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Duke Ellington: Heißer Swing und opulente Orchesterwerke

Woher nahm Ellington seine Inspiration?

Duke Ellingtons (1899–1974) Kreativität hing eng mit Menschen, Begebenheiten oder Einflüssen von außen zusammen. So komponierte er speziell für Solisten seiner Orchester, wie »Clarinet Lament« (1935/36) für Barney Bigard oder »Echoes Of Harlem« (1936) für Cootie Williams. Er verarbeitete einschneidende Erlebnisse wie den Tod der geliebten Mutter in »Reminiscing in Tempo« (1935). Er verwirklichte auch große Auftragswerke wie die 45-minütige Suite »Black, Brown And Beige« (1943), mit der er eine klangliche Parallele zur Geschichte der Afroamerikaner schreiben wollte. Ellington beschränkte sich dabei nicht auf Komposition und Arrangement, sondern sorgte für die komplette Gestaltung eines Stücks von der Idee bis zur Plattenaufnahme oder zum Bühnenauftritt.

Hits am laufenden Band?

Ja. Ellington war zwar keiner, der sich regelmäßig zum Komponieren hinsetzte, aber wenn ihn die Muse küsste oder ganz einfach ein neues Stück gebraucht wurde, war er ungeheuer produktiv. So entstanden »East St. Louis Toodle-Oo«, »Black And Tan Fantasy« und »Birmingham Breakdown« im Winter 1926/27, »Dear Old Southland«, »Stompy Jones«, »Daybreak Express« und »Solitude« im Dezember 1933 und im Januar 1934 oder »Concerto For Cootie«, »Cotton Tail« und »Ko-Ko« in nur zwei Monaten des Jahres 1940.

Ernster Künstler oder Entertainmentprofi?

Ellington war in erster Linie Funktionsmusiker. Er schrieb mit Ausnahme seiner Suiten und geistlichen Werke nicht um der Kunst willen, sondern für den Gebrauch in Clubs, im Radio, im Film oder auf der großen Bühne. Obwohl selbst ein virtuoser und eigenwilliger Pianist, war sein eigentliches Instrument das Orchester, mit dem er Stimmungen, Rhythmen und Klangfarben ausprobieren konnte. Über beinahe fünf Jahrzehnte hinweg versammelte er herausragende Musiker in seinem Ensemble, die wie der Bassist Jimmy Blanton in kurzer Zeit vieles verändern konnten oder wie der Altsaxofonist Johnny Hodges durch Kontinuität den besonderen Sound der Big Band gewährleisteten.

Was war Ellingtons Verdienst als Orchesterleiter?

Mit der Band »The Washingtonians« überwand er den traditionellen Chicago- und New-Orleans-Jazz; Zeugnis davon sind frühe Aufnahmen wie »Creole Love Call« (1927). Ellington hatte seinen ersten wichtigen Job 1923 bei den »Washingtonians« bekommen. Nach und nach übernahm er die Leitung der Band und baute sie zu seinem Orchester aus. Ende 1927 begann sein Engagement im legendären New Yorker Cotton Club. Die Abende teilten sich in »Dschungel-Stücke« mit exotischem Flair, atmosphärische »Mood-Songs«, Swing-Tanznummern und Blues-Derivate. Ellington komponierte Hits wie »Mood Indigo« (1930) und Klassiker wie »Solitude« (1933).

Was brachten die 1940er?

Einen wichtigen Produktivitätsschub, als sich der Arrangeur, Pianist und Komponist Billy Strayhorn (1915–1967) Anfang der 1940er Jahre dem Orchester Ellingtons anschloss. Er blieb bis zu seinem Tod Duke Ellingtons zentraler Ansprechpartner, schrieb Lieder wie »Chelsea Bridge«, »Johnny Come Lately«, »Blood Count« und verhalf 1941 dem Orchester mit »Take The A Train« zu einer echten Erkennungshymne. Ebenfalls in den 1940er Jahren entdeckte Ellington die große Form für sich, die er etwa mit dem Musical »Jump For Joy« und konzertanten Werken wie »Black, Brown And Beige«, »Deep South Suite«, »Blue Bells Of Harlem« und »Liberian Suite« pflegte.

Wie sah Ellingtons Spätwerk aus?

Nach der Big-Band-Flaute der Nachkriegsjahre gelang ihm im Jahr 1956 beim Festival in Newport mit »Crescendo And Diminuendo In Blue« ein überraschendes Comeback. In der Folgezeit komponierte Ellington Soundtracks für so bekannte Filme wie »Anatomie eines Mordes« (1959) und Suiten wie »The Far East Suite« (1966), präsentierte sich 1962 dann aber auch als geläuterter Modernist im Trio mit dem Bassisten Charles Mingus und dem Schlagzeuger Max Roach.

Seine späten geistlichen Werke, wie die drei »Sacred Concerts« (1965, 1966 beziehungsweise 1973) wurden ergänzt durch Ballettmusiken wie »The River« und opulente Orchesterwerke wie »Murder In The Cathedral« und »La Plus Belle Africaine«. Die Uraufführung des dritten »Sacred Concerts« im Oktober 1973 in der Londoner Westminster Abbey war ein letzter musikalischer Kraftakt.

Wussten Sie, dass …

Duke Ellington zu den produktivsten Musikern des Jazz gehörte? Je nach Art der Zählung hat er zwischen 3000 und 5000 Kompositionen geschrieben, davon zählen etwa »In A Sentimental Mood«, »Sophisticated Lady« oder »It Don't Mean A Thing (If It Ain't Got That Swing)« zu den bekanntesten amerikanischen Standards.

Duke Ellington – Musikalischer Hochadel?

Der Name deutet darauf hin. Edward Kennedy Ellington wurde aufgrund seiner »aristokratischen« Ausstrahlung schon als Jugendlicher »Duke« (Herzog) genannt. Geboren wurde er am 29. April 1899 in Washington in einfache Verhältnisse, die Eltern legten aber eine ambitionierte Haltung an den Tag. Seine professionelle Laufbahn startete er mit 17, mit 24 gründete er in New York die »Washingtonians« und spielte in verschiedenen Clubs. Durch die regelmäßigen Radioübertragungen aus dem »Cotton Club« erlangte er große Popularität. In den 1930er und 1940er Jahren folgten ausgedehnte Touren durch die USA und Europa. Als der Stern des Swing allmählich zu sinken begann, wandte er sich verstärkt klassischen Formen zu. Ellington starb hochgeehrt am 24. Mai 1974 in New York.

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