Lexikon
Oratọrium
Musik
großes Werk, meist für Soli, Chor und Orchester, geistlich oder weltlich; der Ursprung liegt in Italien, wo im 17. Jahrhundert Bibelvorträge in einem Betsaal („Oratorio“) musikalisch umrahmt wurden. Mit der Entwicklung der Oper läuft die des Oratoriums parallel, besonders in der Verwendung von Rezitativ, Arie, Generalbass und Orchester. Der entscheidende Unterschied ist, dass das Oratorium auf Bühnendarstellung verzichtete; dadurch wurde die Einführung einer Erzähler-Partie möglich (italienisch Testo, lateinisch Historicus). Der Chor gewann eine größere Rolle, besonders bei lateinischem Text (G. Carissimi). Die Werke der neapolitanischen Komponisten (Anfang des 18. Jahrhunderts) sind opernähnlich (A. Scarlatti, G. B. Pergolesi u. a.). Auch G. F. Händel begann sein Oratorienschaffen in Opernnähe. Den Höhepunkt bildete bei ihm der „Messias“ (1742). J. S. Bachs „Weihnachtsoratorium“ besteht eigentlich aus sechs Kantaten für die verschiedenen Feiertage, wie im 18. Jahrhundert sich die Gattung überhaupt der Kantate nähert (C. H. Graun, G. P. Telemann, P. E. Bach). J. Haydn schuf mit der „Schöpfung“ und den „Jahreszeiten“ Zentralwerke der Gattung. Die Romantiker haben sich dem Oratorium mit großen geistlichen und weltlichen Werken gewidmet (F. Mendelssohn-Bartholdy, R. Schumann, F. Liszt, H. L. Berlioz, C. Franck u. a.). Im 20. Jahrhundert erhält das Oratorium volkstümliche Färbung oder wird zum monumentalen Bekenntniswerk (z. B. bei A. Schönberg, F. Martin, B. A. Zimmermann, A. Honegger oder D. Schostakowitsch).
Oratorien (Kulturtabelle).sgm
| Komponisten | Werke |
| Heinrich Schütz (1585–1672) | Weihnachtshistorie (1664) |
| Giacomo Carissimi (1605–1674) | Jephte (vor 1650) |
| Johann Sebastian Bach (1685–1750) | Matthäuspassion (1729); Weihnachtsoratorium (1734/35) |
| Georg Friedrich Händel (1685–1759) | Messias (1742) |
| Joseph Haydn (1732–1809) | Die Schöpfung (1798) |
| Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) | Requiem in d-Moll (1791) |
| Hector L. Berlioz (1803–1869) | L’enfance de Christ (1850–1854) |
| Felix Mendelssohn-Bartholdy(1809–1847) | Paulus (1836); Elias (1846) |
| Johannes Brahms(1833–1897) | Deutsches Requiem (1868) |
| Camille Saint-Saëns (1835–1921) | Le déluge (1875) |
| Arnold Schönberg (1874–1951) | Die Jakobsleiter (1917/1961) |
| E. Benjamin Britten (1913–1976) | War Requiem (1962) |
| Krzysztof Penderecki (* 1933) | Dies irae (1967); Credo (1998) |
Telemann, Georg Philipp
Georg Philipp Telemann
© wissenmedia
Mendelssohn Bartholdy, Felix
Felix Mendelssohn Bartholdy
© wissenmedia
Wissenschaft
Dicke Kleidung bringt’s nicht
Warum man an kalten Tagen in dicker Kleidung unter Umständen stärker friert als in dünner, erklärt Dr. med. Jürgen Brater. Unter dem Begriff „gefühlte Temperatur“ kann sich mittlerweile jeder etwas vorstellen und weiß daher, dass das Wohlbefinden im Freien nicht nur von der gemessenen Temperatur, sondern maßgeblich von anderen...
Wissenschaft
Wandelbares Glas
Faltbare Handy-Displays, feine Isolierungen auf Mikrochips und Fenster, die sich per Knopfdruck abdunkeln lassen – all das lässt sich aus Glas herstellen. Raffinierte neue Fertigungsmethoden machen es möglich. von FRANK FRICK Ein Mann will sein Auto starten. In diesem Moment fliegt ein Golfball auf die Windschutzscheibe zu. Was...
Mehr Artikel zu diesem Thema
Weitere Artikel aus dem Kalender
Weitere Artikel aus der Wissensbibliothek
Weitere Lexikon Artikel
Weitere Artikel aus dem Wahrig Fremdwörterlexikon
Weitere Artikel auf wissenschaft.de
Pflanzen als Biofilter
Gesunder Menschenverstand
Wie Tee sein Aroma erhält
Das Duell der Giganten
Lebensrettende Back-Story
Vorstoß in die Hölle