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60 Jahre US-Raumfahrbehörde: Happy Birthday NASA!

Heute ist sie aus Raumfahrt und Astronomie kaum mehr wegzudenken: die US-Raumfahrtbehörde NASA. Denn ob Weltraumteleskope wie Hubble, Sondenmissionen zum Mars und darüber hinaus oder die bemannte Weltraumforschung auf der Internationalen Raumstation – fast immer stecken Gelder und Forschung der NASA mit drin. Am 1. Oktober 2018 feiert die NASA ihr 60-jähriges Bestehen.
NPO, 01.10.2018

NASA-Geburtstag – die US-Raumfahrtbehörde wird 60.

NASA

Ob Voyager, Pioneer, das Weltraumteleskop Hubble oder die Marsrover Spirit, Opportunity und Curiosity: Ohne die Weltraummissionen der NASA sähe unser Bild von Kosmos heute ganz anders aus – und wäre um einige faszinierende und einmalige Aufnahmen ärmer. Denn die Raumsonden und Teleskope der US-Weltraumbehörde haben unsere Sicht des Universums geprägt wie kaum etwas anderes. Und auch die erste Mondlandung hätte es ohne die NASA möglicherweise nicht oder zumindest erst später gegeben.

Sputnik-Schock

Der Anfang der US-Raumfahrt ist alles andere als leicht. Denn Ende der 1950er Jahre muss sie gleich mehrere Niederlagen und Rückschläge hinnehmen. Den schlimmsten Schock erleben die USA am 4. Oktober 1957: Urplötzlich ist in Funkgeräten und Radioempfängern weltweit ein leises Piep-Piep-Piep zu vernehmen - und dieser Ton kommt nicht von der Erde, sondern aus dem Orbit. Ausgesendet wird das Piepen von dem russischen Satelliten Sputnik, dem ersten menschengemachten Objekt in der Erdumlaufbahn.

Zwar ist Sputnik nach heutigen Maßstäben nicht gerade Hightech, aber die knapp 60 Zentimeter große Hohlkugel mit ihren vier langen Antennen repräsentiert den Beginn einer neuen Ära für die Menschheit: den Schritt ins All. Die Tatsache, dass die Sowjetunion und nicht die USA diesen ersten Schritt geschafft haben, ist für die USA und ihre politische und militärische Führung eine tiefe Schmach – schließlich herrscht Kalter Krieg.

Noch blamabler: Der Versuch, es dem Erzfeind Sowjetunion gleichzutun und auch einen US-Satelliten in den Orbit zu schicken, geht im Dezember 19157 spektakulär schief: Vor den Augen von Millionen Fernsehzuschauern explodiert die Vanguard-Rakete mit dem Satelliten noch beim Start. Einer der Gründe für den Misserfolg: Zu dieser Zeit arbeiten gleich mehrere konkurrierende Teams an Trägerraketen für Raumflüge, es fehlt jedoch an einer einheitlichen Linie und Führung. Hinzu kommt, dass das Militär mitmischt und Projekte mit vorwiegend zivilen Zielen auszustechen oder abzuwürgen versucht.

Schlüsselmoment: Am 20. Juli 1969 betraten die ersten Menschen den Mond – und es waren NASA-Astronauten.

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Raumfahrt soll zivil werden

In dieser alles andere als ruhmreichen Situation ergreift der damalige US-Präsident Dwight D. Eisenhower die Initiative. Für ihn ist klar, dass die USA eine zivile Raumfahrtbehörde braucht – eine übergeordnete Institution, die die Arbeit der verschiedenen Forschungszentren und Testlabore koordiniert – und das unabhängig von rein militärischen Interessen oder Geldern. "Auf diese Weise können unsere Anstrengungen in der Weltraumerkundung gezielter und effektiver werden", so der US-Präsident.

Wie lohnend zivile Raumfahrt-Projekte sein können, zeigte sich bereits im Januar 1958, noch während der US-Senat über diese Idee debattierte: Der erste erfolgreich ins All geschickte US-Satellit, Explorier 1, bewies nicht nur, dass auch die USA allmählich bereit waren für den Schritt ins All. Der mit Messinstrumenten ausgestattete Satellit lieferte auch erste wertvolle Daten über das Umfeld der Erde und die Strahlengürtel des irdischen Magnetfelds.

Für den US-Senator Lyndon B. Johnson, war die Sache damit klar: "Der Weltraum beeinflusst jeden von uns und alles, was wir tun – in unserem Privatleben, im Beruf, in der Bildung und in unserer Regierung", sagte er in einer Rede vor dem Senatskomitee für Raumfahrt. "Für unseren Kurs in den Weltraum gibt es keine Blaupausen oder Straßenkarten. Die Grenzen dieser Aufgabe sind nichts weniger als die Grenzen des Kosmos."

US-Präsident Dwight Eisenhower überreicht dem ersten Leiter der neuen US-Raumfahrtbehörde T. Keith Glenna (links) und dessen Vize Hugh L. Dryden (rechts) ihre Ernennungsurkunden.

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Der Beschluss

Am 29. Juli 1958 unterzeichnete Eisenhower den "National Aeronautics and Space Act", mit dem die Gründung der National Aeronautics and Space Administration (NASA) beschlossen wurde.  Sie sollte die vorwiegend auf die Luftfahrt konzentrierten Projekte und Aufgaben der Vorgängerorganisation NACA ebenso übernehmen, wie die Koordination des neuen Bereichs der Raumfahrt und der zivilen Weltraumforschung. Wichtig auch war ein damit verknüpfter Beschluss: "Der Kongress erklärt hiermit, dass es die Entscheidung der Vereinigten Staaten ist, dass alle Aktivitäten im Weltraum friedlichen Zwecken gewidmet sein sollen - zum Wohle der gesamten Menschheit."

Wenige Monate später, am 1. Oktober 1958, nahm die neugegründete NASA zum ersten Mal ihre Arbeit auf. Zwar gab es im frühen Raketenprogramm zunächst noch weitere Rückschläge und Explosionen. Dann aber zahlte sich die koordinierte Arbeit der verschiedenen Raumfahrtzentren aus: Am 20. Juli 1969 betraten die ersten Menschen den Mond – und es waren NASA-Astronauten.

Dies ist eines der vielleicht bekanntesten Astronomiebilder überhaupt: Die Säulen der Schöpfung im Adlernebel, aufgenommen vom Weltraumteleskop Hubble.

NASA / ESA /The Hubble Heritage Team (STScl/AURA)

60 Jahre – und es geht weiter

Seither haben die vielen Raumsonden und Weltraummissionen der NASA der Wissenschaft und der gesamten Menschheit einzigartige und neue Erkenntnisse über das Weltall gebracht. So haben die Voyager-Raumsonden der NASA heute bereits unser Sonnensystem verlassen und sind der äußerste Vorposten der Menschheit. Weitere Sonden lieferten uns spannende Erkenntnisse von Mars, Jupiter, Saturn und jüngst sogar dem fernen Pluto. Und Weltraumteleskope wie Kepler, Spitzer oder TESS haben inzwischen unzählige Planeten um fremde Sonnen aufgespürt – von höllisch heißen Gasriesen bis zu lebensfreundlichen Erdzwillingen.

Heute findet die Weltraumerkundung allerdings längst nicht mehr nur säuberlich nach Nationen getrennt statt – die meisten größeren Projekte wie beispielweise die Internationale Raumstation ISS beruhen auf internationalem Teamwork. Aber auch hier ist die NASA eine der wichtigsten Triebkräfte geblieben.

Doch auch die Erde rückten erst Aufnahmen von NASA-Satelliten wie Landsat und die Fotos der ISS-Astronauten in ein ganz neues Licht. Viele Erkenntnisse beispielsweise zur irdischen Ozonschicht, über den Klimawandel oder die Eisgebiete unseres Planeten verdanken wir Satelliten und Missionen der US-Raumfahrtbehörde. Und wer heute mit dem Flugzeug fliegt, der kommt ebenfalls in den Genuss gleich mehrerer technischer Innovationen, die einst auf Forschungen der NASA beruhten, darunter die "Fly-by-Wire"-Technologie moderner computergestützter Flugzeuge oder die kleinen aufwärts gebogenen Winglets an den Flügelenden.

Das neu entwickelte Orion MPCV soll neben dem Transport von Fracht und Personen zur ISS in Zukunft auch bemannte Missionen zum Mond oder gar zum Mars eingesetzt werden.

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