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Schulerfolg: Wie helfen Eltern ihren Kindern am besten?

Wie gut ein Kind in der Schule lernt und welche Erfolge es hat, hängt von vielen Faktoren ab – nicht zuletzt auch sozioökonomischen. Aber das Verhalten der Eltern spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Wie Eltern ihren Nachwuchs am besten fördern, welche Unterstützung positiv wirkt und von welcher vielleicht eher abzuraten ist, haben Wissenschaftler kürzlich näher untersucht.
ABO, 21.06.2021

Die aktive Beteiligung der Eltern am Lernen zu Hause verbessert die Leistung unter Umständen nur geringfügig.

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Einflussfaktor Familie

Immer wieder untersuchen Forscher die Leistung von Schülern, wie zum Beispiel bei den weltweiten PISA-Studien, die die Kompetenzen von 15-Jährigen in Mathematik, im Lesen oder in den Naturwissenschaften prüfen. Solche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Leistungen eines Schülers, aber auch die besuchte Schulform, der Abschluss und die Noten, erheblich mit familiären Faktoren zusammenhängen. Deren Einfluss kann sogar stärker sein als etwa die Größe der Schulklassen oder die Investitionen eines Landes in das Bildungssystem.

So fanden Experten zum Beispiel heraus, dass der Schulerfolg mit dem sozioökonomischen, dem Bildungs- und dem Migrationshintergrund der Familien zusammenhängt. In Deutschland ergab beispielsweise die letzte PISA-Studie, dass die Lesekompetenz von Schülern mit Migrationshintergrund deutlich schlechter ist als die von Kindern ohne. Auch die sprichwörtliche Schere zwischen arm und reich schlägt sich in den Bildungschancen nieder.

Zusätzlich beeinflussen aber auch Verhaltensweisen der Eltern die Leistungen und könnten gerade bildungsschwachen Kindern helfen. „Um Bildungsungleichheit abzubauen, bietet die Unterstützung der Eltern in ihrem Verhalten einen vielversprechenden Ansatz, da sie dieses leichter ändern können als ihr Einkommen oder ihre Sprachkenntnisse“, erklärt Doris Holzberger von der Technischen Universität München.

Nicht jede Form der Elternhilfe wirkt positiv

Aber welches elterliche Verhalten kann die schulischen Leistungen des Nachwuchses positiv beeinflussen? Dieser Frage sind Holzberger und ihre Kollegen auf den Grund gegangen. Das Ziel des Forscherteams war es, herauszufinden, wie Schulen die Elternbeteiligung und damit auch benachteiligte Kinder fördern können. Dazu haben die Experten insgesamt 18 Metastudien der letzten 20 Jahre ausgewertet, die wiederum insgesamt rund 1.700 einzelne Studien zur Schulleistung und Motivation von Schülern untersucht hatten.

Wie erwartet ergab die Auswertung: Für den Schulerfolg und die Motivation in der Schule ist es entscheidend, in welcher Art und Weise Eltern ihre Kinder unterstützen. Überraschend war jedoch, dass die aktive Beteiligung der Eltern am Lernen zu Hause, beispielsweise durch Hilfe bei den Hausaufgaben oder aktive elterliche Nachhilfe, die Schulleistungen nur vergleichsweise geringfügig verbessert. Teilweise kann eine zu starke Einmischung der Eltern sogar kontraproduktiv sein:

„In Bezug auf die Hausaufgabenunterstützung finden sich teils negative Zusammenhangseffekte“, erklären die Experten. So stellten sie fest, dass sich Hilfe bei den Hausaufgaben insbesondere dann negativ auswirkt, wenn sie sich weitgehend darauf beschränkt,  dass die Eltern die Aufgaben ständig kontrollieren. Davon ist vor allem bei Schülern mittleren Alters abzuraten. Günstiger ist es stattdessen, wenn Eltern Regeln festlegen, wann und wo die Aufgaben erledigt werden, wenn sie konkrete Hilfestellungen anbieten und auch bei nicht optimalen Lösungen zwar die Fehler benennen, aber gleichzeitig auch andere Aspekte der Bearbeitung loben.

Positive Wirkung kann auch die elterliche Teilnahmean Schulveranstaltungen wie etwa Theateraufführungen haben.

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Positive Erwartung wirkt

Positiv wirken sich dagegen vor allem Verhaltensweisen der Eltern aus, durch die sie die Motivation der Kinder stärken. Das kann beispielsweise erreicht werden, wenn Eltern eine positive Erwartung zeigen und vermitteln, dass sie ihren Kindern viel zutrauen und welche Vorteile Bildung bringen kann. Statt die Hausaufgaben und Schulleistungen ständig zu kontrollieren, wirkt es motivierender, wenn Kinder ermutigt werden, selbstständig zu arbeiten, zum Beispiel eigene Lösungswege auszuprobieren.

So empfiehlt das Forscherteam zum Beispiel, dass Eltern mit ihren Kindern über mögliche Leistungen, Schulabschlüsse oder Berufswege sprechen, Lernstrategien diskutieren oder Lob und Kritik möglichst differenziert auf einzelne Schularbeiten beziehen. Denn dadurch trauen sich die Kinder in den einzelnen Fächern auch selbst mehr zu und engagieren sich stärker in der Schule. Dieser Effekt nimmt mit dem Alter der Jugendlichen sogar zu, wie die Studienergebnisse nahelegen. Weniger wirkungsvoll sind dagegen Diskussionen über die Bedeutung von Bildung im Allgemeinen.

Engagement jenseits des Unterrichts

Darüber hinaus dokumentierten die Forscher auch eine positive Wirkung, wenn sich Eltern allgemein in der Schule engagieren. So erzielen Schüler, deren Eltern ehrenamtlich und mitbestimmend beispielsweise in einem Elternbeirat tätig sind, bessere Leistungen. Zudem sind Kinder motivierter, wenn ihre Eltern an Schulveranstaltungen wie etwa Theateraufführungen teilnehmen. Allerdings zeigen die untersuchten Studien hier nur Zusammenhänge - das elterliche Engagement muss nicht der Grund für die guten Schulleistungen sein. Denn es ist auch möglich, dass Eltern sich eher engagieren, wenn ihre Kinder bereits motiviert und leistungsstark sind.

Hilfe für Familien mit Migrationshintergrund

Zwar zeigen die Ergebnisse insgesamt, dass bestimmte Formen der elterlichen Beteiligung die Leistung und Motivation ihrer Kinder stärken kann. Jedoch bestätigte die Studie auch, dass sich die Effekte der Elternbeteiligung zwischen Familien mit hohem und niedrigem sozioökonomischen Status oder Migrationshintergrund unterscheiden.

Auffällig war zum Beispiel, dass Familien mit Migrationshintergrund vergleichsweise hohe Bildungserwartungen haben, aber sich aufgrund von sprachlichen und kulturellen Hürden beispielsweise kaum in der Schule engagieren können. Zudem zeigte sich, dass Schüler aus Familien mit niedrigem Bildungs- und Wohlstandsniveau sowie mit Migrationshintergrund besonders von der Unterstützung bei den Hausaufgaben profitieren. Dagegen wirken sich Gespräche mit Lehrkräften eher auf die Leistungen von Kindern aus Familien mit hohem sozioökonomischen Status aus.

Diese Erkenntnisse machen deutlich, dass nicht jedes Kind die gleiche elterliche Unterstützung benötigt und bekommt, obwohl es davon profitieren würde.  „Umso wichtiger ist eine gute und dauerhafte Zusammenarbeit zwischen Schulen und Eltern“, folgert Holzberger. „Wenn Lehrerinnen und Lehrer die Väter und Mütter erreichen, können sie auch außerhalb des Unterrichts Kinder fördern, bei denen eine positiv wirkende Rolle der Eltern nicht selbstverständlich ist.“

So könnten Schulen beispielsweise Eltern beraten, wie sie ihre Kinder bei Hausaufgaben und Lernstrategien auf eine wirksame Weise unterstützen können. Besonders Eltern mit Migrationshintergrund sollten zudem Angebote bekommen, sich mit anderen Eltern auszutauschen. Hilfreich könnten auch Sprachvermittler sein, durch die sie sich etwa leichter an Schulaktivitäten beteiligen können.

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