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Ethischer konsumieren

Weihnachtszeit ist Konsumzeit. Doch immer mehr Menschen ist es inzwischen wichtig, ethisch verträglich zu kaufen. Welche Möglichkeiten gibt es zum Beispiel für nachhaltige und sinnvolle Geschenke? Und worauf können wir beim Verpacken der weihnachtlichen Präsente achten? Ein Wirtschaftsethiker gibt Tipps für Verbraucher - und nimmt gleichzeitig Politik und Unternehmen in die Pflicht.
Hochschule Fresenius / DAL, 06.12.2019

Weihnachtszeit ist Shoppingzeit.

iStock.com, svetikd

Die Weihnachtszeit ist traditionell eine Zeit des verstärkten Konsums: In den Wochen und Tagen vor Heiligabend suchen wir unter Hockdruck nach passenden Präsenten für unsere Liebsten, schlemmen auf dem Weihnachtsmarkt und buchen vielleicht schon die erste Urlaubsreise für das neue Jahr. Angesichts drängender Themen wie dem Klimawandel, der Umweltverschmutzung oder der gesellschaftlichen Ungleichheit wächst in der Bevölkerung gleichzeitig jedoch das Bedürfnis, ethisch verträglich und nachhaltig zu konsumieren - auch oder gerade in dieser besonderen Zeit des Jahres.

Kritisch beim Geschenkekauf

Wie kann das gelingen? Im Grund wissen die meisten Menschen, wie sie ihr Konsumverhalten ändern sollten: weniger Fleisch essen, weniger Plastik verbrauchen und seltener Reisen zum Beispiel. Doch nach wie vor fällt es vielen schwer, dies im Alltag umzusetzen. "Viele Verbraucher setzen es sich inzwischen zum Ziel, umweltschonende und nachhaltige Produkte zu kaufen", sagt Hendrik Müller von der Hochschule Fresenius. Trotzdem zeigten Statistiken, dass nur fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung in Deutschland tatsächlich nachhaltig konsumieren.

"Das ethische Bewusstsein ist zwar vorhanden, aber es spiegelt sich nicht im Handeln wider. Hier liegt eine Diskrepanz vor", so der Wirtschaftsethiker. Die Weihnachtszeit kann ein schöner Anlass sein, sein eigenes Handeln wieder verstärkt zu hinterfragen und beim Konsum bewusst kritisch zu sein - etwa beim Geschenkekauf. "Für Kinder sind Weihnachtsgeschenke natürlich wichtig. Dennoch können Eltern überlegen, ob ihr Kind überteuerte Elektrogeräte oder weiteres Spielzeug tatsächlich benötigt. Kinder freuen sich auch über kleine Dinge", meint Müller.

Leider gibt es nicht für jede Anwendung eine ökologisch bessere oder bequeme Alternative. Aber Wegwerfartikel wie aufwändige Geschenkverpackungen kann jeder vermeiden.

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Nachhaltiger verpacken

Unter Erwachsenen lässt sich womöglich ganz auf materielle Präsente verzichten. Wie wäre es stattdessen, mit gemeinsamer Zeit ein in der Hektik des Alltags oft rares Gut zu verschenken? Ein Gutschein für einen Theaterbesuch, einen Kochabend oder eine gemeinsame Wanderung kommt bei Freunden und Verwandten sicherlich gut an und spart die Ressourcen für das x-te Kleid, Kochbuch oder Parfum.

Auch alternative Verpackungen sind eine Möglichkeit, nachhaltiger zu schenken. Geschenkpapier landet meist nach einmaligem Gebrauch im Müll und seine Produktion ist alles andere als umweltfreundlich. Müller rät daher dazu, bereits verwendetes Papier noch einmal zu benutzen oder die Geschenke alternativ in bemaltes Zeitungspapier zu hüllen. "Der Charme des Aufreißens geht damit nicht verloren. Und man kann einen kleinen Beitrag zum Umweltschutz leisten."

Nicht nur Verbraucher in der Pflicht

Neben den Konsumenten sieht der Wirtschaftsethiker aber auch Politik und Unternehmen in der Pflicht: "Nicht nur Verbraucher sollten ihr Konsumverhalten hinterfragen, sondern auf politischer Ebene müssen entsprechende Rahmenbedingungen und Anreize geschaffen werden." Auch Unternehmen sollten seiner Meinung nach umdenken und entsprechende Angebote schaffen - zum Beispiel, indem sie sich aus Rabattschlachten wie aktuell rund um den Black Friday heraushalten, Überproduktionen vermeiden oder Produkte entwickeln, die gut up- und recycelt werden können.

Daneben sollten Umwelt- und Sozialsiegel Verbrauchern eine bessere Orientierung ermöglichen, wie der Wissenschaftler betont. Ein gutes Beispiel hierfür sei das neu eingeführte staatliche Gütesiegel in der Textilindustrie - der grüne Knopf. "Das Siegel stellt verbindliche Anforderungen, um Mensch und Umwelt zu schützen", erklärt Müller. "Allerdings sind solche Siegel auch nicht ganz unproblematisch: Ein Erfolg kann das Textilsiegel nur dann werden, wenn die Einhaltung der Kriterien von den unabhängigen Prüforganisationen streng kontrolliert und Verstöße entsprechend geahndet werden."

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