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Arbeitssucht: Sind Sie ein Workaholic?

Machen Sie ständig Überstunden? Arbeiten Sie freiwillig auch am Wochenende oder nehmen sich regelmäßig Arbeit mit nach Hause? Lassen die Gedanken an den Job und ihre Aufgaben Sie auch in der Freizeit nicht los? Wenn dies zutrifft, könnten Sie in Gefahr sein, an Arbeitssucht zu leiden. Zu solchen Workaholics gehören heute immerhin rund acht bis zehn Prozent der Bevölkerung, wie Studien zeigen.
Wenn alles andere unwichtig wird
Allerdings: Längst nicht jeder, der viel und lange arbeitet, ist auch ein gleich arbeitssüchtig. Entscheidend ist vielmehr die Bedeutung, die der Job erhält – und ob die Arbeit droht, alles andere zu verdrängen. Denn wer ein Workaholic ist, für den ist die Arbeit nicht nur wichtig, sondern mit großem Abstand das Allerwichtigste im Leben. "Sie stecken so viel Energie und Aufwand in die Arbeit, dass private Beziehungen darunter leiden, Freizeitaktivitäten vernachlässigt werden und auch die Gesundheit schon beeinträchtigt ist", erklärt Cecilie Schou Andreassen von der Universität Bergen.
Wer arbeitssüchtig ist, kann nicht mehr auf die Arbeit verzichten und leidet sogar unter Entzugserscheinungen. Er denkt sogar darüber nach, wie er noch mehr Zeit freimachen kann, um sie der Arbeit zu widmen – ähnlich wie ein Drogensüchtiger, der im Laufe der Zeit immer mehr "Stoff" benötigt. Im Extremfall wird die Arbeit für den Workaholic so sehr zum Zwang, dass ein "Entzug" durch Urlaub oder Krankheit zur Qual werden – Ängste, Schuldgefühle und Depressionen.
Sind Sie ein Workaholic?
Testen Sie sich selbst: Welche der folgenden Aussagen treffen zu?
Wie gut haben Sie sich in diesen Aussagen wiedergefunden? "Wenn Sie auf mindestens vier der sieben Aussagen mit 'oft' oder 'immer' geantwortet haben, dann ist das ein Hinweis darauf, dass Sie ein Workaholic sein könnten", sagt die Psychologin Schou Andreassen. Das könnte dann ein Anlass sein, doch einmal über eine Veränderung nachzudenken.
Wer ist besonders gefährdet?
Schou Andreassen und ihre Kollegen haben auch genauer untersucht, was einen Workaholic ausmacht. Dabei zeigte sich: Die Arbeitssucht kann fast jeden treffen: Mann und Frau, ledige oder verheiratete, Akademiker oder weniger Gebildete. Einige Menschen scheinen aber dennoch besonders anfällig dafür zu sein, arbeitssüchtig zu werden. Drei Wesenszüge haben die Forscher dabei ausgemacht, die typisch für Workaholics zu sein scheinen:
- Auffallend viele Workaholics eher hilfsbereite und nachgiebige Menschen. Sie sagen selten "Nein", wenn sie um Hilfe gebeten werden und fühlen sich für ihre Mitmenschen verantwortlich. Kein Wunder also, dass sie auch im Job eher mehr als weniger auf sich nehmen – um die Kollegen zu entlasten oder den Chef zufrieden zu machen.
- Workaholics sind zudem oft kreative, erfinderische Menschen. Sie sind neugierig und intelligent und stürzen sich in die Arbeit, weil sie Spaß daran haben, etwas zu schaffen. Das allerdings kann sich im Laufe der Zeit auch in Gegenteil verkehren: Wird der Druck und die Arbeitssucht zu groß, geht der Spaß verloren, die Arbeit wird zum Zwang.
- Typischerweise erreichen Arbeitssüchtige zudem einen hohen Wert beim sogenannte "Neurotizismus". Das bedeutet, sie sind eher unsicher und nervös, reagieren sensibel auf Stress und sind impulsiv und launenhaft. Die Arbeit gibt ihnen Bestätigung und Anerkennung,
Was kann man tun?
Natürlich ist nicht jeder, der sich in diesen Beschreibungen wiedererkennt, automatisch gleich ein Workaholic. Bedenklich wird es aber, wenn Sie bei sich feststellen, dass Sie ohne ihre Arbeit nicht mehr klarkommen – obwohl diese sie körperlich und seelisch stresst. Denn oft führt diese Belastung zum Burnout, zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderen Gesundheitsschäden.
Was tun, wenn ich Züge des Workaholics bei mir entdecke? Hilfe kann eine Psychotherapie bieten, bei der ich lerne, die Triebkräfte hinter meiner Arbeitssucht zu verstehen. Aber auch eine Selbsthilfegruppe wie beispielsweise die "Anonymen Arbeitssüchtigen" können wertvolle Unterstützung bieten.
Website der Anonymen Arbeitssüchtigen