Sieben Jahre nach Erscheinen des ersten Popromans Faserland steht das Genre am Scheideweg: Obschon sich inzwischen so viel junge Autoren wie selten in den letzten Jahrzehnten etablieren konnten, wird Popliteratur als eigene Gattung schon fast abgeschrieben. Tilo Eckardt, Programmleiter Belletristik des Heyne Verlages, erklärt im wissen.de-Interview worauf es auch in Zukunft ankommt.
War’s das schon?
Zur Frankfurter Buchmesse schossen sich die gängigen Medien auf die seit jeher nicht gerade beliebte Popliteratur ein: “Man muss über dieses Phänomen nicht mehr viel Worte verlieren“, stimmte die FAZ den Abgesang an. Die Branche ist entsprechend um eine neue Etikette bemüht.
Der angesagte Berliner Literaturagent Matthias Landwehr, der sich maßgeblich durch sein Popautoren-Klientel - bestehend aus Benjamin Lebert, Benjamin von Stuckrad Barre und Rebecca Casati - einen Namen gemacht hat, hält das Genre für überkommen. Gegenüber wissen.de überraschte seine Agentur mit der Aussage, Landwehr könne “mit dem Begriff ’Popliteratur’ nichts anfangen“ - mehr noch: “Es werden von uns keine Autoren vertreten, die Popliteratur schreiben.“
Das klingt ein wenig nach Selbstverleugnung. Keine Frage, die Popliteratur steckt im Umbruch - die Protagonisten suchen sich neue Themenfelder außerhalb des Lebensgefühls der Mittzwanziger: Alexa Hennig von Lange schreibt einen Jugendroman, Benjamin von Stuckrad Barre wendet sich Themen von nationaler Tragweite zu und Christian Kracht schickt seinen Protagonisten zur existenziellen Selbstfindung gar in die Kriegswirren des Irans.