Lexikon
Kọrsika
französisch La Corse, italienisch CorsicaFlagge von Korsika
© wissenmedia
französische Mittelmeerinsel nördlich von Sardinien, als Region mit einigen kleinen Nachbarinseln 8680 km2, 264 000 Einwohner; umfasst die Départements Haute-Corse und Corse-du-Sud; Hauptstadt Ajaccio.
Die sehr gebirgige, im Monte Cinto (2710 m) gipfelnde Insel ist über 160 km von der französischen Südküste entfernt und knapp 100 km von der italienischen Küste. Die Insel ist von Norden nach Süden 185 km lang, von Westen nach Osten 85 km breit. Die Gipfel des Inneren zeigen von eiszeitlichen Gletschern und Firnfeldern geprägte Hochgebirgsformen. Die Nord- und Westküste fällt steil zum Meer ab; ihre Buchten bieten gute Naturhäfen. Die Ostküste ist flach. Feuchtmilde Winter und trockenwarme Sommer gestatten üppigen Pflanzenwuchs: ausgedehnte Eichen- und Nadelwälder, Oliven-, Wein- und Obstkulturen, in 600–1100 m Höhe Edelkastanienhaine. Rund die Hälfte der Insel ist von Macchie bedeckt. Die Naturschutzgebiete Kap Girolata, Kap Porto, Scandola und die Piana Calanques sind 1983 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt worden.
Die einen italienischen Dialekt sprechende Bevölkerung (Korsen) hat durch Auswanderung bis in die 1950er Jahre stark abgenommen (1872: 359 000, 1954: 244 000 Einwohner). Ajaccio, der Geburtsort Napoleons I., und Bastia sind die größten Städte. – Die wichtigsten Wirtschaftszweige sind die Landwirtschaft und Fischerei (Anbau von Wein, Obst und Gemüse, Schaf- und Ziegenhaltung, Thunfisch- und Sardellenfang) und der Tourismus.
Geschichte
Die Urbewohner waren Iberer; später wurde die Insel von den Phöniziern, dann von den Phokäern kolonisiert. Im 5. Jahrhundert kamen die Karthager in den Besitz der Insel, mussten sie aber 238 v. Chr. an die Römer abtreten. Unter der Regierung der römischen Kaiser blühte Korsika auf. 456 folgten Einfälle der Wandalen, unter deren Herrschaft (seit 470) die Insel gänzlich verarmte. 533 wurden die Wandalen vertrieben; dann war die Insel unter der Herrschaft der byzantinischen Kaiser, bis 774 die Franken und 850 die Sarazenen sie eroberten. Seit Anfang des 11. Jahrhunderts wechselten die beherrschenden Mächte ständig.
Im 16. Jahrhundert bekämpften sich die genuesische, die aragonische und die Nationalpartei mit wechselndem Glück. 1729 erhoben sich die Korsen gegen Genua. Ein erneuter Aufstand unter P. Paoli (1755) führte schließlich zum Verkauf der Insel an Frankreich. Während der Französischen Revolution bereits als Département eingegliedert, kam Korsika infolge einer von den Engländern unterstützten Rebellion Paolis 1794–1796 zwar vorübergehend an England, wurde aber nach der Wiedereroberung 1796 endgültig französisch.
In der Folge waren die Korsen wirtschaftlich stets benachteiligt. Der Grund dafür lag einerseits in der traditionellen Politik der wenigen mächtigen Familienclans, die auf Machterhalt ausgerichtet war, andererseits in der zentralistischen Verwaltung in Paris, die nur mit Hilfe der Clans Korsika beherrschen zu können glaubte. Vor allem in der Landwirtschaft führte die Benachteiligung der Korsen zu Verbitterung und Gewalt. 1942/43 war Korsika von italienischen und deutschen Truppen besetzt. Seit Ende der 1960er Jahre organisierten sich in zunehmendem Maße Autonomiebewegungen, die zum Teil auch terroristische Aktivitäten entwickelten. Obwohl die Insel 1982 Autonomierechte sowie ein direkt gewähltes Regionalparlament erhielt und die Separatistenorganisation Front National de Libération de la Corse (FNLC) verboten wurde, stieg die Zahl der Gewalttaten militanter Kräfte in den 1980er und 1990er Jahren weiter an. 2003 sprach sich die Bevölkerung in einem Referendum gegen eine mit größerer politischer Selbstständigkeit verbundene territoriale Neuordnung Korsikas aus.
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