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Papier

[
griechisch papyros, „Papyrus“
]
Papier
Papier
P.-Gewinnung
ein Werkstoff, der hauptsächlich aus Fasern, die in Gegenwart von Wasser verfilzt worden sind, besteht. Früher wurde Papier ausschließlich aus Leinen- und Baumwolllumpen (Hadern) hergestellt. Heute dienen meist Holz (Kiefer, Fichte, Birke u. a.) sowie Stroh, Halfagras, Esparto bzw. aus diesen gewonnener Zellstoff als Rohmaterial. Man unterscheidet drei Hauptgruppen: 1. Hadernpapiere und hadernhaltige Papiere (Letztere aus einer Mischung von Hadern und Zellstoffen), besonders hochwertig; 2. holzfreie Papiere, die aus Zellstoff, d. h. chemisch aufbereiteten Fasern, hergestellt werden; 3. holzhaltige Papiere, für die auch mechanisch aufbereitete Fasern eingesetzt werden.

Herstellung

Bei der Aufbereitung der einzelnen Rohstoffe geht man verschiedene Wege. Hadern werden gereinigt, sortiert, zerkleinert und dann in Kugelkochern mit Alkalien oder Kalklösungen bei Überdruck gekocht. Der sich aus diesem Prozess ergebende Halbstoff wird im Halbstoffholländer (Holländer) vorgemahlen. Die Fasern werden zerkleinert und zerquetscht. Im Bleichholländer wird der Lumpen-Halbstoff dann mit Chlor bzw. Sauerstoff, Wasserstoffperoxid oder Ozon gebleicht. Bei der chemischen Aufbereitung wird das Holz oder Stroh in Hackmaschinen zerhackt. Die Schnitzel werden in Kochern unter Druck mit Lauge oder Säure gekocht und dabei von Lignin, Harz u. Ä. befreit. Der so entstandene Zellstoffbrei wird gewaschen, gebleicht und entwässert. Altpapier wird im Kollergang, einem Bottich mit zwei umlaufenden Mühlsteinen, gekollert, d. h. zu einem Faserbrei zerkleinert, oder im Pulper (Stoffauflöser) aufbereitet. Lumpenhalbstoff, Zellstoff, Holzschliff oder Kollerstoff werden im Mahlholländer bis zum vorgeschriebenen Mahlgrad gemahlen. Im Holländer wird weiterhin mit Farbe gefärbt und mit Harzleim und Alaun geleimt. Hier werden auch die Füllstoffe, d. h. Erden (z. B. Kaolin), zugesetzt, die später beim fertigen Papier die Lücken zwischen den Fasern ausfüllen. In der modernen Papierfabrikation wird der Holländer meist durch eine aus Pulper und Refiner (Kegelstoffmühle mit relativ geringem Durchmesser) gebildete Kombination ersetzt.
Der so gleichzeitig in mehreren Holländern oder Refinern vorbereitete Papierbrei fließt über Sand- und Knotenfänger auf die Papiermaschine. Der Stoffauflauf reguliert den Auflauf des stark mit Wasser versetzten Faserbreis auf ein endlos umlaufendes Bronzesieb. Entwässerung und seitliche Schüttelung bewirken die angestrebte Verfilzung der Fasern zum Blatt.
Der Teil der Papiermaschine bis zu der Stelle, an der die noch feuchte Bahn abgenommen werden kann, heißt Siebpartie. Zur Siebpartie gehört auch der Egoutteur, eine Siebwalze, die auf der noch feuchten Bahn aufliegt und als Velin-Egoutteur für eine Egalisierung der Papieroberfläche oder als Wasserzeichen-Egoutteur zur Einarbeitung eines echten Wasserzeichens eingesetzt wird.
Vom Sieb gelangt die Papierbahn, durch Filze geführt, auf die Nasspartie, ein System von gegeneinander stehenden Walzen, zwischen denen das werdende Papier weiter entwässert und egalisiert wird. In der Trockenpartie wird die Bahn dann über große, dampfbeheizte Zylinder geleitet und langsam endgültig getrocknet.

Geschichte

Seinen Namen hat das Papier vom ägyptischen Papyrus. Das erste aus fasrigen Streifen bestehende Papier wurde um 100 v. Chr. hergestellt und zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. vervollkommnet. Araber brachten das Verfahren später nach Europa. Die erste sicher nachgewiesene Papiermühle in Deutschland ist die von U. Stromer um 1389 vor den Toren von Nürnberg erbaute Gleismühle. 1799 wurde die erste Papiermaschine von Louis Robert in Essonne bei Paris gebaut. Die neuen technischen Möglichkeiten konnten sich aber erst nach Sicherstellung einer neuen Rohstoffbasis auswirken, d. h. nach Erfindung des Holzschliffs (1845) und der Entwicklung praktikabler Verfahren für die Herstellung von Zellstoff (1855). Heute laufen die mehrere Meter breiten und oft mehr als 100 m langen Papiermaschinen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 700 m/min.
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Schöpfender Papiermacher an der Bütte; Joost Amman: »Das Ständebuch«, 1568
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