Prachtvolle Spiele in Spanien
Zwei Milliarden TV-Zuschauer und 100.000 Menschen im Stadion von Barcelona erlebten eine der bis dahin prachtvollsten Eröffnungsfeiern bei Olympischen Sommerspielen. Die Kommerzialisierung des Sports erreichte einen neuen Höhepunkt. Es waren die Spiele des spanischen IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch, der die Großveranstaltung in seine katalanische Heimat geholt hatte. Der Verfechter einer Kommerzialisierung des Sports dankte zum Abschluss der Wettkämpfe folgerichtig auch den Sponsoren. Die Spiele hatten dem IOC, u.a. durch TV-Lizenzen, Einnahmen in dreistelliger Millionenhöhe beschert. Samaranchs Haltung stieß jedoch nicht nur auf Zustimmung. So beklagten viele Aktive, dass sich die Startzeiten in einigen Wettbewerben ganz an den Wünschen der Werbewirtschaft orientierten.
Neben dem anspruchsvollen kulturellen Rahmenprogramm fand die architektonische (Um-)Gestaltung von Stadtteilen und Wettkampfstätten großes Lob: Das neoklassizistische Olympiastadion auf dem Montjuic-Berg und das Velodrom wurden modernisiert, den Palau dí Esports Sant Jordi (1700 Sitzplätze) - benannt nach dem katalanischen Nationalheiligen - ließen die Organisatoren in unmittelbarer Nähe des Schwimmbades neu errichten. Einmal mehr zeigte sich die Ohnmacht des Sports gegenüber der Politik: Unbeeindruckt vom ungeschriebenen Gesetz, während der Spiele die Waffen schweigen zu lassen, ging in Jugoslawien der blutige Kampf um das Erbe Titos weiter. Dennoch waren in Barcelona Einzelstarter aus Rest-Jugoslawien vertreten; Bosnien-Herzegowina, Slowenien und Kroatien nahmen mit eigenen Mannschaften teil.