Junger Mann mit Mut
Der “junge Mann“, wie sich Benjamin von Stuckrad-Barre in seiner Veröffentlichung Blackbox nennt, hat Mut. Franz Beckenbauer, Boris Becker, Gerhard Schröder - der 27-jährige Popliterat nimmt es in seiner aktuellen Veröffentlichung Deutsches Theater mit jedem auf: Niemand scheint vor den Fabulierkünsten des Wahl-Berliners sicher zu sein.
Und die können sich nach wie vor sehen lassen: In seiner ureigenen Art, die für den kurzen Witz mitunter eine längere Pointe opfert, erzählt Stuckrad-Barre die Geschichten der Republik in nicht enden wollenden Suaden. Etwa die von der Männerfreundschaft des Scorpion-Sängers Klaus Meine zu Gerhard Schröder. Oder von den ersten Tagen der Talkerin Sandra Maischberger bei n-tv. Oder - das von Harald Schmidt aufgeführte Stück darf natürlich nicht fehlen - warum sich Herr Peymann keine Hose kauft, aber trotzdem mit dem Autor essen geht.
Das ist kurzweilige Unterhaltung, guter Journalismus - große Prosa jedoch wieder nicht. Doch das ist nicht das Schlimmste: Es ist die selbstverliebte Pose, die auch bei seiner neuen Veröffentlichung stört. Echtes Theater eben.
Es muss ein Albtraum für die Presseagentin sein, von der Stuckrad-Barre so oft im Livealbum sprach, wie er sein Talent einmal mehr in den Dienst der großen Geste stellt. Natürlich hat Stuckrad-Barre Show-Talent - erstaunliches sogar, wie auf seiner Lesereise, in seiner MTV-Show Lesezirkel oder als immer wieder gern gesehener Talk-Gast bei Mentor Harald Schmidt dokumentiert.