wissen.de Artikel

Keramik: Worin unterscheiden sich Steinzeug und Steingut?

Im Keramik-Handwerk werden oft die Materialien Steingut und Steinzeug eingesetzt. Wer zu Hause Keramik-Geschirr besitzt, hat sich vermutlich schon einmal gefragt, worin eigentlich der Unterschied zwischen Steinzeug- und Steingutgeschirr liegt. Beide Materialien weisen spezielle Eigenschaften sowie Vor- und Nachteile auf.

Keramiker beim Arbeiten mit der Töpferscheibe.

pixabay.com,  LubosHouska (CC0 Creative Commons)

Geschichtliche Hintergründe

In der Mineralogie spielt Keramik eine wichtige Rolle. Der Begriff „Keramik“ stammt aus dem Altgriechischen: „Keramos“ (κέραμος) war die Bezeichnung für Tonminerale und Gegenstände, die aus den Mineralen durch Brennen entstanden. Neben den Werkstoffen, die für die Herstellung keramischer Erzeugnisse verwendet werden, umfasst das Wort „Keramik“ auch die aus Keramiken geformten Gegenstände selbst, die als Werkzeuge, Bauteile sowie Zier- und Gebrauchsgegenstände genutzt werden.

Keramik hat eine lange Tradition, besonders in Portugal. Dort feiert es seit Jahren ein wahres Comeback. Keramik-Geschirr aus Portugal ist von hoher, robuster Qualität und bringt das typisch portugiesische Lebensgefühl ins eigene Zuhause.

Den Start in der Produktion von Keramik-Gefäßen aus Steinzeug machten allerdings China und Japan. Im 9. bis 15. Jahrhundert wurden die Gefäße mit einer graugrünen Glasur, der sogenannten Seladonglasur, überzogen. Deutschland produzierte Steinzeug ab dem 13. Jahrhundert und verarbeitete es weiter. Die Keramik-Herstellung entwickelte sich schnell. Auch viele Töpfereien entstanden in dieser Zeit.

Ab etwa dem 18. Jahrhundert wurden Geschirr und Gefäße aus Steingut hergestellt. Diese kamen vorwiegend zur Vorratshaltung und zum Transport von Lebensmitteln zum Einsatz. Der Unternehmer Josiah Wedgwood entwickelte 1765 das rahmfarbene Steingut, auch bekannt als Creamware. Ab 1775 setzten deutsche Keramik-Manufakturen ebenfalls dieses Material ein, um Töpferware daraus herzustellen.

Bei der Herstellung der Keramik-Erzeugnisse kamen verschiedene Techniken zum Einsatz, zum Beispiel das Umdruckverfahren. Für die Geschirrproduktion wurden außerdem Techniken wie Spritzen, Stempeln oder Schablonieren angewandt. Noch heute gibt es weltweit Manufakturen, deren Wurzeln genauso weit in die Vergangenheit reichen wie die Entwicklung von Steingut in Deutschland.

Herstellung und Eigenschaften von Steinzeug und Steingut

1. Steinzeug

Steinzeug zählt zur Keramik-Klasse Sinterzeug. Es tritt als

  • Grobsteinzeug und
  • Feinsteinzeug

auf. Der Scherben wird bei der Verarbeitung dicht gebrannt (sintern). In der Keramiker-Fachsprache bezeichnet man als den Scherben das für die Produktion keramischer Massen oder Erzeugnisse gebrannte Gemisch diverser Mineralien und Beimischungen.

Als Basismaterial für Steinzeug dienen Tonerden mit einem hohen Anteil an Eisenoxid und Aluminiumoxid. Die Brenntemperatur beträgt 1.200 bis 1.300 Grad Celsius. Steinzeug hat Steingut gegenüber den Vorteil, dass es auch ohne zusätzliche Glasur wasserdicht ist. Produkte, die aus Steinzeug gefertigt sind, haben häufig eine raue Oberfläche. Dadurch lässt sich Steinzeug gut schleifen, schneiden und polieren.

2. Steingut

Steingut wird der Keramik-Klasse Irdengut zugeordnet. Der Scherben versintert bei Irdengut weniger dicht als bei Steinzeug. Dadurch ist das Material nicht vollständig wasserdicht. Steingut wird in die Untergruppen

  • Mischsteingut,
  • Hart- oder Feldspatsteingut sowie
  • Weich- oder Kalksteingut

unterteilt. Steingut setzt sich aus Ton, Feldspat, Quarz und anderen Materialien wie zum Beispiel Kalzit (Mineral aus der Klasse der Nitrate und Karbonate) zusammen. Die Brenntemperatur beträgt 970 bis 1.300 Grad Celsius. Damit Gefäße und Geschirr aus Steingut wasserdicht sind, erhalten sie nach dem ersten Brennprozess eine durchsichtige Glasur. Anschließend werden sie noch einmal bei etwa 100 Grad Celsius gebrannt.

Vorteile von Steinzeug und Steingut im Überblick

Vorteile SteinzeugVorteile Steingut
Ist auch ohne Glasur wasserdicht.Ist kostengünstig in der Herstellung.
Lässt sich aufgrund der rauen Oberfläche nach dem Brennvorgang optimal schneiden, schleifen und polieren.Wird mit einer zusätzlichen Glasur wie Steinzeug wasserundurchlässig.
Kommt sowohl als Baustoff als auch im Haushalt zum Einsatz.Ist sowohl als Baustoff als auch im Haushalt einsetzbar.

Pflanzgefäß aus Steingut,

pixabay.com, GLady (CC0 Creative Commons)

Einsatzmöglichkeiten von Steinzeug und Steingut

Nach seiner Entdeckung war Steinzeug zunächst sehr teuer. Deshalb wurde es ausschließlich für die Fertigung von praktischen Bedarfsgütern, beispielsweise für die Aufbewahrung von Milch oder die Konservierung von Lebensmitteln, oder Luxusprodukten verwendet. Als Baustoff kam Steinzeug erst ab dem 19. Jahrhundert zum Einsatz, etwa in Form von Fallrohren oder Bodenfliesen.

Steingut ist im Vergleich zu Steinzeug in der Produktion preisgünstiger. Steingut findet seit dem 18. Jahrhundert als Essgeschirr, in Form verschiedener Haushaltsprodukte wie Brotkästen oder Vorratsgefäßen, Verwendung. Auch Dekorationen für den Wohnbereich und Wandfliesen bestehen aus Steingut. Im Allgemeinen kommen beide Materialien, sowohl Steingut als auch Steinzeug, für Vasen, Geschirr und viele andere Produkte aus Keramik zum Einsatz.

Steingut und Steinzeug sind wie Porzellan heute im alltäglichen Gebrauch sehr beliebt. Anders als Porzellan sind sie jedoch stoßempfindlicher und nicht reinweiß.

Welche Unterschiede gibt es eigentlich zwischen Keramik und Porzellan?

Morgens nach dem Aufstehen stellen wir das Keramik-Geschirr auf den Tisch, um in aller Ruhe unser Frühstück zu genießen. Oder war es doch aus Porzellan? Auf den ersten Blick sehen beide Materialien ähnlich aus. Schaut man genauer hin, sind aber doch einige Unterschiede zu erkennen. Beide Materialien gehören der Familie der Feinkeramik an, werden jedoch aus unterschiedlichen Rohstoffen gefertigt.

Wie wir bereits erfahren haben, dient für die Herstellung von Keramik Tonerde. Diese steht weltweit in großer Menge als Rohstoff zur Verfügung und lässt sich leicht abbauen. Deshalb ist Geschirr aus Keramik oftmals günstiger als Porzellangeschirr. Das Material weist im Allgemeinen eine gröbere Struktur auf und wirkt rustikaler. Zwar ist Keramik bei ordnungsgemäßer Anwendung durchaus langlebig. Im Vergleich zu Porzellan verfügt es jedoch über eine geringere Haltbarkeit.

Porzellan wirkt klar und modern. Insgesamt ist es etwas leichter als Keramik. Das Material wird aus Quarz, Kaolin und Feldspat hergestellt. Bei der Verarbeitung gibt es große Unterschiede. Je hochwertiger die Rohstoffe und die Herstellung sind, desto langlebiger sind die Porzellanprodukte. Für die edle Optik sorgt unter anderem das Kaolin, auch als weiße Tonerde oder Porzellanerde bekannt. Dabei handelt es sich um ein weißes feines Gestein, das kein Eisen enthält. Dadurch wirkt Porzellan nach dem Brennprozess strahlend weiß und elegant. In vielen Familien kommt „das gute Porzellan“ lediglich zu besonderen Anlässen zum Einsatz. Das ist durchaus verständlich. Porzellan ist in aller Regel zwar robuster als Keramik. Allerdings ist der Anschaffungspreis deutlich höher.
 

Mehr Artikel zu diesem Thema

Weitere Lexikon Artikel

Weitere Artikel aus dem Wahrig Synonymwörterbuch

Weitere Artikel aus dem Wahrig Fremdwörterlexikon

Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch

Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch

Weitere Artikel aus dem Vornamenlexikon