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Was steckt hinter den neuen Energielabels?
Bevor man sich einfach irgendeine neue Waschmaschine, einen Fernseher oder einen Kühlschrank kauft, schauen die meisten auf den Preis und vergleichen mehrere Modelle. Immer das günstigste Gerät zu kaufen, muss aber nicht langfristig preiswerter sein. Denn elektrische Haushaltsgeräte verbrauchen während ihrer Nutzung Strom – verursachen also Betriebskosten. Manche Billigangebote benötigen so zum Beispiel mehr Energie pro Jahr als ein teureres Modell, so dass die Kosten für ersteres auf Dauer höher sein können. Langfristig spart man also eher mit einem möglichst energieeffizienten Gerät – oft sogar mehrere hundert Euro pro Jahr im Vergleich mit weniger effizienten Geräten.
Das Label zum besseren Vergleich
Um neben dem Preis die Energieeffizienz vergleichen zu können, hat die Europäische Union seit den 90er-Jahren ein Energielabel für elektrische Geräte eingeführt. Daran kann man online und vor Ort in einem Geschäft vor dem Kauf ablesen, wie effizient das Gerät ist.
Noch im letzten Jahr wurde diese Effizienz mit Buchstaben von A+++ über A++ und A+ sowie A bis hin zu B, C und schließlich D dargestellt. A+++ zeigte dabei an, dass das Gerät wenig Strom benötigt. Der Buchstabe D hingegen wies daraufhin, dass der Verbrauch bei gleicher Nutzung vergleichsweise hoch war. Die Buchstaben wurden mit Pfeilen in einer Farbskala von dunkelgrün bis rot markiert. Der längste, rote Pfeil untermalte das D, um zu verdeutlichen, dass dieses Gerät viel Strom verbraucht.
Zudem informierte das Label anhand von kleinen Symbolen auch über den Energieverbrauch und andere Eigenschaften wie beispielsweise den Wasserverbrauch oder die Lautstärke des Geräts im Betrieb.
Neu und übersichtlicher
Nun hat sich die Europäische Union aber für die Einführung eines neuen EU-Energielabels entschieden. Darauf wird die Energieeffizienz nun mit den Buchstaben von A bis G angezeigt. Das bedeutet, dass die Plusklassen entfallen und stattdessen drei weitere Buchstaben dazu gekommen sind, die aber weiterhin in der bekannten Farbskala dargestellt werden. Hier gilt, dass die Klasse A den geringsten und G entsprechend den höchsten Verbrauch hat. Bei Wasch- und Spülmaschinen gilt diese Angabe für das Energiesparprogramm, das im Zuge des neuen Labels für diese Geräte verpflichtend wird.
Zudem wird nicht mehr auf allen Geräten der Jahresverbrauch angegeben, sondern zum Beispiel bei Waschmaschinen der stündliche Stromverbrauch pro 100 Drehungen und der Wasserverbrauch pro Wäsche. Außerdem bieten die neuen Labels anhand von überarbeiteten Symbolen Informationen über die Lautstärke in einem Bereich von A für leise bis D für sehr laut, manchmal zudem über das Fassungsvolumen oder etwa die Bildschirmdiagonale beim Fernseher.
Als weitere Neuerung bieten die Labels bei einigen Gerätegruppen auch zusätzliche Angaben. So kann man zum Beispiel bei Wasch- und Geschirrspülmaschinen auf einen Blick sehen, wie viel Zeit das Energiesparprogramm benötigt und bei Fernsehern wird neuerdings auch die Auflösung in Pixeln angegeben.
Auch moderne Zusatzfunktionen
Ganz neu ist auch, dass ein QR-Code auf den Labels abgedruckt ist: Scannt man den Code zum Beispiel mit dem Handy ein, wird man dort zur neuen europäischen Produktdatenbank (EPREL) weitergeleitet. Diese bietet dann kostenfrei weitere Detailinformationen zum Produkt.
Auf diese Informationen kann man auch mithilfe der neuen App „Energielabel“ zugreifen. Die App haben Forscher von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) zur Einführung des neuen Energielabels entwickelt. Dort kann man die Daten der Produktdatenbank auf einer Merkliste abspeichern, verwalten oder mit anderen teilen. Außerdem informiert ein „Label-Lotse“ über das neue Energielabel und es gibt eine Checkliste sowie Entscheidungshilfen und Ratgeber-Funktionen, die die Produktauswahl erleichtern sollen. Ein Energie-Quiz informiert zudem spielerisch über den sparsamen Umgang mit Energie.
Das neue Label und die Zusatzfunktionen gelten ab März 2021 für Kühlgeräte, Waschmaschinen, Waschmaschinen mit eingebautem Trockner, Geschirrspüler und Fernseher sowie Monitore und ähnliche elektronische Displays. Wobei ab dem 1. März zunächst noch für zwei Wochen das alte und neue Label parallel gültig sind. Ab September 2021 soll das neue Energielabel dann auch allmählich für Lichtquellen eingeführt werden. Weitere kennzeichnungspflichtige Produktgruppen, wie Wäschetrockner, Staubsauger, Dunstabzugshauben und Backöfen sollen bis 2024, Heizungen bis 2026 und der Rest bis spätestens 2030 folgen.
Aber warum überhaupt?
Die neue Sortierung der Effizienzklassen hat auch ihre Gründe: In den letzten Jahren haben die Hersteller ihre Geräte so energieeffizient gemacht, dass sich heute fast alle Geräte in den obersten Effizienzklassen des alten Labels befinden und kaum noch welche in der Klasse D, C und B. Welches Modell von Waschmaschine, Fernseher oder Kühlschrank nun unter den Modellen am sparsamsten ist, war also nicht mehr auf einen Blick auf das Label zu erkennen.
Beim neuen Label sind nun die Kriterien für die einzelnen Energielabel strenger geworden und die Klassengrenzen so verschoben, dass Produkte wieder über die gesamte Bandbreite eingeteilt werden können. Auch Geräte, die beim alten Label in der Klasse A+++ waren, könnten sich nach der Neuerung in der Klasse B oder gar C wiederfinden.
Durch die Neueinteilung schafft es also zunächst kaum ein Gerät in die oberste Kategorie, obwohl sie laut dem alten Label sehr effizient sind. Das erhöht automatisch den Druck auf die Hersteller, weiter an der Energieeffizienz zu arbeiten. Energieeffizientere Geräte können sich dafür wieder werbewirksamer von der weniger sparsamen Konkurrenz absetzen.
Die neue Übersicht kann damit einerseits den Käufern wieder besser zeigen, welche Stromkosten auf sie zu kommen. Zudem kann sie die Hersteller und Käufer stärker sensibilisieren, dass sie Energie sparen und so etwas für die Umwelt tun. Denn je weniger Energie benötigt wird, desto weniger Strom muss produziert werden. Von den neuen Regelungen erhofft man sich eine jährliche Einsparung von etwa 150 Terawattstunden Strom - so viel, wie ganz Dänemark an Energie verbraucht.
Damit hat die Verschiebung der Effizienzklassen zwar zur Folge, dass man eine alte Effizienzklasse nicht unmittelbar auf eine neue übertragen kann. Aber für die Vergleichbarkeit beim Kauf spielt das keine Rolle, da alle neuen Produkte mit dem neuen Label nach gleichem Maßstab gekennzeichnet werden und so untereinander vergleichbar sind.
Auch Zusatzinfos klarer
Neben der Neuordnung der Effizienzklassen, bieten auch die anderen neuen Angaben Vorteile: Bei Wasch- und Geschirrspülmaschinen bezog sich der Gesamt-Energieverbrauch bisher auf durchschnittliche Werte von 220 Waschladungen und 280 Spülgängen pro Jahr. Da aber zum Beispiel eine Großfamilie und eine Einzelperson recht unterschiedliche Bedürfnisse haben, können sie nun mit der Angabe zum Verbrauch bei 100 Durchgänge pro Jahr selbst überschlagen, wie viel Strom sie auf Dauer benötigen.
Zudem sind zum Beispiel die Symbole zum Wasserverbrauch der Waschmaschine genauer. Denn die Prüfverfahren wurden so verändert, dass sie den echten Nutzungsbedingungen im Haushalt näherkommen.
Nicht nur Label entscheidend
Aber selbst, wenn man künftig Geräte kauft, die nach dem neuen Label in der Klasse A eingeordnet sind und zusätzlich etwa einen geringen Wasserverbrauch haben, gibt es etwas zu beachten: In manchen Produktgruppen wie zum Beispiel bei Fernsehern werden die Geräte bei steigender Energieeffizienz auch größer. Dadurch ist der Energieverbrauch letztendlich nicht wesentlich geringer ist, als beispielsweise bei einem kleineren Gerät in der Klasse B. Die Größe sollte beim Kauf also neben den anderen Informationen stets mitbeachtet werden.
Zudem zeigt das Label auch nicht, wie viel Energie und wie viele Ressourcen zur Produktion von Waschmaschine, Kühlschrank und Co. verbraucht wurden. Insbesondere etwa seltene Metalle, die verarbeitet wurden, können auch stark der Umwelt schaden, weil sie nur begrenzt verfügbar sind.
Und schließlich lässt sich anhand des Labels auch nicht bewerten, welche Lebensdauer ein Gerät hat oder ob es künftig repariert werden kann und es Ersatzteile geben wird. Und auch diese Faktoren spielen natürlich eine Rolle, wenn man ein möglichst umweltfreundliches Gerät kaufen möchte.