit wird allerdings immer noch unbezahlt von Frauen erledigt. Dazu zählt natürlich auch der Frühjahrsputz.

Reinigen – Innen und Außen

Doch was ist eigentlich das Positive, das Gute, das Motivierende am Putzen? Wie können wir der lästigen Tätigkeit ein angenehmeres Gesicht verleihen? Es ist ganz einfach: äußere Ordnung hilft gegen inneres Chaos. Wer den Staub und die sonstigen Spuren des Alltags regelmäßig entfernt, der hält es auch mit den anderen Dingen so. Schädliche Beziehungen, Chaos im Kopf, Unaufgeräumtes aus Jahren oder Jahrzehnten – eine putzfreudige Person wird damit weniger Probleme haben, denn sie ist es gewohnt die Dinge abzustauben, auf Tauglichkeit zu überprüfen und im Fall der Fälle: zu entsorgen.

Die psychologische Komponente beim Frühjahrsputz und Schaffen von Ordnung darf nicht unterschätzt werden. Es stärkt unsere Psyche und hilft uns dabei, uns auch im Inneren zu sortieren. Wer innerlich aufgeräumt ist, spiegelt das auch im Außen - und umgekehrt. Wer nicht „mit sich selbst im Reinen ist“ und in bestimmten Angelegenheiten Ordnung schaffen will, der kann sich selbst durch einen gründlichen Hausputz dabei unterstützen. Und das haben wir auch nötig, denn wir neigen zum Sammeln und Horten.

Nicht umsonst geht der Trend hin zum Minimalismus. Während in den letzten Jahrzehnten große Häuser zum Standard gehörten, wo sich auf dem Dachboden und in den Garagen allerlei Kram sämtlicher Bewohner ansammelte, sind kleine und kleinste Häuser auf dem Vormarsch. Und diese Tiny Houses bieten nicht viele Gelegenheiten, Ramsch anzusammeln, sie zwingen ihre Bewohner dazu, sich auf das Nötigste zu konzentrieren.

Das Nötigste – ein Zustand, der uns in unserer konsumorientierten Gesellschaft abhandengekommen ist. Wir brauchen immer etwas mehr, etwas Besseres, etwas Neues und erwarten, dass uns das glücklich machen würde. Tut es natürlich nicht – und wir kommen gerade dahinter.

Ein gründlicher Hausputz inklusive Ausmisten kann uns dabei helfen, zu erkennen, was wirklich für uns wichtig ist. Denn Bücher, die wir nur zum Abstauben in die Hand nehmen und Kleidung, die wir nur beim jährlichen Schränke sortieren zu Gesicht bekommen, von denen können wir uns eigentlich auch gleich befreien.

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