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Wie funktionieren selbsttönende Sonnenbrillen?

Ob im strahlenden Sommer oder bei weißem Schneevergnügen – manchmal ist zu viel Sonnenschein unangenehm. Gleißendes Sonnenlicht erschwert die Sichtverhältnisse, lässt krampfhaft dagegen anblinzeln. Außerdem ist die UV-Strahlung im Sonnenlicht nicht ungefährlich: Genau wie die Haut bei Sonnenbrand kann auch das Auge Schaden nehmen. Im Extremfall drohen bleibende Schäden oder sogar Blindheit. Sonnenbrillen mit passendem UV-Schutz sind ein wirksamer Schutz dagegen.
Aber wer auch so schon eine Brille tragen muss, für den ist der ständige Wechsel zwischen Sonnen- und normaler Brille ziemlich lästig. Hier bieten selbsttönende Gläser einen praktischen Ausweg: Sie passen sich von selbst den Lichtverhältnissen an und dunkeln sich bei stärkerem Sonnenlicht ab. Gehen wir dann wieder nach drinnen, hellt sich die Brille von allein wieder auf.
Prinzip Fotoplatte
Das Prinzip der selbsttönenden Sonnenbrille ist verblüffend einfach: Es handelt sich um dieselbe chemische Reaktion wie bei der Belichtung eines Schwarz-Weiß-Fotos. Ins Brillenglas eingearbeitetes Silberbromid oder Silberchlorid zerfällt dabei unter UV-Licht in seine Bestandteile. Dadurch entsteht5 Silber. Dieses bildet kleinste Kristalle, die dem Glas je nach Ausgangsstoff und Verteilungsgrad eine graue, braune oder schwarze Tönung verleihen.
Anders als beim Foto wird diese Reaktion jedoch nach erfolgter Belichtung nicht fixiert – so lässt sie sich auch wieder umkehren: Bleibt das Licht aus, klärt sich das Brillenglas allmählich wieder. Allerdings dauert dies deutlich länger als das Abdunkeln, unter warmen Wasser läuft die Rückreaktion jedoch schneller.
Intelligente Scheiben: Wenn das Glas mitdenkt
Etwas komplizierter wird es bei sogenanntem intelligentem Glas, wie es teilweise schon in Fensterscheiben eingesetzt wird: Hier lässt sich das Glas per Knopfdruck abdunkeln und wieder aufhellen - oder sogar völlig undurchsichtig machen. Auch die Farbe einer Glasscheibe kann sich auf diese Weise verändern. Solche Scheiben funktionieren ähnlich wie Flüssigkristall-Displays: Wird eine Spannung angelegt, richten sich die im Glas enthaltenen Kristalle im elektrischen Feld aus, so dass sie mehr Licht absorbieren und die Scheibe verdunkeln.
Der Vorteil solcher Gläser ist, dass sie sich elektronisch steuern lassen – unabhängig vom einfallenden Sonnenlicht. Für Sonnenbrillen ist diese Methode zu aufwändig, aber zum Beispiel bei Fensterscheiben lässt sie sich gut anwenden.

Wichtig: Trotz der Bezeichnung "Sonnenbrille" sollte man damit unter keinen Umständen direkt in die Sonne oder auch eine Sonnenfinsternis schauen. Zu diesem Zweck gibt es spezielle Sonnenfilter und Sonnen-Beobachtungsbrillen, andernfalls drohen schwere, bleibende Schäden am Auge.
AKR, 28.05.2015