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Wie öffnen Schlüsseldienste Schlösser und Türen ohne Beschädigung?

Vielen Verbrauchern ist es schon passiert: Man geht nur kurz zum Müll oder verlässt aus sonstigem Grund eilig das Haus, hört die Tür hinter sich ins Schloss fallen und hat in dieser Sekunde die siedendheiße Erkenntnis: Mein Schlüssel ist noch in der Wohnung! Ein großer Schreck, auf dem man sich vorbereiten kann, indem man einen Ersatzschlüssel an einer unauffälligen Stelle oder bei einem Nachbarn deponiert. Hat man das nicht gemacht, ist das jedoch kein Grund zu verzweifeln, wenn einem auch in der ersten Schrecksekunde danach ist. Es gibt einige Möglichkeiten, ein Schloss von außen zu öffnen, auch wenn der Schlüssel von innen steckt.

Um eine Tür ohne Beschädigung zu öffnen, benötigt man neben dem passenden Werkzeug auch Fingerfertigkeit und Übung.

Selbst ein Schloss ohne Schlüssel öffnen

Dazu kann man zum Beispiel eine Kreditkarte, einen Draht oder eine aufgeschnittene Plastikflasche benutzen. Mit einer Toilettenpapierrolle und einem Strick lässt sich auch ein gekipptes Fenster (im Erdgeschoss) ganz öffnen, damit man auf diesem Weg wieder ins Haus gelangt. Wer diese Tricks einmal versucht, wird bemerken, dass sie nicht so einfach wie gedacht von der Hand gehen. Man braucht Fingerfertigkeit und Übung.

Dennoch machen diese Tipps, die man leicht online finden kann, deutlich, wie wichtig es ist, beim Verlassen des Hauses nicht nur den Schlüssel mitzunehmen, sondern abzuschließen und auch alle sonstigen Maßnahmen rund um den Einbruchschutz wahrzunehmen. Denn Einbrecher haben die Übung und Fingerfertigkeit, um eine geschlossene Tür zu öffnen, die einem selbst fehlt.

Was aber, wenn es nicht gelingt, die Tür mit den empfohlenen Methoden zu öffnen? Dann gibt es keine andere Möglichkeit, als den Schlüsseldienst zu rufen.

Der Schlüsseldienst – Retter in der Not?

Schlüsseldienste sind in den letzten Jahren immer mal wieder in Verruf geraten, weil sie durch überteuerte Rechnungen die Notlage ihrer Kunden ausgenutzt haben. So verzögern sie etwa die Anfahrt und nehmen unnötige Beschädigungen am Schloss vor, um danach mehr abrechnen zu können. Doch es gibt auch vertrauenswürdige Anbieter für das notfallmäßige Öffnen einer Tür oder eines Schlosses. Bevor man irgendeinen Schlüsseldienst ruft, nur weil er in der Nähe ist, sollte man sich über die möglichen Anbieter erkundigen.

Tür ohne Beschädigungen öffnen

Ist der Dienstleister vor Ort, sollte man darauf bestehen, dass die Tür ohne Beschädigungen geöffnet wird. Das ist in der Regel nur dann nicht möglich, wenn sie bereits abgeschlossen wurde und man später den Schlüssel verloren hat. In allen anderen Fällen sollte eine Öffnung ohne Schaden kein Problem sein. Doch wie machen Schlüsseldienste das eigentlich? Eine Aufsperrtechnik ist nur so gut wie die Werkzeuge, die dabei benutzt werden.

Wunderwaffe Picks

Um eine Tür ohne Beschädigung zu öffnen, kommen sogenannte Lockpicks zum Einsatz. Es gibt neben den klassische Dietrichen auch E-Picks, Multipicks und andere Tools, mit denen Schlüsseldienste die Tür öffnen können. Dabei wird zwischen der Perkussionsmethode und der klassischen Methode unterschieden.

Bei der Perkussionsmethode wird durch ein „Klopfen“ ein Impuls an das Schloss gegeben, der von einem Abschnitt zum anderen wandert. Dadurch befinden sich die Kernstifte für einen kurzen Moment im freien Schweben und können so entriegelt werden.

Die klassische Methode konzentriert sich darauf, die im Schloss befindlichen Stifte herunterzudrücken, bis sich der Schließzylinder drehen und die Tür öffnen lässt. Dafür kommen spezielle Werkzeuge zum Einsatz.

Das sind die Werkzeuge, die von Schlüsseldiensten benutzt werden

Mit einem Elektropick wird das Schloss bzw. seine Sperrstifte in eine Schwingung versetzt. Dadurch befinden sie sich für einen Moment in der Öffnungsposition, den man ausnutzen kann, um die Tür zu öffnen. Ein E-Pick wird von einem Motor angetrieben.

Ein sogenannter Haken ermöglicht nach etwas Übung das Öffnen der Tür ohne Beschädigung, indem die Sperrstifte durch Drehen und Drücken in die Öffnungsposition gebracht werden.

Geschick und Übung erfordern ebenfalls Tools wie Öffnungsnadeln oder ein Dietrich. Es sind einfach Werkzeuge, die nicht bei jedem Schloss angewandt werden können.

Wenn sich das Schloss nicht manipulieren lässt, kann man auch den gesamten Zylinder herausziehen. Das funktioniert bei nicht abgeschlossenen Türen mit einem Werkzeug namens Glocke und hinterlässt keine Beschädigungen.

Etwas invasiver wirkt die Türöffnung mit einem Schlagschlüssel. Mit ihm werden die Stifte heruntergedrückt, dann wird auf das Werkzeug geschlagen. Das macht man solange, bis die Öffnungsposition erreicht ist.

Ganz ähnlich wie eine Kreditkarte oder eine zurechtgeschnittene Plastikflasche, allerdings deutlich einfacher, funktioniert ein Türfallengleiter. Er wird in den Türschlitz gesteckt und bis zur Türfalle bewegt, die mit etwas Geschick zur Seite gedrückt werden kann, wodurch sich die Tür öffnet. Professionelle Türfallengleiter sind an die Form der Tür angepasst. Das Ganze funktioniert allerdings nur bei unverschlossenen Türen.

Mit einem Lock-off kann man einen anderen Weg gehen. Dieser wird durch den Türspion geschoben und kann dann zum Herunterdrücken der Klinke benutzt werden.

Wenn man an der Tür kein Glück hat, führt der Weg manchmal über ein Fenster – das funktioniert natürlich am besten im Erdgeschoss und wird nicht von allen Schlüsseldiensten angeboten. Am besten fragt man beim Dienstleister nach, ob sie auch einen Fensteröffner benutzen würden, wenn man etwa ein Fenster auf Kippe hat. Der Fensteröffner besteht aus einem Zylinder und einer Kugel, die miteinander verbunden sind. Damit lässt sich ein gekipptes Fenster von außen schließen und dann ganz öffnen.

Wenn gar nichts mehr geht, dann kommt der Türspreizer zum Einsatz. Er hinterlässt deutliche Beschädigungen und wird nur im Notfall eingesetzt, etwa wenn Menschen aus einer Wohnung gerettet werden müssen.

Übrigens: In der Zukunft werden auf Schlüsseldienste (und Einbrecher) ganz neue Herausforderungen zukommen, wenn immer mehr Häuser smart werden. Ob die elektronischen Schlösser allerdings mehr Sicherheit bieten, ist nicht immer gesagt. Auf jeden Fall bieten sie auch für Hacker eine Möglichkeit, einzubrechen, ohne sich die Finger schmutzig zu machen. Es gilt also, auch diese modernen Systeme gründlich vor Einbrechern und der eigenen Nachlässigkeit zu schützen.

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