Kalter Krieg überschattet die Spiele
Dank der überaus herzlichen und familiären Atmosphäre bei den Spielen der XV. Olympiade in der finnischen Hauptstadt Helsinki erwarben die Gastgeber millionenfache Sympathien. Nur allzu gern vergaßen die Athleten darüber manche Improvisation, beispielsweise bei den Unterkünften.
Zum ersten Mal seit 1912 nahmen wieder Sportlerinnen und Sportler aus dem Gebiet der Sowjetunion an Olympischen Spielen teil – damals waren die Athleten noch für das Zarenreich angetreten. Allerdings gab es bereits im Vorfeld Probleme, da die sowjetischen Aktiven nicht mit kapitalistischen Sportlern im olympischen Dorf in Käpylä wohnen wollten. Nachdem sich die übrigen Ostblockstaaten solidarisch erklärt hatten, erhielten die Mannschaften und Offiziellen Ausweichquartiere in einem Studentenwohnheim.
Seine Olympiapremiere feierte Süd-Korea, das 1948 noch als "Gesamt"-Korea angetreten war. Das Land war einer der Brennpunkte des Kalten Krieges zwischen den Supermächten USA und UdSSR, die sich im Konflikt zwischen Nord- und Süd-Korea engagierten. Die Auseinandersetzung der Systeme drückte den Spielen von Helsinki ihren Stempel auf. Jeder Erfolg "ihrer" Athleten wurde von den Delegationsleitern der Supermächte zugleich als Beweis für die Überlegenheit des eigenen Gesellschaftssystems gewertet.