Eröffnungsfeier im Provisorium
Perfekte Organisation und strenge Sicherheitsvorkehrungen waren die Kennzeichen der Spiele der XXI. Olympiade im kanadischen Montreal. Die sportlichen Bestleistungen wurden fast von den politischen Auseinandersetzungen im Vorfeld der Veranstaltung verdeckt. Baukräne bestimmten das Bild der in Englisch und Französisch - den beiden Sprachen des Gastgeberlandes - abgehaltenen Eröffnungsfeier: Streiks und ein ungewöhnlich langer Winter sowie fehlende Gelder hatten die Fertigstellung der Olympiabauten in Montreal unmöglich gemacht. Die Eröffnungsfeier fand in einem Provisorium statt.
Strenge Sicherheitsvorkehrungen prägten die Veranstaltung: Zu tief saß der Schrecken des Terroranschlags von München. In Erinnerung an ihre vier Jahre zuvor ermordeten Mannschaftskameraden zog die israelische Delegation mit einem Trauerflor in das Stadion der kanadischen Metropole ein. Einmal mehr spielte die Politik eine Rolle bei Olympia: 24 der 116 gemeldeten Mannschaften boykottierten die Spiele. Grund für diese Entscheidung - vor allem der 22 schwarzafrikanischen Länder - war der Nichtausschluss Neuseelands, dessen Rugbymannschaft eine Turnierreise durch den Apartheidstaat Südafrika unternommen hatte. Im Vorfeld der Sommerspiele hatte das IOC Rhodesien wegen seiner Rassentrennungspolitik zum zweiten Mal nach 1971 die Teilnahme verwehrt. Da auch das Team aus Taiwan fehlte, nahmen an den Spielen in Montreal lediglich etwas mehr als 6000 Aktive teil - rund 1000 weniger als noch 1972 in München.