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Sternenhimmel im Juni 2023 - Sommersonnenwende, Mitternachtsdämmerung und lunare Rendezvous

Der Juni bringt uns nicht nur die Sommersonnenwende – auch bei Mond und Planeten ist in den kurzen Sommernächten einiges los. So kommt es mehrmals zu schönen "Rendezvous" zwischen Erdtrabant und Planeten, außerdem können wir jetzt bis weit in die Nacht hinein die "Mitternachtsdämmerung" bewundern, denn die Sonne sinkt auch bei uns in Deutschland nicht mehr sehr weit unter den Horizont.
NPO / Planetarium Hamburg, 02.06.2023
Erdbeermond über Arizona, 20. Juni 2026
Am Sonntag, dem 4. Juni 2023, steht uns wieder ein Vollmond ins Haus, der im Juni auch als „Erdbeermond“ bezeichet wird. Neben diesem in den letzten Jahren aus dem Englischen ( eng. Strawberry Moon) übernommenen Namen sind in Europa sind auch die Bezeichnungen „Rosenmond“ oder „Honigmond“ verbreitet.

© CochiseVista, GettyImages

Sommersonnenwende: der längste Tag

Mit der Sommersonnenwende am 21. Juni beginnt auch astronomisch der Sommer. An diesem Tag steht die Sonne bei uns so hoch und so lange am Himmel wie das ganze restliche Jahr nicht. Sie erreicht zudem den nördlichsten Punkt ihrer scheinbaren Bahn am Himmel. Der Grund dafür ist, dass die Erde der Sonne jetzt die Nordhalbkugel besonders weit zukehrt. Bei uns beginnt damit astronomisch gesehen der Sommer und auf der Südhalbkugel der Winter.

„Ihre tatsächliche ‚Wende‘ nimmt die Sonne bei uns um 16:57 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt steht sie am höchsten über der Äquatorebene der Erde und wir erleben den längsten Tag des Jahres mit der höchsten Mittagshöhe unseres Sterns“, erklärt Björn Voss, Direktor des Planetarium Hamburg. „Danach nimmt das Tageslicht langsam wieder ab, wobei die hellen Stunden die dunklen bis zum Herbstanfang im September weiter dominieren.“ In der Zeit um die Sonnenwende herum scheint sich die Sonne zudem besonders langsam über den Himmel zu bewegen und ihre täglichen Auf- und Untergangszeiten verändern sich kaum noch.

Mitternachtsdämmerung über dem deutschen Wattenmeer
Die Mitternachtsdämmerung ist in Deutschland beispielsweise über Hamburg und in Teilen Schleswig-Holsteins zu erleben.

© Wirestock, GettyImages

Mitternachtsdämmerung

Der längste Tag des Jahres bringt auch die kürzeste Nacht mit sich. In diesen Tagen rund um die Sommersonnenwende wird es vor allem im Norden Deutschlands kaum noch richtig dunkel. Dort scheint die Abenddämmerung fast nahtlos in die Morgendämmerung überzugehen. Diese sogenannte Mitternachtsdämmerung ist beispielsweise über Hamburg und in Teilen Schleswig-Holsteins zu erleben. „Damit es komplett dunkel werden kann, muss die Sonne 18 Grad unter den Horizont sinken", erklärt Voss. "Am 21. Juni erreicht sie im Umfeld der Hansestadt aber nur 12 bis 13 Grad und ihr Streulicht bleibt in der Atmosphäre sichtbar."

Noch weiter nördlich sind die Nächte jetzt sogar noch heller: „Dann erkennen wir dort, wo die Sonne unter dem Horizont steht, einen blau-silbrigen Streif am Firmament“, so Voss. „Dies ist vor allem in den Regionen nördlich des 54. Breitenkreises der Fall. Je näher wir uns in den Wochen um die Sommersonnenwende dem Nordpol nähern, desto heller bleibt es in der Nacht. Nördlich vom Polarkreis herrscht sogar der ‚Polartag‘, bei dem die Sonne gar nicht untergeht.“

Drei Spielarten der Dämmerung

Doch was genau heißt eigentlich Dämmerung? Streng genommen folgt der Übergang von Tag zur Nacht drei Phasen: Von der „bürgerlichen Dämmerung“ sprechen wir, wenn die Sonne gerade untergegangen ist und bis zu sechs Grad unter dem Horizont steht. Dann nimmt die Helligkeit in großen Schritten ab und wir erkennen die ersten hellen Planeten oder Sterne der ersten Größenklasse. Sinkt die Sonne dann noch tiefer, kommt es zur nautischen Dämmerung, bei der wir auch schon weniger helle Sterne sehen können. Die nautische Dämmerung endet, wenn die Sonne etwa zwölf Grad unter dem Horizont steht.

Dann folgt die astronomische Dämmerung. „Nachtfinster wird es aber erst, wenn die Sonne mehr als 18 Grad unter den Horizont gesunken ist. Dies ist im Juni nur im Süden Deutschlands der Fall – und selbst dort zählen wir wenige wirklich dunkle Stunden", erklärt Voss. "Alles in allem ist der Juni also der Monat mit den geringsten Chancen auf einen schönen Sternenhimmel. Aber auch zum Sommeranfang gibt es so manches Highlight, das sich auch von einem dämmrigen Himmel abzuheben vermag.“

Treffen von Venus, Mars und Sichelmond am 21. Juni
Treffen von Venus, Mars und Sichelmond am 21. Juni.

© Stellarium / Planetarium Hamburg

Tiefer Vollmond und lunare Rendezvous

In der Nacht vom 3. auf den 4. Juni haben wir Vollmond, dabei steht der Erdtrabant besonders tief und schwebt knapp über dem Horizont. Weil er nur zwei Tage später den erdnächsten Punkt seiner Bahn passiert, erscheint der Vollmond zudem etwas größer als normalerweise. Im Zusammenspiel mit der Landschaft bietet sich so ein malerisches Bild. „Der Anblick lohnt sich doppelt, denn unser Trabant passiert Antares, den hellsten Stern im Sternbild Skorpion. Gegen Mitternacht zieht unser Mond direkt an dem Roten Riesen vorbei“, sagt Voss. Antares steht dabei rechts unterhalb des Mondes und ist nur rund 40 Bogenminuten von ihm entfernt. „Da der Mond so tief am Horizont steht, lässt sich seine Bewegung besser denn je verfolgen.“

Ein weiteres Rendezvous hat der Mond am 9. Juni mit dem Ringplaneten Saturn – er zeiht nur rund zwei Fingerbreit von ihm entfernt vorbei. Am Morgen des 13. Und 14. Juni folgt dann ein Treffen mit dem König der Planeten – dem Jupiter. Die schmale Sichel des Mondes steht erst eine Handbriet, dann am folgenden Tag nur noch ein Fingerbreit vom oberhalb des Gasriesen. Und sogar ein Dreiertreffen gibt es: Am Abend des 21. und 22. Juni bilden Mars, Mond und Venus ein auf der Spitze stehendes Dreieck. Die Venus bildet dabei die untere Spitze. Unser innerer Nachbarplanet leuchtet zurzeit als "Abendstern" schon ab der Abenddämmerung am Himmel. Der Jupiter als zweithellster Planet übernimmt die Frühschicht: Er ist in der zweiten Nachthälfte bis morgens zu sehen.

Sommerdreieck und Milchstraße

Am Sternenhimmel dominieren nun die Sommersternbilder, darunter vor allem Adler, Schwan und Leier. Sie stehen hoch im Osten und ihre jeweils hellsten Sterne, Altair im Adler, Deneb im Schwan und Vega in der Leier bilden zusammen das Sommer-Dreieck. Die beiden "Vogelsternbilder" sind besonders gut an ihrer kreuzförmigen Anordnung von Sternen zu erkennen, beide scheinen zudem direkt auf dem hellen Band der Milchstraße zu fliegen.

Die Milchstraße ist in den lauen Sommernächten ebenfalls besonders gut zu sehen. Denn ihr helles Sternenband scheint nun fast senkrecht auf dem Horizont zu stehen. Zudem blicken wir im Sommer nachts nicht mehr auf die dünnen Außenregionen unserer Galaxie, sondern auf das galaktische Zentrum, in dem die Sterne besonders dicht stehen. Vor allem gegen Ende Juni erscheint die Milchstraße daher von dunklen Orten aus beobachtet besonders hell und dicht.

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