Erreger und Krankheit
Milzbrand ist eine Infektionserkrankung, die durch das Milzbrandbazillus oder Bakterium Bazillus anthracis hervorgerufen wird. Der Milzbranderreger wurde im Jahr 1855 von dem deutschen Arzt Aloys Pollender (1800-1879) entdeckt. Bei diesem Erreger handelt es sich um ein so genanntes grampositives, Sauerstoff verbrauchendes und sporenbildendes Stäbchen.
In erster Linie betrifft Milzbrand Huftiere, vor allem Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde. Durch engen Kontakt mit erkrankten Tieren oder durch Berühren von infizierten Tierprodukten können die Milzbranderreger auch auf den Menschen übertragen werden. In der Regel ist der Milzbrand daher eine Berufskrankheit. In Deutschland ist diese Erkrankung beim Menschen jedoch recht selten. Je nach Art der Übertragung unterscheidet man Haut-, Lungen- oder Darmmilzbrand. Gelangen die Erreger ins Blut, entsteht die rasch zum Tod führende Milzbrandsepsis. Die Bezeichnung "Milzbrand" ergab sich aus der Beobachtung, dass die Milz bei erkrankten Tieren vergrößert und wie Schwarzbrotkruste, also wie verbrannt aussieht.
Der Milzbranderreger ist wegen einer speziellen Eiweißkapsel (Polypeptidkapsel) in der Lage, wichtigen Abwehrmechanismen menschlicher oder tierischer Zellen zu entgehen (Phagosomenflüchter). Er bildet Giftstoffe, Exotoxine genannt, die an die Umgebung abgegeben werden. Diese Giftstoffe schädigen die Blutgefäße bis in die kleinsten Kapillaren. In der Folge werden die Gefäße für rote Blutkörperchen durchlässig. Es kommt zu einer Entzündungsreaktion mit Blutungen. Beides äußert sich durch eine blutdurchtränkte Schwellung (hämorrhagisches Ödem) des betroffenen Lungen-, Darm- und Hautgewebes. Die Inkubationszeit von Milzbrand liegt zwischen wenigen Stunden und mehreren Tagen.