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Und die Kirschen in Nachbars Garten sind süßer…

Der Artikel handelt vom Klimawandel und Umweltschutz aus einer etwas anderen „vor Ort“ Perspektive. Indien, China und Bangladesh werden etwas näher unter die Lupe genommen. Zukunftsaussichten (Ich befand mich auf einer sieben jährigen Weltreise, bin vor kurzem erst nach Deutschland zurückgekehrt. Unter anderem lebte ich 4 Jahre in Australien, Indien, Indonesien und China. Zwar war ich vor meiner Reise schriftstellerisch tätig, doch Aufgrund meiner Reise ist mein Deutsch noch etwas „verrunzelt“. Ich entschuldige mich dafür und bedanke mich für die Gelegenheit mich äußern zu dürfen.)

Von Jack Witkowski, München

Ein aktiver Umweltschutz von Seiten des Bürgers und milliardenschwere Investition in die Umwelttechnik ist kein harmloser Zukunfts-Flirt mehr. Im Gegenteil, denn kaum eine andere Branche verzeichnet mehr Zuwachs und birgt mehr Potenzial als die des Umweltschutzes. Hut ab Deutschland!

Doch das Ende der Fahnenstange ist mit diesem Artikel noch nicht erreicht. Im Englischen gibt es bekanntlich den Spruch „Keeping up with the Johnsons“. Das heißt, Familien zwingen sich, ihr Haus und ihren Garten stets auf das Niveau ihrer Nachbarn (den Johnsons) zu halten. Einen Garten zu hegen ist eine Kunst für sich, doch der Weltgarten „Erde“ verdient mehr Aufmerksamkeit. Denn nicht alle Nachbarn Deutschlands teilen die Vision einer zukunftorientierten umweltnahen Wirtschaftspolitik.

Der Enviromental Performance Index (EPI) ist eine jährlich erscheinende Liste, die die konkreten Umweltbemühungen eines Staates zu messen versteht.

Neben Deutschland, welches sich gerade noch auf Platz 22 hält, haben sich bereits in der Spitzengruppe der umweltfreundlichen Staaten, Finnland, Frankreich, Japan, Groß Britannien, Neu Seeland und Kanada etabliert. Hinterherhinken, doch immerhin noch auf Platz 28, tun sich die etwas schwergewichtigen Amerikaner. Weit abgeschlagen vom Feld der Bemühten sind Indonesien (79), China (94), Indien (118), Bangladesh (125) und Pakistan (127) von insgesamt 133 Teilnehmern.

Doch genau diese zuletzt genannten Staaten, die noch gar nicht so richtig aus den Startreihen gekommen sind, habe ich mir vor Ort angesehen.

Beispiel Indien

Auf einer Geschäftsreise mit dem Zug von Bombay nach Puna wollte ich eine Getränkedose entsorgen. Ich fragte einen ansehnlich gekleideten Beamten, wo sich der Abfalleimer befindet. Der Beamte riss mir die Dose aus der Hand und warf sie durch das Fenster. Seine treffend e Antwort hierzu: „In Indien gibt’s nur den einen Abfalleimer!“

Doch Müllhalden sieht man außer in den Slums, welche auf solchen erbaut sind, kaum. Ein möglicher Grund dafür ist, dass jede Nacht Stadtbewohner den Straßenmüll in kleinere Haufen zusammenkehren, diese mit Kerosin begießen und brennen lassen. Unter anderem qualmen Plastiktüten, Batterien und Schwerstchemikalien noch am Morgengrauen bis in den Himmel.

Umweltprotokolle sind nicht in der Lage solche „spontanen“ Bürgeraktionen überhaupt zu erfassen. In Deutschland könnte ein 2 Liter Auto eingeführt werden, und dennoch würde dies den Grad der unkontrollierten Luftverschmutzung durch Kerosin und andere Chemikalien in allein Indien nicht ausgleichen.

Beispiel Bangladesh

Da öfters mal der Strom für mehrere Stunden am Tag in der Hauptstadt Dhaka ausfällt ist ja bekannt. Aber das es denn och nach Ausfall des Hauptreaktors weiterhin der Strom geht, liegt an den etwa 1,5 Millionen privaten Zwei-Takt Generatoren, die vor jedem Geschäft und Haushalt auf der Straße stehen. Meist aus der Vorkriegszeit stammend, mit unsauberen Benzinen aus der Getränkeflasche betankt und ohne Katalysator verschmutzen diese ausschließlich die Luft, dass sogar öfters ein aus Schmutzstoffen bestehender künstlicher Regenbogen am Himmel zu sehen ist.

Zum Vergleich, München hat etwa 1,2 Million registrierter Autos mit Katalysator.

Beispiel China

Laut einem Bericht der Welt-Gesundheits-Organisation (WHO) befinden sieben der zehn meist verschmutzten Städte der Welt in China. Harbin in der chinesischen Provinz Heilongjiang macht da keine Ausnahme. Die Luftverschmutzung ist dort derart akut, dass in den Läden keine weißen Kleidungsstücke verkauft werden, denn diese neigen bereits nach einmaligen Tragen sich „von selbst“ grau-braun zu tönen.

Das Ausmaß der Luftverschmutzung in China ist auch in Hongkong ersichtlich. Bei einem Marathonlauf im Februar dieses Jahres ist ein Sportler gestorben, während weitere 35 Läufer mit akuten Atembeschwerden ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Erstaunlich jedoch ist, die ehemalige britische Kolonie Hongkong, zählt zu den saubersten Großstädten Chinas.


Fazit

Während in Deutschland bis 2020 die eine oder andere Prozenthürde im Bereich Umweltschutz noch erklommen werden muss, wird Indien mit 1,5 Milliarden Einwohner China als das bevölkerungsreichste Land der Welt längst abgelöst haben. Zusammen mit China, Indonesien, Pakistan, Bangladesh stammt bereits die Mehrheit der Weltbevölkerung aus diesen Ländern.

Vor allem China und Indien haben in den letzten 10 Jahren sich aus der bitteren Armut erlöst und sind mittlerweile von einem rasenden Wirtschaftsboom getrieben. Doch im kapitalistischen Bestreben des Einzelnen wird kaum Rücksicht auf die Umwelt genommen.

Zudem sind Auswirkungen eines Klimawandels in diesen Staaten minimal. Ziehen wir die Erfahrung aus der Weltgeschichte, erkennen wir in der folgenden Redewendung eine treffliche Wahrheit. „Ein zuviel beladener Esel schreit nur dann auf, wenn er bereits zusammengebrochen ist.“

Und zu Lasten fällt es oft auf anderen Staaten. Australien mit seinen rund zwanzig Millionen Einwohnern durchlebt derzeit eine Jahrtausenddürre. In Brisbane wurde der Wasserkonsum per Person auf 140 Liter pro Tag reduziert, was zur Folge hatte, dass fast alle einst blühenden Gärten mittlerweile ausgetrocknet sind.

Doch was sind 20 Millionen umweltbewusster Australier im Vergleich zu einer, sagen wir, einzigen 25 Millionen Metropole wie Shanghai? Im Zeichen des wirtschaftlichen Aufschwungs wird nahezu jede einzelne Person in Shanghai in den nächsten 10 bis 15 Jahren sich den Traum des eigenen Autos realisieren. Ganz nach Vorbild westlicher Konsumkultur.

Das Bild, welches einigen von uns noch in den Köpfen steckt; tausende sich durch die engen Strassen Chinas zwängenden Fahrräder, ist längst nicht mehr aktuell. Inzwischen stauen sich Millionen Autos auf den sechs- bis achtspurigen Highways Beijings.

Doch das Thema Umweltschutz und Klimawandel ist gerade in diesen Ländern nahezu unbekannt. Klimawandel wird wenn, nur im Zusammenhang mit den westlichen Staaten gesehen. In China selbst werden Internetseiten zum Thema Umweltschutz gar von der Regierung zensiert. Googlet man nämlich nach den 10 verschmutzen Städten in China, erscheint prompt eine Fehlermeldung. Denn die gegenwärtige gute Laune der Wirtschaft soll nicht durch unnötige Umweltsorgen der Bevölkerung verdorben werden.

Politik allein bewirkt nicht viel. Schon jetzt reagiert die chinesische Regierung auf allzu strenge Drohungen jeglicher Art mit einem beeindruckenden Machtspiel ihrer Flottenstärke im Pazifik. Es ist mehr fraglich, dass innerhalb der nächsten 20 Jahren sich die Gewohnheiten dieser Länder ändern.


Mögliche Lösung

Den anderen Ländern moralisch und sozial ein Vorbild sein, vor allem den jungen aufstrebenden Generationen. Das Auto wirklich mal stehen lassen und sich nicht beschweren, wenn das eine oder andere Gesetz zum Umweltschutz vorgeschlagen wird, welches unsere Gewohnheiten angreift. Auch ganz aktuell ist im Moment der Plan der SPD in München den Pendelverkehr zu einzuschränken, in dem Autos an der Straße von der Polizei angehalten werden dürfen und Sie(!) als Fahrer gezwungen werden sofort auf den Nahverkehr umzusteigen. Wie würden Sie reagieren?

Der Klimawandel muss zuerst in den Köpfen der Menschen vonstatten gehen, denn eins ist gewiss, der Esel aus der Redenwendung ist nicht die Natur, sonder letztendlich wir alle.

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