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St. Louis 1904

Olympische Idee im Abseits

Emil Rausch, deutscher Schwimmer, Olympiasieger 1904 über 880 und 1500 m.
wissenmedia, Gütersloh
Wie vier Jahre zuvor in Paris waren die Olympischen Spiele auch wiederum ein Teil einer Weltausstellung, der von St. Louis. Entsprechend lautete die Inschrift der Siegermedaillen auf der Vorderseite "Universal Exhibition" und auf der Rückseite "Olympiad". Die Wettbewerbe ragten nicht aus den übrigen Programmpunkten der Weltausstellung heraus. Folglich nahm die Öffentlichkeit die Spiele kaum als eigenständige Veranstaltung wahr.

Zum allgemeinen Desinteresse trugen auch Dauer und Anzahl der Wettkämpfe bei. Nach dem Willen der Veranstalter sollten sich die Konkurrenzen zeitlich nicht überschneiden. So fanden von Juli bis November fast 400 Entscheidungen statt, die sich aber nicht allesamt mit dem Prädikat "olympisch" schmücken durften, darunter auch Profi- und Schülermeisterschaften. Zu den Olympischen Spielen zählten die amerikanischen Organisatoren 104 Wettbewerbe in 16 Sportarten - darunter erstmals auch Boxen.

IOC-Präsident Pierre de Coubertin, der nicht vor Ort war, zeigte sich enttäuscht über die mangelhafte Herausstellung der olympischen Idee. Kritisch äußerte er sich auch über die sog. anthropologischen Tage: Wettbewerbe (u.a. im Steinwurf und Hindernislauf) für ethnische Minderheiten, organisiert von der völkerkundlichen Abteilung der Weltausstellung. Coubertin betrachtete diese "Konkurrenzen" als diskriminierend.

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