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Sternenhimmel im Oktober 2024 – ein Komet, der größte Supermond des Jahres und Sternschnuppen

Bunte Blätter, Nieselregen, kurze Tage: Der Herbst ist jetzt endgültig in Deutschland angekommen. Die längeren Nächte haben jetzt einige besondere Geschenke für Sternengucker im Gepäck. Diesen Oktober können wir mit etwas Glück zum Beispiel einen Kometen über den Himmel ziehen sehen. Außerdem erwarten uns mehrere kleine Sternschnuppenschauer und vielleicht sogar Polarlichter.
AMA, 02.10.2024

Seit der Tag-und-Nacht-Gleiche Mitte September sind die Tage bereits merklich kürzer geworden. Ende Oktober wird die Sonne bei uns sogar schon um 16.48 Uhr untergehen. Für Sternengucker sind das großartige Nachrichten, denn am Oktober-Nachthimmel gibt es einiges zu entdecken. Manche Sichtungen sind allerdings auch mit einem Fünkchen Glück verbunden.

Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) am 28. September 2024
Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) in einer am 28.09.2024 auf Kreta gemachten Aufnahme.

© C messier / CC0

Der Komet Tsuchinshan-ATLAS zieht an der Erde vorbei

Das spektakulärste Himmelsobjekt im Oktober dürfte der Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) sein. Dieser „schmutzige Schneeball“ stammt aus der äußeren Oortschen Wolke am Rande unseres Sonnensystems und zieht gerade zum ersten Mal überhaupt an der Sonne vorbei. Da er zuvor noch nie derartiger Hitze ausgesetzt war, trägt der Komet wahrscheinlich noch viel Eis in seinem Kern – potenziellen „Zündstoff“ für einen spektakulären, hellen Schweif.

Obwohl Tsuchinshan-ATLAS bereits Ende September seinen sonnennächsten Punkt passiert hat, ist von ihm und seinem Schweif in unseren Breitengraden aber noch wenig zu erkennen. Aktuell geht der Komet um 6.01 Uhr auf, lässt sich aber nur schwer beobachten, denn sein heller Kometenkern befindet sich dicht am Horizont. Ab dem 5. beziehungsweise 6. Oktober verschwindet Tsuchinshan-ATLAS dann sogar ein paar Tage komplett aus unserem Sichtfeld, bevor er gut eine Woche später am Abendhimmel im Westen wieder auftaucht – allerdings erneut nur knapp über dem Horizont.

Eher „Suchobjekt” als Himmelsspektakel

Wer den Kometen sehen möchte, dessen Chancen könnten am 12. Oktober am besten stehen. Dann hat Komet C/2023 A3  seinen erdnächsten Punkt erreicht und ist „nur“ noch rund 70 Millionen Kilometer von uns entfernt. Einen guten Ausgangspunkt für die Suche nach Tsuchinshan-ATLAS bietet dann die tief stehende Venus. „Zunächst befindet sich der Komet rechts der Venus, nähert sich ihr an und steigt dann deutlich in die Höhe. So hell wie unser Abendstern wird er aber nicht“, erklärt Björn Voss vom Planetarium Hamburg. „Wer die Venus nicht sieht, wird auch Tsuchinshan-ATLAS nicht finden.“

Voss betont: „Es ist davon auszugehen, dass dieser ‚Schweifstern‘ eher ein Suchobjekt wird. Im Vergleich zu ihm war der Komet Hale-Bopp im Jahre 1997 viel länger sehr hell am dunklen Himmel zu beobachten.“ Ein Fernglas oder sogar ein Teleskop ist daher bei der Suche nach Tsuchinshan-ATLAS von Vorteil. Vielleicht sehen wir den Kometen aber nicht einmal mit solchen Hilfsmitteln, denn es besteht weiterhin die Möglichkeit, dass er durch die Folgen seiner Sonnenpassage zerbricht, bevor er in Deutschland gut sichtbar wird.

Vergleich der scheinbaren Größe des Mondes an seinem erdnächsten und erdfernsten Punkt.

NASA

Supermond und Sternschnuppen-Bombardement

Sichtgarantie besteht wiederum für den größten Supermond des Jahres am 17. Oktober. Der Erdtrabant ist dann „nur“ 357.400 Kilometer von der Erde entfernt und erscheint dadurch am Nachthimmel etwa sieben Prozent größer und 15 Prozent heller als ein durchschnittlicher Vollmond. Das klingt zwar nach viel, fällt optisch aber tatsächlich kaum auf. Astronomen vergleichen die Größenunterschiede zwischen Voll- und Supermond daher gern mit denen zwischen Ein- und Zwei-Euro-Münze.

Doch der Supermond ist (leider) trotzdem hell genug, um das Maximum des alljährlichen Sternschnuppenstroms der Orioniden zu überstrahlen. „Die Orioniden sind verglühende Staubteilchen, die ihren Ursprung im Kometen Halley haben. Sie treffen auf die Erdatmosphäre und verglühen in einem leuchtenden Schlauch aus ionisierter Luft“, erklärt Voss. Durch den hellen Mond werden wir von den Orioniden wahrscheinlich nur vereinzelte Leuchtspuren am Himmel erkennen, die optisch dem Sternbild Orion entspringen. Dieses geht spät abends im Osten auf und wandert bis zu den frühen Morgenstunden immer höher.

Zum Glück sind die Orioniden aber nicht der einzige Sternschnuppenschauer, der uns im Oktober erwartet. Am 13. Oktober sind sogar fünf Meteorströme gleichzeitig aktiv: die Südlichen und Nördlichen Tauriden, die dem Sternbild Stier entspringen, die Draconiden aus dem Sternbild Drache sowie vereinzelte Orioniden und delta-Aurigiden aus dem Sternbild Fuhrmann. Ein Blick in den Himmel lohnt sich im Oktober also auf jeden Fall.

Polarlichter in der Nähe von Leipzig, 11.05.2024, 00:16h MESZ/CEST,
Magische Nächte im Mai 2024, hier am 11.05.2024 in der Nähe von Leipzig.

© Martin Myotis - Nordlichter von Mitte Mai 2024 / CC0

Geheimnisvolle Himmelslichter

Mit etwas Glück lassen sich im Oktober auch zwei extrem seltene Himmelsereignisse beobachten: Polarlichter und das Tierkreislicht. „In diesem Jahr erleben wir das solare Maximum, das sich nur alle elf Jahre ereignet. Vor allem im vergangenen Mai ließen die starken Sonnenstürme das Firmament in weiten Teilen Deutschlands in bunten Farben erstrahlen“, berichtet Voss. Und jetzt wäre der ideale Zeitpunkt für ein Comeback der Polarlichter, denn die langen dunklen Nächte liefern optimale Sichtbedingungen. „Hoffen wir das Beste für das jüngst angebrochene dunkle Winterhalbjahr“, so Voss.

Ein noch schwerer greifbares Himmelsphänomen ist das sogenannte Zodiakal- oder Tierkreislicht – leuchtender interplanetarer Staub in unserem Sonnensystem, der das Licht der Sonne streut. Der dadurch verursachte Effekt, ein zarter Lichtkegel ist jetzt über dem morgendlichen Horizont zu sehen. Um das Zodiakallicht zu beobachten, sollte man sich vor Sonnenaufgang und bei sehr klarem Himmel einen erhöhten Aussichtspunkt fernab der Dörfer und Städte suchen und dann nach Osten blicken. Manchmal erscheint der ein paar Handbreit große Lichtkegel dann für ein bis zwei Stunden, aber eben nicht immer. Die nächste Chance, den Lichtkegel zu sehen, bietet sich erst wieder Anfang März 2025.

Herbstviereck
Im Osten ist jetzt schon das Herbstviereck zu sehen, gebildet aus drei Sternen im Pegasus und einem in der Andromeda.

© Stellarium

Im Osten ist jetzt schon das Herbstviereck zu sehen, gebildet aus drei Sternen im Pegasus und einem in der Andromeda.
© Stellarium

Eine „Himmelsversammlung“ in der Monatsmitte

Auch abseits großer Himmelsereignisse gibt es in klaren Nächten gerade viel Schönes am Himmel zu sehen. Dort prangt aktuell zum Beispiel das „Herbstviereck“, das sich aus drei besonders hellen Sternen des Sternbilds Pegasus und einem Kopfstern der Konstellation Andromeda zusammensetzt. Das „Sommerdreieck“ wiederum verabschiedet sich jetzt immer mehr und steht abends schon kurz vor seinem Untergang im Westen. Gleichzeitig findet sich auch schon ein Vorbote des Winters am Osthorizont: Kapella, der helle Hauptstern im Sternbild Fuhrmann.

Ein besonders schöner Anblick bietet sich am 19. Oktober: „Gegen Mitternacht steht der fast volle Mond nahe der Plejaden. Kapella im Fuhrmann strahlt links oberhalb des Mondes, während der helle Jupiter nahe Aldebaran im Stier links unter ihm am Firmament prangt. Etwas tiefer am Osthimmel sehen wir den rötlichen Mars“, beschreibt Voss die „Himmelsversammlung“ an diesem Tag.

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