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Groß und klein: Leben unter Extrembedingungen
Wir leben in Einzimmerappartements, in geräumigen Altbauwohnungen oder im schicken Häuschen. In der Tierwelt gibt es ausgewachsene Zeitgenossen, die sich zumindest vorübergehend mit „Wohnungen“ zufrieden geben, die nicht größer sind als sie selbst. Andere wiederum beanspruchen die halbe Welt.
Die innere Uhr
Wenn die Tage bei uns kürzer werden und der Herbst naht, brechen viele unserer Vögel auf, um in wärmere Länder zu fliegen. Man nennt sie daher „Zugvögel“. Zu ihnen gehören beispielsweise die Stare (Sturnus vulgaris), die Drosseln oder Singdrosseln (Turdus philomelos) und die Weißstörche (Ciconia ciconica). Sie fliegen bis nach Afrika, wo es warm ist, wenn bei uns der Frost einzieht. Alle Zugvögel haben so etwas wie eine innere Uhr. Diese lässt die Vögel alles zur richtigen Zeit tun. Sie wissen genau, wann sie in den Süden fliegen müssen.
Die Tage werden kürzer, der Reiseweg ist bekannt
Zusätzlich zu diesem angeborenen Zeitgefühl merken die Zugvögel natürlich, dass die Tage kürzer werden. Das wirkt sogar bei uns Menschen. „Sie“ wird zum Beispiel immer nervöser, je kürzer die Tage werden, wenn „er“ immer noch keine Winterreifen aufgezogen hat. Zugvögel haben keine Wegweiser, keinen Kompass oder Landkarten. Biologen haben herausgefunden, dass jeder Zugvogel von Geburt an seine „Reiseroute“ kennt. Genauso wie die innere Uhr angeboren ist, haben Vögel auch so etwas wie einen vorgegebenen Reiseweg.
Das Programm endet automatisch im Winterquartier
Wenn der innere Kalender einem jungen, unerfahrenen Zugvogel das Signal zum Aufbruch gibt, zieht dieser nach seinem angeborenen Richtungssinn los. Er fliegt dann so viele Wochen, wie es sein inneres „Programm“ vorschreibt. Das Programm endet automatisch in seinem Winterquartier, das er damit zum ersten Mal kennen lernt und in den späteren Jahren immer wieder aufsucht. Die alten Leitvögel kennen die Route natürlich bestens.
Hilfe von den Alten
Zusätzlich zur angeborenen Reiseroute erhalten die jungen Vögel daher Hilfe von den älteren, um an das Ziel zu gelangen. Das erleichtert die Sache natürlich noch. Wichtig für das Funktionieren des Orientierungssinnes der Zugvögel sind auch Sonne und Sterne. Tagsüber orientieren sie sich am Sonnenstand und nachts an ganz bestimmten Sternbildern.
Nonstop-Flug
In jedem Jahr überfliegen rund zwei Millionen Vögel von Europa aus das Mittelmeer und die Sahara. Größere Vögel legen die weiten Strecken im Nonstop-Flug zurück. Kleinere müssen zwischendurch rasten. Es gibt Zugvögel, die noch weiter fliegen, um in ihr Winterquartier zu gelangen. Der Goldregenpfeifer (Pluvialis apricaria) findet sein Winterquartier beispielsweise auf den 3.600 Kilometer entfernten Hawaii-Inseln. Dafür braucht er 88 Stunden. Forscher haben ausgerechnet, dass dieser Vogel mit ungefähr 40 Stundenkilometern fliegt. Bis er wieder festen Boden unter den Füßen hat, muss er auf seiner Wanderschaft unglaubliche 250.000 Mal mit den Flügeln schlagen.