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Wahlkampf, Verdi und Walküren: Was uns 2013 erwartet (Podcast 216)

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Wir laden Sie ein zur Vorschau auf das Jahr 2013.    




 

Das weihnachtliche Glöckchengeläut ist verklungen, die Geschenke- und Plätzchenflut ist über uns hinweggespült, das Jahr neigt sich dem Ende zu. 2012 konnte mit Olympia und dem US-Präsidentschaftswahlkampf aufwarten, sogar mit einem Weltuntergang, der allerdings – mal wieder – nicht eingetreten ist. Was wird uns 2013 bringen? wissen.de-Redakteurin Dagmar Oberndorfer wagt einen Blick in die Zukunft.

 

Wen wählen?

Einen ersten Vorgeschmack auf den Wahlkampf haben die Deutschen bereits Ende 2012 in den USA bekommen, im Herbst 2013 wird nun hierzulande gewählt. Schon üben sich die Vertreter aller Parteien in streitlustiger Rhetorik. Gegen die amtierende CDU-Kanzlerin Angela Merkel tritt aus dem Lager der Sozialdemokraten Peer Steinbrück an.

Auch die Österreicher und Italiener entscheiden im kommenden Jahr, welchen Parteien sie ihr Vertrauen schenken. Die Regierung in Rom steht wegen der schwierigen finanziellen Lage des Landes unter Druck. Besonders unter den Jugendlichen ist die Arbeitslosigkeit hoch. Und Silvio Berlusconi will das Land zum 5. Mal retten. O gran Dio!

 

Mehr Geld, weniger Bürokratie

Für die deutschen Arbeitgeber und –nehmer gibt es gute Nachrichten: Sie müssen künftig ein paar Euro weniger in die Rentenversicherung einzahlen. Statt bisher 19,6 Prozent sind nun 18,9 Prozent des Bruttolohns fällig.

Grund für diese Neuerung ist ein Überschuss in der Rentenkasse, der mit der guten wirtschaftlichen Entwicklung des vergangenen Jahres zusammenhängt. Diese wirkt sich auch auf die Finanzlage im Gesundheitssystem aus. Und so gibt es eine frohe Botschaft für die gesetzlich Krankenversicherten: Ab dem ersten Januar 2013 müssen sie beim Gang zum Arzt keine 10 Euro in bar mehr bereithalten. In seltener Einigkeit schaffte der Bundesrat die lästige Praxisgebühr ab.

Aber das ist nicht der einzige Beitrag der sich ändert: Künftig ist es egal, ob im Wohnzimmer ein Fernseher oder ein Radio oder ein Computerbildschirm steht – für jeden Haushaltgilt der Rundfunkbeitrag von 17,98 Euro im Monat. Für die meisten Menschen bleibt alles beim Alten. Wer bisher "nur" ein Radio angemeldet hatte oder kein Gerät besaß, hat allerdings Pech: Für ihn steigen die Kosten.

Bei Bildung und Kindererziehung wird in politischen Diskussionen gern mit harten Bandagen gekämpft. Das Ergebnis ist nun, dass  in Deutschland ab August 2013 alle Kinder nach Vollendung des ersten Lebensjahres einen Anspruch auf einen Betreuungsplatz haben. Wer seine lieben Kleinen selbst beaufsichtigt, erhält ein Betreuungsgeld von 100 Euro. 2014 soll die "Herdprämie", wie sie Kritiker nennen, auf 150 Euro erhöht werden.

 

Schwarzgeldsünden: Beichten, büßen, zahlen

Zwischen Österreich, Großbritannien und der Schweiz tritt im Januar 2013 ein Steuerabkommen in Kraft. Englische und österreichische Schwarzgeldsünder, die ihr Geld auf Schweizer Nummernkonten versteckt haben, können sich gegen eine Steuernachzahlung von ihrer kriminellen Vergangenheit freikaufen.

Ein ähnliches Abkommen sollte nach dem Willen der Regierungsparteien auch zwischen der Schweiz und Deutschland entstehen, es scheiterte aber am Widerstand der deutschen Bundesländer. Diese kritisierten, das Gesetz sei gegenüber den ehrlichen Steuerzahlern ungerecht.

 

Krieg und Verfolgung 

2013 ist ein guter Zeitpunkt, um an ein düsteres Kapitel der deutschen Geschichte zu erinnern. Vor 80 Jahren übernahmen die Nationalsozialisten in Deutschland die Macht; es jähren sich außerdem zum 75. Mal die Novemberpogrome von 1938. Die deutsche Hauptstadt präsentiert aus diesem Anlass Ausstellungen, Filme und Lesungen unter dem Leitgedanken  "Zerstörte Vielfalt – Berlin im Nationalsozialismus".

Die Projekte sollen zeigen, wie die Ausgrenzung von Minderheiten ablief und welchen Verlust die Stadt dadurch erlitten hat. Auch andernorts wird das Thema aufgegriffen. Viele Gemeinden verlegen neue "Stolpersteine". Es handelt sich dabei um Bronze-Quader, die an deportierte jüdische Bürger erinnern. Sie werden gut sichtbar im Gehsteig vor den Wohnhäusern angebracht, aus denen Menschen verschleppt wurden. Ein Stolperstein trägt jeweils Name und Lebensdaten einer Person.

 

Kulturstädte

Zum Glück besteht unsere Geschichte nicht nur aus Gewalt und Gier. Auf die schönen Seiten Europas weist der Titel der "Kulturhauptstadt Europas" hin. Zwei Städte dürfen sich im kommenden Jahr mit der Auszeichnung schmücken: Zum einen das französische Marseille. Die Hafenstadt ist 2600 Jahre alt und liegt an der Mittelmeerküste der Provence. Zum anderen Košice, das nicht nur eine der ältesten, sondern auch die zweitgrößte Stadt der Slowakei ist. Beide Orte wollen mit einem besonderen Kulturprogramm die Besucherscharen anlocken.

 

Ohrenschmaus

Musikalisch gehört 2013 den Komponisten Richard Wagner und Giuseppe Verdi: Sie würden beide dieses Jahr ihren 200. Geburtstag feiern. Um die beiden Schwergewichte der Oper werden Klassikfans kaum herumkommen. Die Arena di Verona wird anlässlich des Geburtstags Schauplatz einer historischen Inszenierung der Oper "Aida". Das antike Amphitheater feiert damit auch den eigenen Jahrestag: Vor 100 Jahren war es zum damaligen Verdi-Jubiläum eingeweiht worden.

In Deutschland steht Verdi unter anderem in Hamburg, Köln, München und Berlin auf dem Programm sowie in Leipzig. Die sächsische Stadt bevorzugt jedoch Richard Wagner– schließlich wurde der Komponist dort geboren. Leipzig ehrt das musikalische Genie mit einer Ausstellung und Festtagen, inklusive Statuen-Enthüllung. In Kooperation mit der "Wagner-Stadt" Bayreuth werden die drei Frühwerke "Die Feen", "Das Liebesverbot" und "Rienzi" aufgeführt.

Ihr 200. Ehrenjahr teilen die Komponisten mit Georg Büchner. Der Autor steht 2013 unter anderem beim Internationalen Theaterfestival in Gießen im Mittelpunkt. Zu seinen bekanntesten Bühnenstücken gehören "Woyzeck", das sich um den gleichnamigen, glücklosen Soldaten dreht, "Dantons Tod", über die Anführer der französischen Revolution, und "Leonce und Lena", eine Komödie und zugleich Satire über deutsche Kleinstaaterei.

 

Kino, Kunst, Kommerz?

In den Lichtspielhäusern stirbt es sich langsam – zum fünften Mal. Bruce-Willis-Fans werden voller Freude feststellen, dass ihr Lieblings-Star nach wie vor den John McClane gibt. Der Trailer verspricht Action satt, gepaart mit ruppigen Sprüchen. Selbstredend ist dies nicht die einzige Fortsetzung des Jahres. Uns erwarten Fortsetzungen wie "Iron Man 3", "Machete Kills" und "Ich – einfach unverbesserlich 2".

Ein ungewöhnliches Konzept verfolgt die Filmreihe "Paradies"  von Ulrich Seidl: Alle drei Teile "Liebe", "Glaube" und "Hoffnung" laufen im Abstand von nur einigen Wochen. In Österreich startete die Serie im November 2012, in Deutschland ist ab dem 3. Januar der Film "Paradies: Liebe" zu sehen. Darin begleitet der Zuschauer die österreichische Sextouristin Theresa auf ihrer Reise nach Kenia. Die Streifen sind keine leichte Kost, fürs erste Date empfiehlt sich vermutlich eher einer der stromlinienförmigen Blockbuster. Nicht ganz so schwer dürfte der Western "Django Unchained" im Magen liegen. Quentin Tarantino führt in dem prominent besetzten Film mit Jamie Foxx, Christoph Waltz und Leonardo DiCaprio Regie.

Kunst oder Kommerz? Auf der Biennale Nr. 55 gibt es hoffentlich ersteres zu sehen. Den deutschen Pavillon gestalten vier internationale Künstler, unter anderem Ai Weiwei aus China. Die internationale Ausstellung in Venedig gilt nach der "documenta" in Kassel als wichtigstes Forum zeitgenössischer Bildender Kunst.

 

Willkommen in der EU

Am ersten Juli wird Kroatien aller Wahrscheinlichkeit nach zum 28. Mitglied der EU. Die unabhängige Republik entstand 1991, nachdem sich das Land von Jugoslawien losgesagt hatte. Die Mitgliedschaft in der Europäischen Union beantragte Kroatien 2003. Acht weitere Länder haben momentan den Status eines Beitrittskandidaten oder potenziellen Kandidaten.

 

Baby Royal

Fans der britischen Krone trieb es bei dieser offiziellen Bestätigung die Freudentränen in die Augen: Die Herzogin von Cambridge, von der Presse liebevoll "Kate" genannt, erwartet ein Kind. Klatschblättern und seriösen Zeitungen wie "The Times" waren Nachrichten über die Schwangerschaft "Seite-1-Meldungen" wert. Wie es wohl erst sein wird, wenn die Nummer drei der Thronfolge geboren wird? Drücken wir Prinz William und Catherine Middleton die Daumen, dass ihr Baby gesund zur Welt kommt!

 

Radler-Rennen

Ein Doping-Skandal folgt dem nächsten – mittlerweile hat der Radsport gewaltig an Glaubwürdigkeit und Sympathie eingebüßt. Zur 100. Tour de France lassen es sich die Organisatoren dennoch nicht nehmen, ein großes Jubiläumsspektakel zu veranstalten. Die Rennstrecke ist mit Höhepunkten gespickt und verlangt den Fahrern einiges ab: Gleich zwei Mal müssen sie den berühmten Anstieg zum Alpe-d’Huez erklimmen.

Auch die deutschen Schwimmer haben Grund zu feiern. Im April treffen sie sich zum 125. Mal zur Meisterschaft; genauso wie das Olympische Komitee, das in seiner 125. Vollversammlung entscheidet, welche Stadt im Jahr 2020 die Sommerspiele ausrichten darf. Zu Wahl stehen Tokio, Madrid und Istanbul.

Im Fußball spielen die Damen um die EM-Krone. Bei den Herren fällt das Jahr ohne EM und WM-Finale eher mager aus. Zumindest auf die Bundesliga ist Verlass. Klarer Favorit für die Meisterschale ist nach einer rekordträchtigen Hinrunde der FC Bayern München. Wie immer gilt jedoch: Vorhersagen sind mit Vorsicht zu genießen, oft kommt es doch anders als gedacht. Auf jeden Fall verspricht das kommende Jahr mindestens ebenso spannend zu werden wie das vergangene.

von wissen.de-Authorin Dagmar Oberndorfer

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