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Fata Morgana im Wattenmeer – Luftspiegelungen gibt es auch bei uns
Sommerurlaub an der Nordsee: Wer zu dieser Zeit bei Ebbe im Wattenmeer unterwegs ist, kann manchmal ein seltsames Phänomen beobachten: Über der gleißenden Reflexion der vor einem liegenden Sandbank erscheinen plötzlich seltsame Gebilde: Eine Hallig scheint am Himmel zu schweben, ein Schiff fährt mitten über die Sandbank und ein Vogel fliegt beharrlich vorwärts, bleibt aber dennoch immer an der gleichen Stelle des Himmels. Alles nur Einbildung und Fantasie?
Trugbilder – nicht nur in der Wüste
Wie aber sind diese seltsamen Erscheinungen zu erklären? Ganz einfach: Es handelt sich um eine Fata Morgana – ja genau, das Trugbild, das schon so vielen Wüstendurchquerern zum Verhängnis wurde. Denn folgten sie dem Anblick der scheinbar direkt voraus liegenden Oasen und Seen, führte sie dies ins Verderben: Statt zum rettenden Wasser brachten sie diese Trugbilder nur immer tiefer in die Wüste hinein.
Das Phänomen solcher Trugbilder ist schon seit Jahrhunderten bekannt – und berüchtigt. Der Entdeckungsreisende Marco Polo hielt sie für Zeichen des Bösen, die ihn in die Irre leiten wollten, der Dichter Goethe nannte sie den "Streif erlogener Meere" und nicht zuletzt leitet sich der Name solcher Trugbilder von der Fee Morgane, der bösen Halbschwester des sagenhaften Königs Artus ab. Aber auch rätselhafte Erscheinungen wie das Geisterschiff des "fliegenden Holländers" und vielleicht sogar das Ungeheuer von Loch Ness könnten auf das Phänomen der Fata Morgana zurückgeführt werden.
Wie entsteht eine Fata Morgana?
Wie aber entstehen diese flirrenden Trugbilder? Und warum gibt es sie sogar bei uns an der Nordsee? Die Voraussetzung für eine Fata Morgana sind extreme Temperaturunterschiede in den bodennahen Luftschichten. "Luftspiegelungen entstehen durch Ablenkung des Lichtes an unterschiedlich warmen Luftschichten", erklärt Rainer Schulz von der Schutzstation Wattenmeer. "Lichtstrahlen, die eine kalte Luftschicht durchqueren, stoßen auf die warme Schicht und werden dort reflektiert."
An der Nordsee ist eine Fata Morgana nur dann zu sehen, wenn es windstill ist. Dann bleiben die Luftschichten stabil übereinander gelagert und die für die Spiegelung notwendige Grenzschicht bildet sich. An ihr wird das Licht gebrochen oder gebeugt. Die Beugung des Lichts kann normalerweise nicht sichtbare – weil unter dem Horizont liegend – Dinge, wie zum Beispiel eine Insel oder ferne Schiffe, in den Blick heben.