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Spurenleser: Gibt es sie noch?

Alexander Stahr

Spürsinn gesucht!

Wildschwein mit Frischlingen
RCS Libri & Grandi Opere SpA Milano / Il mondo degli animali


Wenn du das Wort „Spurenleser“ hörst, dann kommen dir sicherlich zuerst die Indianer aus dem „Wilden Westen“ in den Sinn. In vielen Büchern oder Wildwestfilmen werden Indianer immer wieder als hervorragende Spurensucher geschildert. Die Ureinwohner Amerikas dienten deshalb auch in der Armee als so genannte Indianer-Scouts. Sie konnten Spuren von Reitern über große Entfernungen verfolgen.


Das ist schon lange her. Aber auch heute gibt es noch Spurenleser. Vielleicht sogar in deiner unmittelbaren Nachbarschaft. Was, wie? Ja du hast richtig gelesen: in deiner Nachbarschaft. Es kann sein, dass in deiner Nähe ein Jäger oder Förster wohnt. Und Jäger und Förster können Spuren lesen. Das müssen sie sogar können, um verletztes oder krankes Wild aufzuspüren. Natürlich haben Jäger und Förster in ihren Hunden hervorragende Helfer.


Aber nicht immer ist der Hund im Wald dabei und dann kommt es auf den „Spürsinn“ des Waidmanns an. Spurenleser findet man fast in allen Kulturen, denn in fast allen wurde und wird gejagt. Aborigines in Australien können Spuren lesen, Maori in Neuseeland, Indianer im brasilianischen Regenwald, Jäger in Bayern und Förster in Brandenburg.


Nun interessiert dich natürlich sicherlich, was Spurenleser – egal welcher Kultur sie angehören – eigentlich erkennen können. Das wenigste, was ein Spurenleser können muss: Spuren unterscheiden. Zu welchem Tier gehört welche Spur? Dann wird’s schon schwieriger. Wie alt ist eine Spur? Männchen oder Weibchen? Jung oder alt? Wie viele Tiere waren da? Gerade das Alter einer Spur ist wichtig. Es zeigt, ob es sich überhaupt lohnt, die Spur weiter zu verfolgen. Und wenn es sich um die Spur eines Raubtieres handelt, kann der Spurenleser feststellen, ob das Tier noch in der Nähe ist und eine Gefahr darstellt. Frische Tigerspur im Dschungel? Das heißt: Achtung! Aufgepasst!


Unterwegs als "Scout"

Typischen Fährten
Wissen Media Verlag GmbH, Gütersloh

Soweit die Theorie. Aber wenn dich das Spurenlesen interessiert, dann probiere es doch selbst einmal. Werde ein echter „Scout“ oder „Tracker“. Im Wald nach Spuren zu suchen und sie zu verfolgen, kann sehr spannend sein. Man erfährt dabei auch vieles über die Gewohnheiten der verschiedenen Tiere. Wenn du Spuren lesen und deuten willst, musst du sie aber erst einmal auseinanderhalten können. Am besten, du gehst mal mit deinen Eltern oder Freunden im Wald spazieren und versuchst, Spuren, die du erkennst, einem Tier zuzuordnen.


Vielleicht kennst du ja auch jemanden, der sich damit ein wenig auskennt oder fragst bei deiner Forstbehörde nach, ob es Angebote für Kinder gibt. Du könntest das Thema „Spurenlesen“ auch mal in der Schule anregen: Ein Schulausflug in die Natur zum Spurenlesen. Das geht übrigens am besten im Schnee oder nach Regen bei aufgeweichtem Boden. Um die Spuren der Tiere lesen zu können, kannst du dir auch ein Buch darüber besorgen und die Spuren im Buch mit denen in der Natur vergleichen. Einfach mal in der Bücherei nachfragen.


Typische Fährten
Wissen Media Verlag GmbH, Gütersloh
Wenn du gelernt hast, die Spuren der verschiedenen Tiere zu unterscheiden, kommt der nächste Schritt. Das Alter der Spuren. Um das Alter einer Spur zu erkennen, musst du wissen, wie sich Spuren unter dem Einfluss der Witterung mit der Zeit verändern. So zum Beispiel im Winter. Bei einer frischen Spur ist der Boden dünn und nur leicht angefroren, bei einer alten ist der Boden richtig vereist. Der Wind verwischt den windseitigen Rand alter Spuren und weht Schnee in die Abdrücke.


Während des Sommers sind Spuren am besten an Ufern von Flüssen, Seen und Bächen zu beobachten. Du kannst die Tierspuren auch abzeichnen oder fotografieren und dir eine richtige Spuren-Sammlung anlegen. Jemand, der sich mit Tierspuren auskennt, ist anderen gegenüber in der Natur im Vorteil, da er vieles voraussehen kann. Und als „echter“ Spurenleser kannst du sicherlich deine Eltern und Freunde beeindrucken.

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