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Schweiz: Ein Hort der Stabilität

Schweiz
Amtlicher Name:
Schweizerische Eidgenossenschaft
Fläche:
41 285 km²
Einwohner:
7,2 Mio.
Hauptstadt:
Bern
Amtsprache(n):
Deutsch, Französisch, Italienisch, Rätoromanisch
Währung:
1 Schweizer Franken = 100 Rappen bzw. Centimes

Landesnatur

Wo leben die Schweizer am liebsten?

Das Mittelland ist der am dichtesten besiedelte Landesteil der Eidgenossenschaft. Dieser 40–60 km breite Landstrich zwischen Genfer See und Bodensee ist zudem das fruchtbarste Gebiet und bildet das wirtschaftliche Kerngebiet der Schweiz.

Neben dem Mittelland besteht die Schweiz noch aus den Landschaftseinheiten Alpen (60 % der Fläche) und Jura (10 %). Der bis 1679 m hohe Schweizer Jura ist ein größtenteils gefaltetes Mittelgebirge. Das Klima ist auf den Jurahöhen rauer als im Mittelland, während es am Genfer See und im Tessin bereits mediterranen Charakter aufweist.

Bevölkerung

Welches sind die vier Landessprachen?

Die sprachliche Vielfalt ist ein typisches Merkmal der Schweiz. So haben 64 % der Bevölkerung Deutsch als Muttersprache, 19 % Französisch, 7 % Italienisch und 0,5 % Rätoromanisch.

Der deutsche Sprachraum umfasst die Zentralschweiz, das östliche Mittelland und den Nordosten des Schweizer Jura. Französisch ist im übrigen Schweizer Jura, im westlichen Mittelland, im Waadt, am Genfer See sowie im Mittel- und Unterwallis verbreitet. Italienisch wird im Tessin und in den südlichen Bündner Tälern gesprochen. Die rätoromanische Sprache, früher auch Churwelsch genannt und seit 1938 vierte Landessprache, ist auf den Kanton Graubünden beschränkt und zerfällt in mehrere Idiome (Sprechweisen). Als Schriftsprache aller Rätoromanen dient seit den 1980er Jahren das Rumantsch Grischun.

Wirtschaft

Woher kommt der Strom?

60 % des elektrischen Stroms liefern die reichlich vorhandenen Wasserkräfte. Daneben sind die Kernkraftwerke in Beznau, Leibstadt, Mühleberg und Gösgen von Bedeutung.

Die Wirtschaft ist so produktiv, dass neben den Einheimischen auch rd. 964 000 ausländische Arbeitskräfte im Land tätig sind.

Die Schweiz ist eines der am stärksten industrialisierten Länder der Erde. Im Jahr 2004 arbeiteten 72,6 % der Erwerbstätigen in Dienstleistungsberufen, 23,6 % in der Industrie und 3,8 % in Land- und Forstwirtschaft.

Finanzwirtschaft und Tourismus haben erhebliche wirtschaftliche Bedeutung. Für ein hoch entwickeltes Industrieland wie die Schweiz ist der Außenhandel lebenswichtig. Fast ein Drittel des Ausfuhrwertes entfällt auf Maschinen und elektrotechnische Erzeugnisse, 28 % auf Chemikalien, Kunststoffe und Pharmazeutika, 14 % auf Uhren und Schmuck sowie 3 % auf Nahrungs- und Genussmittel.

Geschichte

Wer waren die Vorfahren der Schweizer?

Die Helvetier, ein keltischer Volksstamm, der um 100 v. Chr. zwischen Jura und Alpen einwanderte und 58 v. Chr. von Cäsar unterworfen wurde. Von den Helvetiern leiten die Schweizer auch ihre lateinische Namensform ab (Confoederatio Helvetica).

Um 445 eroberten die Burgunder von Südwesten her das Wallis und das Gebiet bis zur Aare, wurden aber von der einheimischen Bevölkerung assimiliert; auch im Tessin und in Graubünden konnte sich die bisherige Bevölkerung halten, während das übrige Land von den Alemannen besiedelt und germanisiert wurde.

Was ist der bekannteste Gründungsmythos?

Die Eidgenossenschaft entstand durch den Zusammenschluss der drei Urkantone oder Waldstätte Uri, Schwyz und Unterwalden 1291 (»Ewiger Bund«). Einer Legende nach geschah die Beschwörung dieses Bundes durch Abgesandte der drei Urkantone auf dem Rütli – einer Bergwiese am Vierwaldstätter See.

Der Ewige Bund wurde 1332 um Luzern, 1351 um Zürich, 1352 um Glarus und Zug sowie 1353 um Bern vergrößert. 1389 mussten die Habsburger die Unabhängigkeit der Eidgenossenschaft anerkennen, die ihr Territorium allmählich erweiterte. Die endgültige Loslösung vom Deutschen Reich wurde im Westfälischen Frieden 1648 bestätigt. Mit dem Beitritt von Basel und Schaffhausen 1501 und Appenzell 1513 wurde der Bund zur Eidgenossenschaft der Dreizehn Orte.

1798 entstand die Helvetische Republik. Die Schweiz wurde zunächst Einheitsstaat. Durch die Mediationsakte vom 19. 2. 1803 wurde die Schweiz ein Staatenbund von 19 souveränen Kantonen. Auf dem Wiener Kongress von 1814/15 erlangte die Schweiz die Anerkennung dauernder Neutralität. Es bestanden jetzt 22 Kantone. Nach dem Sonderbundskrieg (1847) wurde die Schweiz durch die liberale Verfassung 1848 in einen Bundesstaat umgewandelt.

Übrigens: Der bisher letzte Kanton trat 1979 der Eidgenossenschaft bei. Damals wurde durch eine Volksabstimmung aus französischsprachigen Teilen des Kantons Bern der Kanton Jura gebildet.

Welche internationalen Einrichtungen befinden sich in der Schweiz?

Sowohl das Internationale Komitee vom Roten Kreuz als auch der Weltpostverein haben ihren Sitz in Genf. Im Ersten Weltkrieg bewahrte die Schweiz strenge Neutralität, übernahm aber in großem Umfang die Aufgaben zur Ermittlung von Vermissten und Kriegsgefangenen, den Austausch von Schwerverwundeten sowie die Beförderung der Gefangenenpost. Nach dem Krieg wurde das Land unter Wahrung der militärischen Neutralität Mitglied des Völkerbundes, der seinen Sitz ebenfalls in Genf nahm.

Im Zweiten Weltkrieg behielt die Schweiz ebenfalls ihre Neutralität und wirkte danach an den internationalen Hilfswerken mit. Die Vereinten Nationen haben einen ihrer Sitze in Genf und unterhalten hier u. a. die WHO (Weltgesundheitsorganisation). Auch das Hochkommissariat für Flüchtlinge der Vereinten Nationen UNHCR hat seinen Sitz in Genf. Ebenfalls in der zweitgrößten Stadt der Schweiz befindet sich die Zentrale der WTO (Welthandelsorganisation) und des Weltwirtschaftsforums. Die Jahrestagung dieser privaten Stiftung findet meist im schweizerischen Davos statt.

Übrigens: Auch der Weltfußballverband hat seine Zentrale in der Eidgenossenschaft. Der heutige Sitz der 1904 in Paris gegründeten FIFA ist in Zürich.

Architektur

Welcher Schweizer war wegweisend für die moderne Architektur?

Einen reichen Beitrag zur Architektur des 20. Jh. leistete Le Corbusier (eigentl. Charles-Edouard Jeanneret, 1887–1965). Wegweisend waren seine sowohl nach funktionalen als auch humanen Gesichtspunkten gestalteten Siedlungen und Schulbauten. Folgenreich im Städtebau wurde sein Plan für eine moderne Inselstadt: Villenhochhäuser als »Wohneinheiten« liegen in größeren Grünflächen.

Wer führte in der Schweiz die Reformation ein?

In der deutschen Schweiz wirkte von Zürich aus Ulrich (Huldrych) Zwingli (1484–1531), in der welschen (französischsprachigen) Schweiz von Genf aus Johannes Calvin (1509–1564).

Beeinflusst von Erasmus von Rotterdam (1466 oder 1469–1536) und Martin Luther (1483–1546), wandte sich Zwingli gegen Missbräuche in der Kirche, die Verbindlichkeit der Fastengebote und des Priesterzölibats. 1522 bis 1525 baute Zwingli mit Zustimmung des Zürcher Rats die vom Staat beschützte Volkskirche auf. Im Gottesdienst erfolgte die Konzentration auf die Predigt, die Abschaffung der Messe, Firmung und Letzten Ölung. Außerdem wurden Bildwerke und Musik verbannt.

Calvins reformierte Kirchenordnung ist gekennzeichnet durch die Befreiung des Gottesdienstes von allen biblisch nicht geforderten Elementen, die starke Betonung des Predigtamtes und des Psalmengesangs, eine strenge Kirchenzucht und ein Bilderverbot. Entscheidender Ausgangspunkt seiner Theologie ist das Bekenntnis zur Allmacht Gottes, dem in unbedingtem Gehorsam die Ehre gegeben werden muss. Daraus ergibt sich Calvins Lehre von der doppelten Prädestination (persönlicher Ratschluss Gottes über das ewige Heil oder die Verdammnis des Menschen).

Wussten Sie, dass …

Schweizerinnen erst seit 1971 auf Bundesebene wählen dürfen? Nur in Portugal (1974) und Liechtenstein (1984) setzte sich das Frauenwahlrecht noch später durch.

die Schweiz kein Staatsoberhaupt hat? Der jährlich gewählte Bundespräsident gilt als »primus inter pares« (Erster unter Gleichen) und ist lediglich Vorsitzender des Bundesrates.

das Land voller Wüsten ist? Die so genannten Hochgebirgswüsten sind vegetationsarme Zonen in den Alpen.

die Schweiz den 6. Platz im Käseexport auf dem Weltmarkt belegt?

es insgesamt 74 Viertausender-Berge in der Schweiz gibt? 19 davon befinden sich an der Grenze zu Italien.

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