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Hagia Sophia: Krone der Baukunst für die heilige Weisheit

Was heißt Hagia Sophia?

Die 532 bis 537 erbaute Haupt- und Krönungskirche des Oströmischen Reiches war der heiligen Weisheit geweiht, griechisch hagia sophia. Das Gebäude spiegelt die politische Geschichte der einstigen Hauptstadt Konstantinopel – heute Istanbul – wider.

War der Standort der Kirche schon früher bebaut?

Ja, an der Stelle entstand bereits unter Konstantin dem Großen (Reg. 306–337) eine erste Kirche. Sie fiel den Zerstörungen im Nika-Aufstand 532 zum Opfer. Kaiser Justinian I. (Reg. 527–565) ließ daraufhin von den Architekten Anthemios von Tralles und Isidor von Milet einen Neubau errichten. Schon kurz nach der Weihe im Jahr 537 erwies sich dessen flaches Kuppelgewölbe als nicht tragfähig und stürzte bei einem Erdbeben 538 ein. 563 wurde eine neue Kuppel mit höherer Wölbung eingezogen.

Welche Wandlungen erlebte die Hagia Sophia?

Einen großen Einschnitt bedeutete die Eroberung Konstantinopels 1453 durch die Türken: Nun wurde aus der christlichen Kirche eine Moschee. Später kamen zahlreiche Anbauten hinzu, die vor allem die äußere Erscheinung veränderten. Die wenigen Eingriffe im Innern dienten hauptsächlich kultischen Zwecken, etwa die nach Mekka ausgerichtete Gebetsnische (Mihrab) in der Hauptapsis, die Sultan Süleiman II. der Prächtige (Reg. 1520 bis 1566) stiftete. Ein weiteres Erdbeben im Jahr 1894 zerstörte etliche der alten Mosaiken. Im Jahre 1934 wandelte sich der Zweck des Baus noch einmal. Aus dem Sakralbau wurde nun ein profanes Museum.

Was kennzeichnet den Kirchenraum?

Die Hagia Sophia vereint das Prinzip des Richtungsbaus (Langhaus mit Hauptschiff und Seitenschiffen) mit dem eines überkuppelten Zentralbaus – ein Gedanke, der von der byzantinischen und frühchristlichen Architektur bis in die Renaissance und den Barock weiterentwickelt werden sollte. Die Genialität der Erfindung liegt in der Qualität des Raums und seiner Anmutung, die unwiederholt und ohne Nachfolge bleiben sollte.

Hat man die verschiedenen Vorräume der Kirche durchschritten – ein (heute zum größten Teil zerstörtes) säulenumstandenes Atrium, eine äußere und eine innere Vorhalle (Narthex) –, betritt man den Hauptraum. Er bildet faktisch einen überkuppelten Saal mit quer zu ihm gesetzten kleineren Räumen. Für den Eindruck bestimmend ist jedoch die mächtige Hauptkuppel mit einem Durchmesser von 33 Metern und einer Scheitelhöhe von 56 Metern. Ihre gewaltigen Schubkräfte werden in der Längsachse auf je zwei Halb- und drei (bzw. zwei) Nebenkuppeln abgeleitet. Doppelstöckige Arkaden bilden den Übergang vom Kuppelraum zu den angrenzenden Seitenräumen.

Die gewaltige Leistung der Baumeister bestand darin, die tragenden massiven Pfeiler der Kuppel so geschickt in die Wandmassen einzubinden, dass sie als solche kaum erkennbar sind. Stattdessen wirkt es, als ob der innere Kuppelraum von einem hinter den Arkaden liegenden, äußeren Raum umschlossen wäre. Die Kuppel schließlich scheint über spielerisch durchbrochenen und durchfensterten Wänden zu schweben – bedenkt man die Monumentalität der Anlage und ihre Entstehungszeit, das 6. Jahrhundert, ein nicht nur in technischer Hinsicht höchst beeindruckendes Raumerlebnis.

Aus welcher Zeit stammen die Mosaiken und was zeigen sie?

Von der ursprünglichen Ausstattung fiel das meiste dem Bildersturm im 8. Jahrhundert zum Opfer, ein Großteil der Mosaiken stammt aus späterer Zeit. Viele zeigen Darstellungen der jeweiligen Kaiser, in deren Regierungszeit die Erneuerungen fielen (so etwa Kaiser Leon VI., vor Christus kniend, im inneren Narthex, um 900).

Thema des Widmungsmosaiks aus dem 10. Jahrhundert über der südlichen Narthextür ist die Stiftung der Kirche: Der thronenden Muttergottes werden von Kaiser Konstantin und Justinian Modelle von Stadt und Kirche dargebracht. Auch auf den Emporen sind noch Reste alter Mosaiken zu erkennen.

Wer ist auf den Mosaiken der Apsis abgebildet?

Das Halbrund der Kuppel zeigt die thronende Muttergottes mit kaiserlich gewandetem Kind, flankiert von den Erzengeln Gabriel (rechts) und Michael (links) schräg darunter an den Wänden des Altarraums. Der ursprüngliche Mosaikschmuck in der Apsis wurde zerstört, jedoch unmittelbar nach dem Bildersturm wiederhergestellt (um 867).

Was war der Ikonoklasmus?

Dem Ikonoklasmus (der Begriff leitet sich ab von griechisch eikon für Bild sowie kloein für zerstören) oder Bildersturm fiel in der Hagia Sophia ein Großteil der frühbyzantinischen Tafelbilder, Mosaiken und Fresken zum Opfer. Dazu zählen Darstellungen von Christus als Weltenherrscher in der Kuppel und von zwei der Seraphim in den Hängezwickeln darunter. Der Bilderstreit basiert auf dem 726 von Kaiser Leon III. ausgesprochenen und von seinen Anhängern vehement durchgesetzten Verbot der Bilderverehrung. Es wurde erst 787 nach der Thronbesteigung Kaiserin Irenes wieder außer Kraft gesetzt und lebte kurzfristig im 9. Jahrhundert noch einmal auf.

Wussten Sie, dass …

die acht grünen Marmorsäulen der Arkadenreihe im Erdgeschoss vom Tempel der Artemis in Ephesos stammen sollen?

die vier Porphyrsäulen in den seitlichen Apsiden wohl aus dem Jupitertempel in Heliopolis (heute Baalbek im Libanon) als Symbol der Überlegenheit des Christentums über die heidnischen Kulte herbeigeschafft wurden?

die Mosaiken wegen des islamischen Bilderverbots nach der Umgestaltung zur Moschee unter Putz lagen?

Opioide, Schmerzen, Medizin
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