Wissensbibliothek
Albert Einstein: Jahrhundertgenie der Physik
Wie schaffte Albert Einstein den Durchbruch als Wissenschaftler?
Albert Einstein, der bis dahin vollkommen unbekannte »Technische Experte 2. Klasse« am Berner Patentamt, veröffentlichte 1905 auf einen Schlag drei wissenschaftliche Arbeiten, mit denen der 26-Jährige gleich auf mehreren Gebieten der Physik Bahnbrechendes leistete: Er erklärte die Brown'sche Molekularbewegung, interpretierte das Licht als Quanten und stellte die spezielle Relativitätstheorie auf. Mit diesem Coup betrat der 1879 in Ulm geborene und mit den Eltern über München und Mailand in die Schweiz gezogene Einstein die wissenschaftliche Bühne. Nach 1905, diesem Wunderjahr für die Physik, folgte rasch der wissenschaftliche Aufstieg Einsteins bis zur Berliner Professur, die ihm Max Planck 1913 antrug.
Woran arbeitete der Wissenschaftler hauptsächlich?
Einstein arbeitete ab 1913 intensiv an seiner allgemeinen Relativitätstheorie. Sie führte die spezielle Relativitätstheorie von 1905 fort und wurde 1915 vollendet. Er ging dabei auch auf die Ablenkung von Sternenlicht durch das Gravitationsfeld der Sonne ein. Einsteins charakteristische Fähigkeit war es, überraschende Zusammenhänge zwischen vorher getrennten physikalischen Phänomenen herzustellen. Das Bild eines fahrenden Zugs etwa brachte ihn dazu, ruhende und mitbewegte Bezugssysteme als gleichwertig zu betrachten, Raum und Zeit schließlich zu einem vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuum zu vereinheitlichen und so unsere herkömmlichen Vorstellungen außer Kraft zu setzen.
Welchen Stellenwert hatte die Relativitätstheorie?
Als britische Astronomen 1919 bei einer Sonnenfinsternis in den Tropen die Ablenkung des Sternenlichts durch die Masse der Sonne fotografierten, konnten sie damit auch Einsteins Theorie bestätigen. Die »New York Times« schrieb, Einstein habe Newtons Weltbild revolutioniert. Und tatsächlich wurde sie neben der Quantentheorie zum Signum der modernen Physik.
Zugleich demonstrierte aber dieser enorme Erfolg, dass dem militärisch besiegten und wirtschaftlich zerstörten Deutschland das Faustpfand der wissenschaftlichen Führungsrolle nicht entrissen worden war. Einstein hatte Sympathie für die junge Weimarer Republik und ihre nach Orientierung suchende Gesellschaft zeigte überschwängliches Interesse an der Relativität, die metaphorisch gern auf alle Lebensbereiche ausgedehnt wurde.
Da Albert Einstein die öffentlichen Erwartungen gern in großen Auftritten bediente, geriet er zum wissenschaftlichen Medienereignis und wurde ein Weltstar. Auf seinen Auslandsreisen in die USA und nach Japan hatten Einsteins Auftritte gar zu Reaktionen geführt, die Beobachter als »Massenhysterie« bezeichneten.
Bezog das Physikgenie politisch Stellung?
Ja, das tat Einstein. So engagierte er sich für Deutschland als Vertreter im Völkerbund und propagierte die Idee der »Vereinigten Staaten von Europa«. Er setzte sich aber auch für die Gründung eines jüdischen Staats ein. Doch spätestens nach der Ermordung seines Freundes Walther Rathenau und mit dem Aufkommen des offenen Antisemitismus wurde nicht nur er als Jude, sondern auch seine Physik als »jüdische Physik« denunziert. Der Nobelpreis für das Jahr 1921 (für die Lichtquantenhypothese) verstärkte das Interesse an, aber auch den Widerstand gegen seine Theorie und Person in Deutschland weiter. Von einer 1932 begonnenen Auslandsreise kehrte Einstein schließlich nicht mehr nach Deutschland zurück, sondern bezog nach Hitlers Machtergreifung sogleich öffentlichkeitswirksam Opposition zum nationalsozialistischen Deutschland und reiste in die USA.
Kam der Nobelpreisträger nach Deutschland zurück?
Nein, den Rest seines Lebens verbrachte Einstein als Professor in Princeton. Dort in den USA wurde er als Koryphäe anerkannt und 1941 nahm er die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Mit seinen Forschungen zu einer allgemeinen Feldtheorie und mit seiner Kritik an der Quantenmechanik (»Gott würfelt nicht!«) wurde er aber ein Außenseiter in der theoretischen Physik, die mehr und mehr amerikanisch und damit pragmatisch geprägt war und für seine philosophischen Überlegungen wenig Interesse aufbrachte.
Wirkte Einstein am Bau der Atombombe mit?
Nein, aber Einstein gab mit den Anstoß, diese Bombe zu bauen. Durch seine zwei Briefe an Präsident Roosevelt Ende 1939 und Anfang 1940 wurde er Mitinitiator der amerikanischen Atombombe, die seine These der Umwandelbarkeit von Masse in Energie so dramatisch demonstrierte (E=mc²). Vor allem seine Prominenz verschaffte der Furcht vor einer deutschen Atombombe beim US-Präsidenten Gehör. Am Bau der Bombe selbst war Einstein nicht beteiligt, er galt eher als Sicherheitsrisiko, und seine Bitte, nach der Kapitulation Deutschlands auf den Einsatz von Atombomben zu verzichten, fand keine Beachtung – 1945 wurde die erste Atombombe über der japanischen Stadt Hiroschima abgeworfen.
Konnte seine Theorie zu Ende geführt werden?
Nein. Die allgemeine Feldtheorie, an der Einstein bis zu seinem Tod im Jahr 1955 arbeitete und welche die Gravitation mit den anderen physikalischen Kräften verbinden sollte, fand bis heute keine vollständige Lösung. Auch seine Ideen von Rüstungskontrolle, Weltregierung und allgemeinen Bürgerrechten blieben Visionen, die sich durch keine elegante Formel haben lösen lassen.
Wussten Sie, dass …
Einstein mit seiner ersten Ehefrau Mileva Maric 1914 einen kuriosen Ehevertrag schloss? Darin war beispielsweise festgehalten: »Du hast weder Zärtlichkeiten von mir zu erwarten noch mir irgendwelche Vorwürfe zu machen. (…) Du hast eine an mich gerichtete Rede sofort zu sistieren, wenn ich darum ersuche.«
Einstein 1952 das Amt des Staatspräsidenten Israels angetragen wurde? Er lehnte es ab.
Erde zu Erde
Mikroorganismen zersetzen Tote in einem Hightech-Sarg in 40 Tagen zu Erde. Die Idee kommt aus den USA – nun gibt es die neue Bestattungsmethode auch hierzulande. von SALOME BERBLINGER und DESIRÉE KARGE Es handelt sich um kompostiertes Schwein. Doch die Erde riecht nach Blumenerde, wie man sie in einen Balkonkübel füllen würde....
Stätte des Fortschritts
Das MEET Batterieforschungszentrum der Universität Münster will die Leistung und die Nachhaltigkeit von Akkus steigern und die Batteriezellfertigung in Europa vorantreiben. Ein Besuch. von FRANK FRICK Münster ist bekannt als Fahrradstadt: Mehr als ein Drittel der Stadtbevölkerung ist hier täglich mit dem Rad unterwegs, unter...